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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 124
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0126
Entscheidend für die heutige Ordnung des Archivs ist die Tätigkeit von Dr. Rudolf
Wackernagel (1855-1925). 1877 wurde die Aufsicht über das städtische Archivwesen einem
Staatsarchivar übertragen. Wackernagel wurde zum ersten Inhaber dieses Amtes
gewählt. Er setzte sich zum Ziel, die Ordnung des aus verschiedenen Registraturen, Gewölben
und Kanzleien bestehenden Archivmaterials einheitlich zu gestalten. Er ging dabei
radikal vor, indem er die Akten aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang herausriß.
Das Resultat seiner immensen Arbeit war ein nach künstlichen Sachprinzipien neu geordnetes
Archiv. Der Erschließung des Bestandes dient das von Rudolf Wackernagel
1904 in Druck gegebene, rund 900 Seiten starke »Repertorium des Staatsarchivs zu Basel
«.

Wackernagel gliederte das Archivgut materiell in Urkunden, Bücher und Akten. Die
Urkunden stellte er separat auf. Im Hauptarchiv vereinigte er das Schriftgut der staatlichen
Verwaltung vom Mittelalter bis in die neueste Zeit, das er nach Sachgebieten in 124
Sektionen einteilte.

Für das Thema grenzüberschreitender Überlieferung sind ganz allgemein von Wichtigkeit
die Sektionen »Ratsbücher« (seit 1356), »Missiven« (das sind Konzepte und Kopien
ausgegangener Schreiben, in fortlaufender Reihe seit 1409 mit wenig Lücken erhalten
), »Politisches«, sowie die Akten über die Beziehungen zu fremden Staaten, Fürsten
und Städten. Ebenfalls in Betracht kommen die Akten in den vielen Sachgruppen des
Hauptarchivs.

Während das Hauptarchiv von Wackernagel strikte nach dem Pertinenzprinzip geordnet
ist, die Akten also nicht mehr im gewachsenen Zusammenhang stehen, kommt in
den Nebenarchiven in der groben Gliederung die Provenienz immerhin zum Zuge. Die
Nebenarchive (85 Sektionen) enthalten das Schriftgut verschiedener bestehender und erloschener
Institutionen. An erster Stelle sind daraus zu nennen die Archive der Basler
Stifte, Klöster und Gotteshäuser, die Gerichtsarchive, das Universitätsarchiv, die Zunftarchive
, das Archiv der Basler Evangelisch-reformierten Kirche, die Notariatsarchive
und schließlich die Privatarchive.

Betrachten wir nun die Schwerpunkte grenzüberschreitender Überlieferung im Staatsarchiv
Basel kursorisch im Zusammenhang mit der Geschichte der Stadt. »Grenzüberschreitend
« beziehen wir im folgenden auf die heutigen Staatsgrenzen zu Deutschland
und Frankreich.

Dort wo der Rhein in die oberrheinische Tiefebene eintritt, im Schnittpunkt der Straßen
aus Jura, Vogesen, Elsaß und Schwarzwald, nahe der Burgunderpforte, also dem
Sundgau, hatte Basel, seit 1225 im Besitz einer Rheinbrücke, als Umschlag- und Halteplatz
den Vorteil der günstigen Lage. Auf drei Seiten war die Stadt freilich umschlossen
von den Herrschaften der Habsburger, an deren Stelle zum Teil im 17. Jahrhundert
Frankreich trat, des Markgrafen von Baden und des Fürstbischofs von Basel. Zur Erwerbung
eines eigenen Landgebietes griff die Stadt vornehmlich nach Süden aus: Mit ihrem
Gold, nicht mit ihrem Schwert schob sie Bischof und Adel beiseite, sicherte sich die Paßhöhen
des Jura und öffnete sich so den Weg zum eidgenössischen Mittelland und zum
Gotthard.

Bereits seit frühmittelalterlicher Zeit Bischofsstadt, beeinflußten zwei voneinander
unabhängige Entwicklungen die Stellung Basels: Zum einen stärkte der Kaiser durch die
Abtretung wichtiger Hoheitsrechte den Bischof als Stadtherrn, zum andern konnte Basel
die Rechte einer Freien Reichsstadt erlangen, die über sich nur den Kaiser als weltlichen
Herrn anerkannte. Diese mehrdeutige Rechtslage erleichterte es der Stadt, sich
Stück um Stück ihre Unabhängigkeit vom Bischof zu erwerben, teils, indem sie sich ihre
Handfeste fortlaufend verbessern ließ, teils, indem sie wichtige Hoheitsrechte gegen bares
Geld vom Bischof zu Pfand übernahm und die Auslösung dieser Pfänder verunmög-
lichte: So gelangten 1373 Münz- und Zollrecht, 1385 die Schultheißenämter in Groß-
und Kleinbasel an die Stadt. 1386 kaufte sie sich von König Wenzel die Reichsvogtei.
1392 erwarb Basel vom Bischof das auf dem rechten Rheinufer gelegene, zur Diözese

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