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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 182
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Interessant sind auch die Terra-Sigillatafunde (Porzellan der Antike), die sich oft gut
datieren lassen. So konnten Mitarbeiter der »Arbeitsgruppe Archäologie« aus Grenz-
ach-Wyhlen ein Bodenstück finden, das von einem Napf stammt und gestempelt ist. Der
Töpferstempel trägt die Inschrift »IVSTUS«. Diese Werkstätte lag in La Graufesenque
in Südfrankreich, und das Gefäß wird in die claudisch-flavische Zeit datiert9'.

Abb. 5: Römischer Töpferstempel

Obwohl dieser kleine Ausschnitt der römischen Schotterung für eine Zweckbestimmung
unzureichend ist, könnte man an einen befestigten Werk- oder Wohnplatz denken
. Vielleicht stand hier ein einfaches Holzhaus, oder es handelte sich um einen gekiesten
Platz oder eine Straße. Es bleiben so verschiedene Interpretationsmöglichkeiten offen
, die sich wegen der umfangreichen Zerstörungen durch den Kiesabbau nicht mehr
klären lassen. Interessant sind auch frühere Beobachtungen, bei denen innerhalb des ala-
mannischen Gräberfeldes, weiter westlich unseres Fundplatzes, »römische Steinsetzungen
« nachgewiesen worden sind10'. 1971 konnten etwa 50 m weiter nördlich der Schotterung
mehrere Siedlungsgruben untersucht werden111, die die Annahme erhärten, daß unmittelbar
beim späteren alamannischen Gräberfeld eine ältere römische Siedlung oder
ein Legionslager gelegen hat.

Keltische und frühmittelalterliche Siedlungshinweise

Unsere kleine Testfläche zeigte unter der oben beschriebenen römischen Schotterung
eine größere Grube, die von der Einkiesung durchgehend überdeckt wird. Aus der Grubeneinfüllung
stammen Gefäßscherben aus der Latenezeit (jüngere Eiszeit, von etwa 450
bis 15 vor Christus)12'.

Eine weitere, jedoch kleine Grube fand sich am nördlichen Grabenrand der römischen
Schotterung. Sie enthielt Brandschutt, und teilweise war auch der sie umgebende Boden
eingebrannt. Wahrscheinlich diente sie als Kochgrube bzw. Feuerstelle. Aus dieser Grube
liegen u. a. Gefäßscherben vor, die sich in die frühmittelalterliche, alamannische Zeit
datieren lassen13'.

Als letzter Befund konnte unter der Schotterung ein noch auf 10 m Länge durchgehendes
Gräbchen ermittelt werden, in dessen Füllung ein steinzeitliches Gerät (Silexarte-
fakt) lag. Dieser Einzelfund reicht jedoch für eine Datierung des Gräbchens nicht aus.

Die hier beschriebene Sondierung am östlichen Rand des alamannischen Gräberfeldes
von Herten sollte u. a. zeigen, daß unscheinbare Bodenverfärbungen für die archäologische
Feldarbeit von größter Wichtigkeit sind. Oft werden sie bei Erdarbeiten übersehen.
Sie erschließen aber genauso wie die Steinbauten der Antike wichtige geschichtliche
Quellen, obwohl die Fundamente antiker Gebäude eine bessere Vorstellung vom Leben
und Tun unserer Vorfahren vermitteln können und anschaulicher wirken.

Zum Sinn einer archäologischen Ausgrabung gehört deshalb eine möglichst lückenlose
Erschließung und Dokumentierung aller Befunde, denn mit jeder Ausgrabung ist eine
, wenn auch kontrollierte Zerstörung verbunden, die der eigentlichen Vernichtung
durch die Baumaschinen oft nur zuvorkommt.

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