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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 140
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0142
Die Haas'sche Erfindung blieb nicht unangefochten

Nach harten und langwierigen Auseinandersetzungen mit den Zünften, die schon
oben erwähnt wurden, kam schließlich doch ein Kompromiß zustande. Bruckner8 führt
darüber aus: »Auf Anregung eines Buchdruckers schlug die Bücherkommission vor,
Haas die Benützung der Presse unter der Bedingung zu gestatten, daß er daran weder
Lehrjungen ausbilde noch Gesellen beschäftigte und ausser seinen Schriftproben keine
Werke drucke, ausgenommen die erwähnte Abhandlung über die Verbesserung und
Verschönerung der Typographie.« Man komme damit zwar Herrn Haas, dem erfinderischen
Künstler, nur wenig entgegen; es müsse aber für ihn einiges Entgegenkommen
walten, »weil dergleichen Personen, sowie Künste und die den Gewerben nützlichen Erfindungen
selbst in wohl eingerichteten Staaten und Freiständen zu schirmen, zu verteidigen
und zu vergünstigen, den Staaten Nutzen, Vorteil und Ehre mit sich bringet und
dies auch üblich ist.«

Seine fachlichen Zeitgenossen haben demnach das Wirken von Haas durchaus loyal
und anerkennend beurteilt, aber die Zünfte in ihrer Starrheit hatten die Bedeutung der
Erfindung noch nicht zu erkennen vermocht. Auch andere Anfechtungen blieben nicht
aus. Nochmals sei Bruckner9 zitiert, der im Zusammenhang mit der neuen Presse
schreibt: »Die Presse selbst wurde vom Schlosser Heinel in Lörrach gebaut, der sich nachträglich
als Erfinder ausgab.« Diese Darstellung erschien mir aus verschiedenen Gründen
nicht ganz hieb- und stichfest. Zunächst vermutete ich, Haas hätte seine Presse in
Lörrach, in der markgräflichen Nachbarschaft, wegen der Geheimhaltung seines Planes
vor den Zünften auswärts bauen lassen. Die Einfuhr der Maschine, in zerlegtem oder
montiertem Zustande, hätte andere Komplikationen hervorgerufen, auch müßte Heinel
über eine gut ausgerüstete Werkstätte verfügt haben. So wandte ich mich an das Stadtarchiv
Lörrach. Mit großem Interesse hat sich dort Herr Hoog10 diesen Fragen angenommen
und zur näheren Abklärung auch Akten aus dem Badischen Generallandesarchiv in
Karlsruhe herangezogen. Daraus ergaben sich ganz neue und interessante Aspekte, die
hier kurz zusammengefaßt sind. Wahrscheinlich ist Paul Friedrich Heinel, ein Schlosser
aus Schneeberg (Sachsen), aufgrund des am 3. Juni 1756 von der Hochfürstl. markgräfl.
Baden-Durlachischen geheimen Canzlei erlassenen Werbebriefs »Benachrichtigung die
Stadt Lörrach betreffend« in diese Kleinstadt zugewandert. Der Werbebrief stellte für
Handwerker in Lörrach günstige Existenzbedingungen in Aussicht. Durch Dekret der
markgräflichen Verwaltung in Karlsruhe vom 10. Sept. 1763 wird dem in Lörrach als
Bürger aufgenommenen P. F. Heinel, Schlossermeister, nebst Ehefrau das der markgräflichen
Kasse und der Gemeinde zustehende Bürgergeld begnadigt. Darüber hinaus erhält
er das Privilegium einer zehnjährigen Freiheit von allen bürgerlichen Abgaben und
Beschwerden. Heinel war also ein geachteter Handwerksmeister geworden. In Rechungen
an die Stadt Lörrach sind einige für diese ausgeführte Arbeiten belegt. So eine Reparatur
an einer Siegelpresse. In den Jahren 1777 bis 1779/80 war er verordneter Stadtbaumeister
in Lörrach und hatte in dieser Eigenschaft Handwerkerarbeiten zu begutachten
und die Rechnungen zu überprüfen.

Aus Karlsruher Akten, die einiges Licht in die Frage nach dem Erfinder der Presse
bringen, sei der Inhalt der Akten 212/190 und 212/205 soweit nötig aufgeführt, wobei
ich mich an die Zusammenfassung von Hoog halte.

Mit Eingabe vom 4. Okt. 1774 an den Markgrafen erinnerte Heinel an die ihm
auf Bericht des Oberamtes Rötteln über sein »Geschick in der Schlosserey und
Verfertiger Mathematischer Instrumente« gewährte gnädigste Nachsicht der
geldfreien Bürgerannahme. Vor vier Jahren sei er unter Vorbehaltung solcher
Gnade wieder nach Basel gezogen, um dem Schriftgießer Haas allda die zu seiner
Schriftgießerei gehörigen Instrumente zu verfertigen, »bei welcher Gelegenheit
ich demselben eine Buchdruckerpresse von einer besonderen Erfindung gemacht

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