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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 130
(PDF, 40 MB)
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hann Gottlieb Breitkopf in Leipzig zur gleichen Zeit ebenfalls mit diesem Problem, doch
ist dieser kaum über primitive Anfänge hinausgekommen. Dagegen haben Vater und
Sohn Haas im Laufe der Zeit doch etwa dreißig geographische Karten hergestellt, die hohes
Lob und weite Verbreitung fanden. Darüber schreibt E. Hoffmann^1: »Der Gedanke,
Karten zu 'setzen', statt in Holz zu schneiden oder in Kupfer zu stechen, drängte sich
gleichzeitig auch deshalb auf, weil der Schriftsatz ein wohlfeileres Verfahren darstellte
als der Holzschnitt oder gar der Kupferstich. Zudem erlaubte eine mit Typen gesetzte
Karte nachträgliche Korrekturen durch Auswechseln mit anderem Typenmaterial. Im
18. Jahrhundert war eben der Steindruck noch so gut wie unbekannt, geschweige denn
die Chemigraphie.«

Wie Haas selbst der Nachwelt hinterlassen hat, ist die Idee zu seiner Erfindung aus
vielen Quellen geflossen: seiner Schulung, seiner Intelligenz, seinen Erfahrungen und
seinem Streben nach Vervollkommnung. Unter dem Titel »Beschreibung und Abriss einer
neuen Buchdruckerpresse. Erfunden in Basel 1772 und zum Nutzen der Buchdruk-
kerkunst herausgegeben von Wilhelm Haas dem Vater«, gewährt er dem Leser Einblick
in das Werden seiner Erfindung. Wegen der Auseinandersetzungen mit den Zünften,
Haas war Schriftgießer und nicht Buchdrucker, konnte sein Sohn erst 18 Jahre nach dem
Bau der Presse, 1790, die Schrift seines Vaters herausgeben. Die Herausgabe diente offensichtlich
zwei Zwecken, einmal der Bekanntgabe der neuen Erfindung, dann aber
auch der geschäftlichen Werbung. Haas wundert sich in seiner Schrift, weshalb die
Buchdruckerpresse in den dreihundert vorausgegangenen Jahren kaum wesentliche Verbesserungen
erfahren habe. Er führte dazu aus, daß erst diese »den Fleiß und die Geschicklichkeit
des Schriftschneiders, des Gießers und des Setzers gleichsam vollendet
und erhebt«. Dem fügt er auch noch eine Reihe von direkten und praktischen Erfahrungen
an, die ihn zu einer Verbesserung der alten Presse bewogen. Er schreibt:

Die Bauart der gewöhnlichen Pressen ist allgemein bekannt: Das Hauptgestell
von Holz, mit mehr oder minderem Fleisse zusammengefügt und oft an wesentlichen
Theilen zu schwach, leidet durch jede merkliche Veränderung der Witterung
, und ist selten stark genug, um die dazu gehörigen Theile von Metall in genauer
Verbindung, und besonders in der bey dieser Maschine so nothwendigen
Festigkeit und gleichen Richtung zu erhalten: Daher kömmt es auch, dass ein
Drucker, welcher über den Erfolg seiner Arbeit nicht ganz gleichgültig ist, mit
großem Zeiverlust auf allerhand Vortheile und Handgriffe bedacht seyn muss,
um die Fehler seiner Presse, so viel thunlich, zu verbessern, und ihre Mängel zu
ersetzen. Außerdem nehmen die Pressen von alter Bauart sehr viel Raum ein, sie
verdunkeln wegen ihrer Höhe die Zimmer, und werden durch das unvermeidliche
Gesperre den Gebäuden nachteilig. Diese Unvollkommenheiten einer so
wichtigen Maschine haben seit langem meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen,
und ich habe Zeit und Kosten darauf verwendet, sie zu heben. Schon im Jahre
1772 fieng ich meine Versuche zu diesem Ende an. Die allgemein bekannte
Münzpresse gab mir die ersten glücklichen Ideen ein; ich suchte das Vortheilhafte
davon auf die Buchdruckerpresse anzuwenden...«

Hieraus ist mit aller Deutlichkeit abzulesen, daß Haas ein kritischer Beobachter war,
der die festgestellten Mängel nicht auf sich beruhen lassen wollte, sondern eifrig bei anderen
maschinellen Schöpfungen anzuknüpfen suchte, um sie sich für sein Vorhaben
dienstbar zu machen. Ihm war die neue Münzpresse4 bekannt, die ein Jahr zuvor der Öffentlichkeit
vorgestellt worden war. Er erkannte, daß der große Balancier mit den zwei
schweren Schwungkugeln auch an der Buchdruckerpresse eine ergiebige Verbesserung
bewirken müßte. Später wird noch gezeigt werden, wie Haas seine Konstruktion gegenüber
der Münzpresse abänderte, um sie ebenfalls für seine Buchdruckerpresse zu nützen
.

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