http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0116
jedoch sowohl das Zunftrecht wie die Eröffnung einer eigenen Druckerei verwehrt
. Und so ist über eine Tätigkeit de la Carriere's in Basel nichts zu erfahren
gewesen. Er ist aber in der Tübinger Matrikel eingetragen. Allerdings offensichtlich
nicht zum Zwecke des Studiums. Er gehörte nämlich zum Kreis von Buchdruckern
, die für die Universität gearbeitet haben, wofür ihnen (mit der Immatrikulation
) das akademische Bürgerrecht zugestanden wurde. De la Carriere
dürfte 1715 geboren sein und 1734, mit 19 Jahren, beginnt er seine Tätigkeit in
Tübingen »travaillant ches Mr. Cotta«. Seine Lehre dürfte er hinter sich gehabt
haben. Die Offizin von Cotta, Vorläufer des berühmten Verlegers, hatte, nach
der Matrikel zu urteilen, einen ziemlichen Zulauf an Druckern, dementsprechend
auch wohl schon einen bedeutenden Namen und einen entsprechend großen
Betrieb. Die Druckereien in Universitätsstädten waren zweifellos völlig
selbstständige Betriebe. Da sie aber von den Universitäten und Professoren für
deren eigene Bedürfnisse in Anspruch genommen wurden, genossen sie wohl an
allen deutschen Universitäten das akademische Bürgerrecht, wie es die meisten
Matrikeln, vor allem im 18. Jahrhundert, auch ausweisen12'.
De la C. verheiratete sich in Lörrach mit Anna Maria Louisa Vincent, aus einer
ebenfalls hugenottischen Lörracher Familie. Gleich nach Eröffnung seines von
der markgräflichen Regierung konzessionierten Betriebs hatte er sich gegen unaufhörliche
Angriffe des vorher einzigen Druckers im Lande zu wehren, Maschenbauer
in Karlsruhe. Dieser versuchte in häßlichster Weise, sein eigenes älteres
»Privilegium« gegen Carrieres Privileg und Tätigkeit auszuspielen, was ihm
jedoch nicht gelang. Nicht nur C.'s Tätigkeit und Können wurden in den Karlsruher
Überlegungen gewürdigt, sondern offenbar auch seine noblere Art sich zu
wehren. Markgraf Carl Friedrich entschloß sich damals, den Begriff »Privileg«
durch das Wort »Concession« zu ersetzen, ein ganz interessanter Aspekt dieses
Streits.
Samuel August de la Carriere starb in Lörrach am 4.3.1748, noch nicht 33 Jahre
alt. Seine Witwe führte den Betrieb noch eine Zeitlang weiter.
Gaupp (Gauppius) Georg Friderich, geb. in Efringen am 8.11.1719 als Sohn des Schatzungseinnehmers
Georg Jacob G. aus einer bekannten Biberacher Familie. Sein
jüngerer Bruder Ferdinand Christoph war eine Zeitlang Praeceptor am Lörracher
Pädagogium (vgl. diese Reihe im Heft 2/1982). Georg Friedrich ist der berühmte
»Großbritannische Hauptmann« Gaupp18'' und Teilhaber in der Lörracher
Stoffdruckerei von Joh. Friedrich Küpfer, bezw. seines Sohnes. Er studierte
in BS 1735/36 und anschließend finden wir ihn als Jurastudent Str 1737 iur. Fak.
Er trat dann aber in den badischen Militärdienst im Regiment Prinz Eugen v. Baden
ein, danach in ein schweizerisches Regiment in französischen Diensten in
Nancy. Außer Französisch erlernte er die italienische, englische und schließlich
noch die persische Sprache. Als Offizier in einem schweizerischen Bataillon trat
er in den Dienst der Britischen Ostindischen Kompanie und kam 1751 nach Indien
. 1752-59 war er an Kämpfen gegen Franzosen und Inder beteiligt. Einen Teil
seiner wertvollen Mineral- und Edelsteinsammlung verlor er bei der französischen
Beschießung des Hafens von Madras. Ab 1760 war er in Karlsruhe, dann in
Lörrach, wo er Teilhaber in Küpfers Indiennemanufaktur wurde. 1764 und 1772
Korrespondent der Markgräfin Caroline Luise v. Baden in Sachen ihrer Mineraliensammlung
. G. war also ein sehr gebildeter, vielseitig interessierter Mann, seine
Frau eine Tochter des Lörracher Landschreibers Joseph Süss.
Die Taufeinträge seiner Familie im KiB Lörrach und die genannten Paten zeigen
einmal seine eigene Verbindung mit der Heimat während seiner Abwesenheit
, vor allem aber die Wertschätzung, die er offenbar auch in Kreisen der Ostindischen
Kompanie bezw. der britischen Zivil- und Militärdienste in Indien genoß
.
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