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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 192
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0194
Wenn dies auch allzu poetisch und übertrieben klingt, so war Grenzach doch wohl auf
dem besten Weg, ein bekanntes Heilbad zu werden. Aber diese Entwicklung wurde jäh
unterbrochen durch die beginnende Industrialisierung des Ortes. In den neunziger Jahren
des letzten Jahrhunderts ist diese Entwicklung zu einem bedeutenden Industrieort
durch Schweizer Unternehmen eingeleitet worden, wodurch sich der Charakter des einstigen
Bauern- und Rebdorfes Grenzach grundlegend änderte.

1893 ließ sich die Seidenbandfabrik Sailer & Co. am Horn nieder. Im Jahre 1896 gründete
Fritz Hoffmann mit seinem Schwiegervater La Roche die Firma F. Hoffmann-La
Roche u. Co. in Basel und erhielt noch im gleichen Jahr die Genehmigung zur Gründung
einer Niederlassung in Grenzach, der heutigen Deutschen Hoffmann-La Roche AG,
Grenzach. Die pharmazeutischen Produkte dieses großen Unternehmens genießen heute
unter dem Firmenzeichen ROCHE Weltruf.

Im Jahre 1898 erhielt auch die Firma Joh. Rudolf Geigy & Co. von Baden die Konzession
zur Errichtung einer chemischen Fabrik in Grenzach. Dieses Werk, das 1970 mit
der Ciba fusionierte und seitdem Ciba-Geigy AG heißt, stellt heute vor allem Farbstoffe
, Pigmente, Aufheller und Industriechemikalien sowie die dazugehörigen Zwischenprodukte
her.

Der Vorläufer der Tapetenfabrik »Salubra Werke AG« (seit 1974 »Forbo-Salubra
GmbH«) wurde ebenfalls im Jahre 1898 von dem Schweizer Traugott Engeli in Grenzach
errichtet. Heute sind die Haupterzeugnisse dieser Firma unter dem Namen »Salubra«
und »Tekko« in der ganzen Welt bekannt.

Im Jahre 1900 ließ sich auch die Seidentuchfabrik A. Stäubli & Co. in Grenzach nieder
. Doch die harte Konkurrenz auf dem Gebiet der Seidenweberei zwang 1956 sowohl
diese Firma als auch die Seidenbandweberei Sailer, ihre hiesigen Produktionsstätten aufzugeben
.

Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, daß die schweizerische Nachbarschaft
seit Jahrhunderten große wirtschaftliche Interessen in Grenzach hatte. Doch auch für die
Einwohner des früheren Bauerndorfes war die Nähe der Stadt Basel von besonderer Bedeutung
, konnten sie dort doch ihre Bodenerzeugnisse auf dem Markt leicht absetzen
und die nötigen Einkäufe vornehmen.

Uber diese wirtschaftliche Abhängigkeit von Basel besitzen wir zwei interessante Mitteilungen
aus den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts, wobei die eine von Heinrich
Sander stammt und die andere im Reisejournal des jungen österreichischen Grafen Ni-
klas Galler steht. Sander schreibt in seiner »Nachricht von den Gewerben zu Crenzach«
folgendes: »So heißt ein Marggräflich Badischer Ort im Oberamt Röteln, der durch seine
Verbindung mit Basel in der teutschen Länderkunde merkwürdig ist«. Nach einer kurzen
Beschreibung des Ortes erwähnt Sander, daß vor allem der Grenzacher Rotwein in
die Schweiz verkauft werde. Weiter heißt es dann: »Ferner wachsen in Crenzach sehr
viele Kirschen. Die sehr frühen werden in Basel um baares Geld theuer verkauft. Die übrigen
werden zu Kirschenwasser angewendet, und dieses Produkt wird im Dorf nach der
Schweiz und nach dem Elsaß verkauft... Ferner wächst im Gebiet des Orts Crenzach
sehr viel und sehr gutes Kern- und SteinObst, Renaiten, Borsdorfer Aepfel etc. die ebenfalls
in Basel mit großem Vortheil versilbert werden können... Ueber den Schaden des
Gewilds klagt der Bauer nicht. Einige Familien in Basel haben die Jagd und schießen es
weg... Man hält Ziegen, sie sind aber sehr theuer, weil die Jungen nach Basel getragen
werden...

Ebenso haben die Bauern viele Tauben und Federvieh, wegen des bequemen und sichern
Verkaufs in Basel. Im Rhein fängt man Karpfen, Aeschen, Aele, Rüffolken, Hechte
, Barben, Salmen, und alle diese kostbare Fische werden von den Baslern, die gerne etwas
gutes und viel essen, theuer bezahlt.« Anschließend geht Sander dann auf das
Grenzacher Gewerbe ein, wobei er erwähnt, daß die Schuhmacher, Schneider und
Schlosser meistens für Basel arbeiten. Nach einem Lob für die Grenzacher Seidenerzeugnisse
führt er über die Seidenwarenhersteller aus: »Einige sind für sich Meister ande-

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