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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 119
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0121
Die Berckheim-Taufeinträge zeigen exemplarisch das übernationale Verhalten
des Adels zur damaligen Zeit. Deshalb seien sie hier etwas ausführlicher behandelt
. Im Lörracher KiB finden wir 3 Taufeinträge dieser Familie:
Carl Christian, geb. am 12.8.1774 (s. oben), wohl in Lörrach geboren (?), Ludwig
Christian Friedrich, geb. am 27.11.1778 zu Straßburg und Frantz Carl, geb.
am 2. Mai 1785 in Straßburg.

Die Straßburger Taufen (und wohl auch die Geburten) fanden im Hause der
Großmutter mütterlicherseits v. Glaubitz, geb. v. Landsperg, statt. Der Vater
ließ beglaubigte Abschriften der Taufeinträge anfertigen, um sie nachträglich
auch ins Lörracher KiB eintragen zu lassen. Von Sigismund fehlt dieser Eintrag
wie schon gesagt, er dürfte in Straßburg im KiB der Predigerkirche zu finden
sein. Beim Eintrag von Carl Christian scheinen Geburt und Taufe in Lörrach gewesen
zu sein, der Taufeintrag ein Original-Eintrag zu sein.

Die Berckheim waren württembergische Lehenleute für die oberelsässische
Herrschaft Bergheim (zu der Bergheim und Jebsheim und weitere Orte in der
Nähe von Reichenweier-Colmar gehörten). Aus diesen Orten finden sich zahlreiche
protestantische Flüchtlinge im Basler Flüchtlingsrodel von 1678 zur Zeit
von Ludwigs XIV. erstem Eroberungskrieg.

Im Eintrag von 1774 finden sich als Paten: Der Markgraf Carl Friedrich selbst
und der Erbprinz Carl Ludwig, ein Freiherr von Berckheim, franz. Comman-
dant eines Bataillons und Ritter des Ordens du merke militaire. Ein anderer von
Berckheim, königl. frantz. Obrister der Cavalerie, Städtmeister einer löbl. Stadt
Strasbourg, der Universität allda Canzler, Ritter des Ordens du merke militaire
und des Brandenburgischen Rothen Adler-Ordens. Ein Freiherr von Bernhold,
königl. frantz. Obrist der Infanterie, des Hessischen Löwenordens usw., ein
Freiherr von Landsperg, Director der frey ohnmittelbahren Ritterschaft im unteren
Elsaß, Ritter des königl. frantz. Militär-Ordens von St. Louis, dann der
markgräfliche Oberforstmeister von Stetten von Kandern, dann erst folgen die
Damen aus fürstlichem Hause wie die Markgräfin Caroline Luise, dann die Erbprinzessin
, eine Fürstin zu Anhalt-Zerbst usw.

Da diese ganze Gesellschaft aber nicht daran dachte, anwesend zu sein, unterschrieben
in ihrem Namen die anwesende »Frau Francisca Friderica Octavia
Freyfrau von Glaubitz, geb. Freyin von Landsperg« für die »durchlauchtigsten
und übrigen Frauen und Fräulein Göttelen«, und »Namens derer Durchlauchten
und übrige Herren Pfetteren stundte Herr Michael Hugo Hochfürstlicher Marg-
grävisch Badischer Hoffrath und Landschreiber« usw. Nicht einmal der von
Kandern war gekommen. Was soll man von solchem Theaterdonner halten? Ein
ziemlich trauriges Fest scheint dies gewesen zu sein.

Die Einträge zeigen sehr gut, daß die wirtschaftliche und politische Interessenlage
der adligen Familien den Vorrang hatten vor anderen Erwägungen oder Gefühlen
. Bodenständigkeit, Bindung an eine Landschaft zählten, wenn überhaupt
, dann erst in dritter Linie. Die Besitztümer waren Einkommensquellen
und nicht viel mehr. Ausnahmen können im Gesamtbild vernachlässigt werden.
Auch das Heiratsverhalten war (im allgemeinen) so exclusiv, daß man nicht von
zwei verschiedenen Ständen, sondern Welten sprechen muß: Adlige Geschichte
kann nicht zur Bevölkerungsgeschichte gezählt werden. Dies steht ganz im Gegensatz
zum Heiratsverhalten unserer studierten Leute bis hin zu den höchsten
Beamtenstellen, etwa der Landschreiber, die ihr Amt ja stets nur in Doppelfunktion
mit den adligen Landvögten auszuüben hatten, wie die frühesten bekannten
Bestallungen belegen. Sie konnten nur kollegial und durften nicht einzeln handeln
. Es wurde sogar üblich, daß meist auch noch ein Dritter die Schriftstücke an
den Markgrafen und die Regierung in Durlach unterzeichnete: Der jeweils höchste
Geistliche im Oberamt. Die Geistlichen und die Beamtenschaft waren im all-

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