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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 143
(PDF, 40 MB)
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aufgegriffen hat, ließ sich für dieses Vorhaben aus ganz anderen, durchaus realen Gründen
inspirieren. Seit bald vierhundert Jahren besteht in Basel/Münchenstein die Haas-
'sche Schriftgießerei. Ihr früherer Direktor Eduard Hoffmann-Feer hat in jahrzehntelanger
Sammlertätigkeit alles, was er erreichen konnte, vor allem über die drei Haas, in
einem kleinen Museum zusammengetragen. Unter dem Namen »Wilhelm-Haas-Stube«
übergab er den ganzen Sammlungsbestand dem künftigen »Museum für Papier, Schrift
und Druck«, das in den nächsten Jahren im Kreis der bestehenden Basler Museen eine
Lücke ausfüllen wird. Ist doch Basel eine alte Druckerstadt, zu welchem Gewerbe sich
eine blühende Papiermacherei gesellte. Der Nachbau der Haas'schen Presse ist als Vollendung
der »Wilhelm-Haas-Stube« gedacht und wird im St. Albantal, in der einstigen
Galizian-Papiermühle (Domizil des künftigen Museums) Aufstellung finden. Rekonstruktionen
können andere Werte unterlegt werden, die auch gar nichts mit Nostalgie zu
tun haben. Eine wichtige kulturelle Aufgabe technischer Musseen ist es, solche Gebiete
zu pflegen, die der Öffentlichkeit nicht bekannt sind oder von ihr in den Hintergrund gedrängt
werden, obwohl sie für die Darstellung von Entwicklungen von größter Wichtigkeit
sind. Man übersieht leicht, daß in unserer Welt, die in Jahrtausenden sich langsam
doch stetig entwickelt hat, nichts von selbst entstanden sein kann. In einer ungeheuren
Vielfalt haben Millionen von Menschen durch Erfindergeist und Tatkraft, gepaart mit
handwerklichem Geschick, die Lebensbedingungen ständig verbessert. Aus diesem
kaum überschaubaren Prozeß lassen sich nur kleine Ausschnitte rekonstruieren und historisch
darstellen. Davon betrifft wiederum nur ein kleiner Teil die Geschichte des
Buchdruckes, die ihrerseits nochmals aus vielen Faktoren zusammengesetzt ist. So dürfte
es auch verständlich sein, wenn der Nachbau der Haas'schen Presse von 1772 den gegenwärtigen
und den künftigen Generationen eine Anschauung darüber vermitteln
kann, wie die Maschine aussah, die dem Bau von Buchdruckerpressen eine neue Wendung
zu geben vermochte.

Wilhelm Haas hat für einen korrekten Nachbau seiner Presse die Unterlagen hinterlassen
. Er versah seine zeichnerischen Darstellungen mit dem Maßstab des damals verbreiteten
französischen Längenmaßes - dem Pied de Roi -, welcher bis weit über die Revolutionszeit
hinaus, bis etwa 1812, in Gebrauch blieb. Dessen Gliederung14 ist die folgende
:

1 Pied de Roi (Fuß) = 12 pouces (Daumen) = 144 lignes (Linien) = 1728 points (Punkte)
1 (Fuß) = (') = 324,8 mm
1 Zoll = (") = 27,06 mm

1 Linie = ("') = 2,25 mm (in Klammern ' Kurzzeichen)

1 Punkt - ("") = 0,1879 mm

Gestützt auf diese Grundlagen, mußten neue Zeichnungen erstellt werden, denn
heute ist niemand mehr zu finden, der nach den alten Maßen zu arbeiten vermöchte. Nötig
waren 16 Zeichnungen, meist im Maßstab 1:10, Einzelteile auch 1:1. Nicht einfach
war das Auffinden von geeigneten Handwerkern und Firmen, denn es erforderte die
Mitarbeit von 16 verschiedenen Berufen und ein gewisses Fingerspitzengefühl der Betreffenden
, damit sie mit dieser »historischen« Arbeit betraut werden konnten. Bei der
Durchführung der Arbeit war es ausgeschlossen, nach den einstigen Verfahren zu arbeiten
. In den zweihundert dazwischenliegenden Jahren waren vielfach auch die handwerklichen
Technologien andere geworden. Von vornherein mußte davon abgesehen werden,
die Schrauben, mit Ausnahme der Spindel, den einstigen anzugleichen. Erstens existierten
keine zeitgenössischen Vorbilder mehr und zweitens, Schrauben außerhalb eines Systems
frei herzustellen, hätte sehr viel Zeit und Geld erfordert. Das Naheliegende war
daher, sämtliche Schrauben nach dem Whitworth-System herzustellen. Es ist ein Zeichen
unserer Zeit, daß auch in einer großen Stadt lange nicht alle benötigten Handwerker
zu finden sind. Im geographischen Dreieck Basel - Liestal - Sissach - Gelterkinden -
Laufen - Basel konnten sie doch noch aufgefunden werden. Doch das sollten nicht die
einzigen Schwierigkeiten des Unternehmens sein. Nur ein Beispiel sei hier angeführt.

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