http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0159
Es weht ihn an die Stelle hin
Auf dem Parkett vor dem Kamin:
Da bückt er sich zu Boden
Und starrt auf einen dunklen Fleck.
Den fegt kein Eisenspan hinweg,
Dann holt er seufzend Oden.
Es denkt ihm der Manövertag,
Als hier im Tal die Truppe lag
Und er sich eingeladen
Zu Tisch vom lieben Regiment,
- vom Leib- und Seelenregiment! -
Die Herren Kameraden.
Da wars, da wurde windenweh
Dem alten Offizier a. D.
Beim lustigen Gläserheben!
Die Andern rüstig und gesund
Und er, ade, ein kranker Hund -
Herrgott, heißt das denn Leben??
Man blies den Hirsch im wilden Forst -
Da ließ der stolze Widerborst
Die hellen Tränen fließen.
Und wie die Letzten fortgemußt,
Da packte ihn die irre Lust,
Sich aus der Welt zu schießen.
Als er allein am Tische saß,
Hier auf der Stelle, da geschahs
Beim Abschied ins Manöver. -
Und auch der Geist darf nicht hinaus,
Es hastet im verwünschten Haus
Der tote Leinenhöfer.
»Unheimlich!« - Nein! - Ich sehe gern
In seiner Uniform den Herrn
So durch die Zimmer schweben.
Ich ziehe nur, wenn er micht heißt: -
Als Dichter kann man ohne Geist
Zuletzt einfach nicht leben!
Hermann Burte
(aus: Hermann Burte: »Anker am Rhein« (1938), Verlag Haessel, Leipzig.)
Stadt im Tal
Wo einsam lag die grüne Au
Am Fluss in alten Tagen,
Da sieht man heute Bau an Bau
Erstehn und mächtig ragen.
157
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0159