http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0157
Wir wissen Hebels köstliches Won:
»'s chunnt nit uf Luft un Gegnig a,
Me muess es in aim selber ha?«
(1942)
Hebels Abschied von Lörrach
1971
Er ist von Herzen redlich recht und rein,
Ein Geistlicher und Lehrer, voller Liebe
Zu Gott und Mensch und Tier. Ererbte Triebe
Gesunder Eltern blieben alle sein.
Er sitzt am Tisch und schafft am Niederschriebe
Der Abschiedspredigt: Freude, Angst und Pein
Sind wach in seiner Seele, Ja und Nein -
Ach, wenn ich doch in meiner Heimat bliebe!
Warum, so schreibt er, sind so viele Leiden
Dem Lauf des Menschenlebens beigemischt?
Schwankt nicht der Beste ständig zwischen Beiden,
Dem Leid, der Lust? - Der Mutter denkt er, wischt
Ein Tränlein ab. Genug! Es gilt zu scheiden!
Der Markgraf forden mich. Das Licht erlischt.
1944
Hermann Bune
(aus: »Die Seele des Maien«, 1950; Neuauflage 1982)
Prolog für den Hebelgottesdienst
in der Stadtkirche zu Lörrach
am 12. Mai 1946
Der Name Hebel steht in jedes Herz
Mit goldener Schrift von Jugend an geschrieben,
Und kehrt er wieder nun, als Bild in Erz,
An seinen Platz, wo ihn der Krieg vertrieben,
Wird jedermann zum freudigen Verehrer,
Das ganze Volk bringt Dank und Liebe dar -
Hier aber, wo er stand als frommer Lehrer,
Gedenken wir, daß er ein Pfarrer war.
Ein Künder ewiger Wahrheit, evangelisch!
Dem das Bekenntnis nie den Sinn geraubt
Der Duldung für den Nächsten, der da seelisch
Und geistig ehrlich anders fühlt und glaubt.
Ein Dichter war er, eigen, ohne Gleichen,
Erzähler, erzlebendig, sonnenklar —
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