http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0158
Den lieben Menschen bot er aus dem reichen
Gemüte lächelnd seine Gaben dar.
Der Mann ist unser, unseres Stammes Kind.
In seinem Werke hegen wir das Beste
Des Wesens, dem wir treu ergeben sind
Im vollen Leben, nicht nur heut am Feste.
Belichtet ragt sein Bild durch Nacht und Nebel,
Hier aber, wo im geistlichen Talar
Er oft gestanden hat, der Dichter Hebel,
Gedenken wir, daß er ein Pfarrer war!
Hermann Burte
»Die Seele des Maien«, 1950; Neuauflage 1982)
Gespensterhaus in Lörrach
Ja Freund, hier spukt ein Geist im Haus!
Schon wieder zog ein Mieter aus
In Furcht vor den Gespenstern!
Einladend ist er nicht, der Bau,
Es liegt so traurig schwarz und grau
In den verweinten Fenstern.
Auf seine Zeit um Mitternacht,
Wenn selten wer im Hause wacht,
Geht er durch Wand und Türen.
Tritt er in deinen Raum hinein,
So kannst du bis in Mark und Bein
Das kalte Wehen spüren.
Er war im Leben Offizier
Und baute nach dem Abschied hier
Den Hof im Wiesengrunde.
Nun haust er hoch im Giebelstock
Und macht gestreng im bunten Rock
Wie früher seine Runde.
Ich bin schon lang mit ihm versöhnt.
Ein Dichter, wie du weißt, gewöhnt
Sich leicht an andere Geister.
So mit der Zeit, da gibt es sich,
Da wird er blaß der Trennungsstrich,
Und unsere Sprache dreister.
Ich sage lachend, laß, intim,
Drei Schritt vom Geiste weg, zu ihm:
»Herr Oberst, auch noch munter?«
Er murmelt was von Zivilist
Poetenwitz und Pferdemist
Und schwebt eiskalt hinunter.
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