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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 146
(PDF, 40 MB)
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dem Balancier sich noch durch eine zylindrische Zone hervorhebt. Ein gleiches, nur
noch ausgeprägter, ist auch an der kleinen Schwungkugel vorhanden. Doch als formales
Glanzstück an der ganzen Maschine ist unbedingt die lyraförmige Rahmenstütze zu betrachten
(Bild 11). Sie zeichnet sich nicht nur durch ihre elegante Form, sondern ebenso
durch schwungvolle, halbrund vertiefte Kerben und drei Schnecken an ihrem Fuße aus.
Gesteigert wird das Aussehen der Stütze durch die schöne Maserung des Nußbaumholzes
. Alle diese scheuen Zierarten an diesem technischen Meisterstück können die Nüchternheit
des Ganzen trotzdem nicht aufheben. In der formfreudigen Zeit des Rokoko
wäre es für Haas einfach gewesen, seine Presse noch dekorativer auszugestalten. Er verzichtete
darauf, eine Haltung, die wohl als Ausdruck Baslerischer Zurückhaltung gewertet
werden darf. Diese Einstellung ist bemerkenswert beim Vergleich mit älteren und
jüngeren Maschinen, vor allem mit solchen, die für Fürsten13 gebaut worden waren, oder
die an eine bestehende Architektur16 angepaßt sein mußten. Das Zusammentreffen von
freien künstlerischen und reinen Zweckformen am gleichen Objekt ist immer wieder zu
beobachten, doch nicht immer halten sich die beiden Bereiche das Gleichgewicht. Aus
diesen Gründen, so meine ich, wäre es verdienstvoll, wenn einmal diesen hier aufgeworfenen
Problemen umfassend nachgegangen würde. Die Frage nach den Einflüssen der
Stilperioden auf die Gestaltung im Maschinenbau ist zwar vielschichtig, aber sowohl in
geistes- wie in technikgeschichtlicher Beziehung von nicht geringer Bedeutung. Auch
von diesem Aspekt her, nicht nur in drucktechnischer Beziehung, stellt die Haas'sche
Presse einen markanten Punkt in der Entwicklung dar, der es verdient, beachtet zu werden
.

Anmerkungen

1 Aloys Ruppel: Die Technik Gutenbergs und ihre Vorstufen, Düsseldorf 1961, S. 56.

2 Albert Bruckner: Schweizer Stempelschneider und ihre Vorstufen, Basel-Münchenstein 1943,
S. 90.

3 Eduard Hoffmann: Die Typographie im Dienste der Landkarte, Basel 1969, S. 5.

4 Kupferstich von R. Bernard in : Encyclopedie Recuil des planches, Bd. 8, Paris 1771. Zugänglicher
abgebildet in: H. Schmithals und Fr. Klemm: Handwerk und Technik vergangener Jahrhunderte
, Tübingen 1958, S. 97.

5 Alois Nedoluha: Kulturgeschichte des technischen Zeichnens, Wien i960, S. 108.

6 In meinem Besitz befinden sich drei Kupferstiche (595 x 514 mm) mit insgesamt 52 Figuren über
Friktionsberechnungen. Die im Homännischen Verlag in Nürnberg o. J. erschienenen Darstellungen
gehen auf Berechnungen von G. Amontons (1663 bis 1705) und B. F. Belidor (1697 bis
1761) zurück. Keines der angeführten Beispiele entspricht der Haas'schen Konstruktion.

7 Vittoro Zonca: Nova theatro di machine..., Padua 1607. Da mir dieses sehr seltene Orginal nicht
zur Verfügung stand, verweise ich auf die gute Reproduktion in: Umberto Forti, Storia della
technica-Tav. XX. Sancasciano (Firenze) 1957. Im Vordergrund stellte Zonca, wie G. Agricola
in De re metallica, einzelne Bestandteile dar , darunter eine mit einem Seil betriebene Antriebswalze
für den Karren.

8 Albert Bruckner, s. Anm. 2, S. 93.

9 Albert Bruckner, s. Anm. 2, S. 90.

10 Hans Hoog vom Stadtarchiv in Lörrach hat sich mit großem Interesse meinen Fragen angenommen
und konnte mir bald die aufschlußreichen Akten vorlegen. Mein Anliegen bot ihm gleichzeitig
Gelegenheit, ein Stück Lokalgeschichte zu erhellen. Ich möchte ihm auch an dieser Stelle
meinen besten Dank für seine Bemühungen aussprechen.

11 Dies ist offensichtlich das Modell, von dem auch Haas spricht und worauf die Schrift - Linien
und Zwischenspäne... — gedruckt worden ist.

12 Der Markgraf von Baden hielt sich zeitweilig auch in Basel auf, wo seine einstige Residenz, der
Markgräfler Hof, heute noch besteht.

13 Gemeint ist der Hofbuchdrucker Macklot in Karlsruhe.

14 Hans Joachim v. Alberti: Maß und Gewicht, Berlin 1957, S. 253.

15 Es sei hier an Drehbänke und Guillochiermaschinen erinnert, die zum Beispiel im Conservatoi-
re National des Arts et Metiers in Paris und im Science Museum in London zu sehen sind.

16 Conrad Matschoß: Technische Kulturdenkmale, München 1923, dort die typischen Beispiele in
den Abb. 56,57 und 58.

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