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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 185
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0187
Grundmauern hindeutete, informierte ich den Leiter der Freiburger Denkmalpflege,
Oberkonservator Dr. Gerhard Fingerlin. Dieser teilte dann bei einer Besichtigung des
Geländes diese Befürchtungen und gab deshalb die Genehmigung zu einer ersten Suchgrabung
.

Nachdem die Besitzer großzügig eine Untersuchung ihrer Äcker gestattet hatten, begannen
wir am 11. September mit der Anlegung eines großen Suchschnittes. Hierbei trafen
wir schon am ersten Tag auf eine rund 70 cm breite Grundmauer, deren Verlauf wir
durch kleinere Grabungen feststellen konnten. Dabei zeigte sich, daß wir auf den nahezu
quadratischen Grundriß eines recht großen Gebäudes gestoßen waren. Bei unseren Sondierungen
trafen wir auch noch außerhalb des einstigen Gebäudes auf Kiesschüttungen,
die vielleicht von einer ehemaligen Zufahrtsstraße herrühren. Im Verlauf der weiteren
Untersuchungen wurden dann auch in den nördlich des Mauervierecks gelegenen Äk-
kern drei Steinfundamente freigelegt, so daß mit einer beträchtlichen Ausdehnung dieser
Anlage zu rechnen ist.

Bei diesen Grabungen fanden wir zahlreiche römische Leisten- und Hohlziegel sowie
Amphorenbruchstücke und Reste von anderen Gefäßen, die zum Teil aus Terra sigillata
hergestellt waren. Diese Funde sowie das Mörtelmauerwerk der freigelegten Grundmauern
lassen nicht den geringsten Zweifel an der römischen Herkunft dieser Anlage.

Nach Ansicht Dr. Fingerlins könnte es sich bei dem bisher festgestellten Gebäude um
einen römischen Gutshof, also um eine villa rustica gehandelt haben. Dabei schließt der
Freiburger Archäologe allerdings auch nicht aus, daß die Mauerreste zu einer römischen
Straßenstation gehören, die in der Nähe der wichtigen rechtsrheinischen Römerstraße
gelegen war. Diese Straßenverbindung führte ja von Augusta Raurica über eine der beiden
Brücken von Wyhlen und zweigte dann ins Oberrheintal ab. Schon früher hat man
die 1534 erstmals urkundlich erwähnte »Ritterstraße« mit dieser römischen Straße in
Verbindung gebracht, so daß nun diese Ansicht durch die Nähe des festgestellten römischen
Gebäudes vielleicht mehr Wahrscheinlichkeit gewinnt. Doch dazu müssen erst die
Ergebnisse einer umfassenden Ausgrabung vorliegen.

Diese sollte nach Ansicht Dr. Fingerlins unbedingt vorgenommen werden, denn die
Lage dieser Fundstelle im unmittelbaren Vorfeld der Römerstadt Augusta Raurica ist
von besonderem archäologischen Interesse. Außerdem würde eine weitere landwirtschaftliche
Nutzung mit großen und tiefgehenden Pflügen die jetzt noch gut erhaltenen
Grundmauern in wenigen Jahren vollständig zerstören. Auch Bürgermeister Könsler ist
der Meinung, daß dieses wichtige Zeugnis aus der Römerzeit unbedingt erhalten werden
sollte. Deshalb hat er in einer vor kurzem stattgefundenen Besprechung Dr. Fingerlin
zugesagt, daß sich die Gemeindeverwaltung für einen Erwerb der in Frage kommenden
Grundstücksteile einsetzen werde. Da inzwischen der Gemeinderat dieser Absicht zugestimmt
hat und die Grundstückseigentümer den Ausgrabungen ebenfalls sehr wohlwollend
gegenüberstehen, darf mit einem baldigen Erwerb der Fundstelle durch die Gemeinde
Grenzach-Wyhlen gerechnet werden. Damit könnte dann im kommenden
Frühjahr die Freiburger Denkmalpflege mit der beabsichtigten großen Grabung beginnen
, wobei die »Arbeitsgruppe Archäologie« des Grenzach-Wyhlener Geschichtsvereins
tatkräftig mithelfen würde.

Nachdem das Ingenieur- und Vermessungsbüro W. Kammerer, Rheinfelden-Herten,
die Vermessungen abgeschlossen hatte, wurden die Grabungen vorläufig eingestellt. Vor
dem Einbruch des Winters erfolgte dann noch die Zuschüttung der freigelegten Mauern,
um sie so bis zur endgültigen Ausgrabung und Konservierung vor Frostschäden zu bewahren
.

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