Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 169
(PDF, 40 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0171
Fundgeschichte

Anlaß, die Augen offen zu halten, war das Studium des 1979 erschienenen Sachbuches
»Der Buchswald bei Grenzach (Grenzacher Horn)«.

Von unserem Wohnzimmer sieht man gegen Westen den Rötelsteinfelsen und gegen
Norden den Keusboden. Vor Ostern war der Wald noch kahl. Nur ein lebhafter grünlich
-gelber Farbtupfer beim Rötelsteinfelsen hob sich aus dem Wald ab und zeigte den in
voller Blüte stehenden Frühlingsahorn an. Aus der Ferne erschien die blühende Baumkrone
gleichsam wie ein großer gelber Ball. Der Baum, den ich nur von der Schulzeit
kannte, faszinierte mich immer mehr. Er wurzelt auf einem kleinen Plateau auf einer steil
nach Süden abfallenden, bewaldeten Muschelkalkhalde. Die Hauptentwicklung der
Krone liegt in Südrichtung. Wegen dieser exponierten Lage hebt er sich etwas von den
übrigen Bäumen ab.

Am 5.4.1982 entdeckten wir im bewaldeten Gebiet des Keusboden-Klosterhau einen
gleichen Farbtupfer wie beim Rötelsteinfelsen. Eine erste Suche im Gelände am
8.5.1982 verlief ergebnislos. Zwei Tage später unternahm ich mit einer 6 m langen
Baumleiter einen erneuten Anlauf. Dabei konnte ich vom Osthang des Keusbodentales
am gegenüberliegenden Hang den Standort lokalisieren und wurde nach einiger Suche
dann fündig, als ich einen mächtigen Frühlingsahornbaum antraf. Den zweiten Baum
entdeckte ich erst Tage später von der Baumkrone des erstgefundenen Baumes aus, da er
recht unscheinbar zwischen zwei ihn hart bedrängenden Rotbuchen steht.

Vergleiche mit blühenden Zweigen anhand der Abbildung im Beitrag »Der Frühlingsahorn
im Naturschutzgebiet (ROENSCH 1979)« des Buches »Der Buchswald bei
Grenzach (Grenzacher Horn)« ergab Ubereinstimmung, ebenso ein Vergleich mit daraufhin
abgenommenen blühenden Zweigen vom Frühlingsahorn beim Rötelsteinfelsen.
Da ich eine solche Entdeckung langsam als kleine Sensation begriff, regten sich immer
mehr Zweifel an der Richtigkeit meiner Annahme. Immerhin wurde diese Art seit LAUTERBORN
bisher vergeblich im hiesigen Gebiet gesucht. Sicherheit sollten mir am
12.4.1982 die in der Literatur beschriebenen Frühlingsahorne von Ariesheim geben.
Dadurch, daß die Bäume auch dort in voller Blüte standen, wurde die Suche wesentlich
erleichtert. Einen Baum konnte ich erklettern und nahm daran Zweige ab.

Dabei stimmten die blühenden Zweige von Arlesheim mit jenen vom Keusboden-
Klosterhau und Rötelsteinfelsen überein. Letzte Zweifel räumte der Arlesheimer Botaniker
Dr. Bernardo Gut aus, der die Artgleichheit der verschiedenen Zweig- und Blütenbelege
bestätigte. Damit stand endgültig fest, daß es rechtsrheinisch einen zweiten und
dritten Frühlingsahorn gibt.

Die beiden Wyhlener Frühlingsahorne stehen auf den Koordinaten R 3401962 /
H 5269560 (Der große Baum) und R3401978 / H 5269557 (Der kleinere Baum), nach
Gauß-Krüger, Deutsche Grundkarte, Blatt 8412, in einer Höhe von 396 m und 390 m
über NN auf einer nach Westen geneigten, 40grädigen, bewaldeten Muschelkalkhalde
im Gemeindewald, Distrikt Klosterhau, dicht am Fußweg des »Jägerwegli« von Wyhlen
zum Rührberg.

Im Gegensatz zum Wurzelstockausschlag des Frühlingsahorns beim Rötelsteinfelsen
handelt es sich bei den Bäumen beim Keusboden-Klosterhau um Kernwüchse von 21m
und 19 m Höhe. Sie haben einen Brusthöhenumfang von 138 cm und 76 cm (Brusthöhendurchmesser
von 44 cm und 24 cm.) Die Borke ist ziemlich glatt. Die Hauptentwicklung
beider Kronen geht nach Südwesten. Das Alter beträgt etwa 80-100 Jahre.

An beiden Exemplaren habe ich die Blüten am Baum über einen Zeitraum von sechs
Wochen regelmäßig überprüft, ohne weibliche Blüten festzustellen. Auch unter den in
großer Menge abgefallenen Blüten zeigte es sich, daß sämtliche rein männlich waren.
Mehrfache Kontrollen in den Baumkronen bis in den Herbst hinein erhärteten die Feststellung
, da Früchte nicht zu finden waren. Somit sind die beiden Frühlingsahorne von
Wyhlen, gleich jenem von Grenzach, rein männlich, denn Säuglinge gibt es auch nicht.

169


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0171