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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 142
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0144
der Buchdrucker Presse seye, wir gönnen ihm daher Euer gndste. Willfahr und
beharren in tiefstem respect.

Euer Hochfürstl. Durchl. Untgst. treu gehors.
M. Hugo.«

Die markgrafl. Kanzlei übergab das Avertissement dem Hofbuchdrucker
Macklot und stellte es ihm frei, dieses zu drucken oder nicht. Bis jetzt ist nicht
bekannt, ob dies erfolgte, ebensowenig ist dessen Wortlaut bekannt. Hemel
starb am 28. April 1806 in Lörrach im Älter von 75 Jahren.^"")

Mit aller Deutlichkeit geht aus diesen Akten ein Streit zwischen zwei Männern hervor,
die beide den Anspruch darauf erheben, alleiniger Erfinder zu sein. Von Haas ist das bekannt
, was er in seiner Schrift über die neue Presse ausgeführt hat. Wo aber liegt die
Wahrheit? Sicher ist, daß Heinel als Schlosser nicht die Erfahrungen mit den hölzernen
Pressen haben konnte wie Haas, der seit Jahren mit solchen umgegangen ist. Der Antrieb
zu einer neuen Presse muß daher von diesem ausgegangen sein. Seine Schulung befähigte
ihn auch zu neuen Lösungsvorschlägen. Andererseits muß Heinel einen sehr guten Ruf
als tüchtiger Schlosser gehabt haben, so daß Haas diesen gerne in seinem Betrieb beschäftigte
. Heinel hat sich von diesen besonderen und anspruchsvollen Arbeiten gewiß angezogen
gefühlt. In seinem Schreiben vom 4. Oktober 1774 an den Markgrafen schreibt er,
er sei vor vier Jahren wieder nach Basel gezogen, um bei Haas »gehörige Instrumente zu
verfertigen«. In den folgenden Jahren ist dann das Presse-Modell und später die große
Presse entstanden. Zweifellos hat Heinel an beiden gearbeitet, und sein Anteil dürfte
nicht gering gewesen sein, so daß er sich selbst entsprechende Verdienste zuschrieb.
Haas hat ihn möglicherweise deshalb bei der Besichtigung der Presse durch den Markgrafen
ausgeschlossen. Daß dies eine Verärgerung bei Heinel auslöste, ist verständlich,
und in seinem gekränkten Ehrgeiz betrieb er den Plan, in Lörrach selbst Pressen herzustellen
.

Versucht man, den Streit technologisch zu beurteilen, so findet sich eine mögliche
Klärung dadurch, wenn man den Charakter der beruflichen Tätigkeiten von Haas und
Heinel einander gegenüberstellt. Haas als Schriftschneider und -gießer war wohl auch
mit mechanischen Arbeiten und -methoden vertraut, doch wohl nur an klein dimensionierten
Objekten, wie sie beim Schriftguß vorkommen. Im Gegensatz dazu war der
Schlosser Heinel für größere und schwerere Arbeiten prädestiniert. Dies muß man sich
besonders bei der Bearbeitung der großen Flächen, wie sie beim Fundament (677 x 508
mm) und dem Tiegel (496 x 451 mm) vorkommen, vor Augen führen. Ein gleiches gilt
auch für das gleitende Teil in der Spindelführung (88 x 72 x 108 mm), das erst noch genau
zwischen den parallelen Gleitflächen im Preßbogen eingepaßt sein mußte, wenn es seine
ihm zugedachte Funktion erfüllen sollte. Die Erzielung genau planer Flächen in den genannten
Ausmaßen sind auch in ihrer Unscheinbarkeit Meisterstücke handwerklichen
Könnens und gleichzeitig absolute Voraussetzung eines einwandfreien Druckes. So gesehen
sind die Leistungen eher dem Schlosser Heinel als dem Schriftgießer Haas zuzuschreiben
.

Der Nachbau der Presse

An dieser Stelle füge ich einige grundsätzliche Gedanken zur Rekonstruktion alter
Geräte und Maschinen ein. Es gibt immer wieder Stimmen, die solche Unternehmungen
als wenig sinnvoll ablehnen. Hat es also einen Sinn, die Konstruktion einer Druckerpresse
, die mehr als zweihundert Jahre zurückliegt, nachzuvollziehen? Erscheint es nicht im
Zeitalter des Filmsatzes, der Schnell- und Rotationspressen mit ihrem ungeheuren Ausstoß
widersinnig, sich mit derartigen Aufgaben zu befassen? Der Verfasser dieses Beitrages
, der auch den Gedanken eines Nachbaues der ersten eisernen Buchdruckerpresse

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