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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 193
(PDF, 40 MB)
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re schaffen für große Meister in der Stadt«. Sander beschließt dann seinen interessanten
Bericht wie folgt: »Die Einwohner von Crenzach werden auch wie Verbürgerte in der
Stadt angesehen. Sie laufen auch oft mit ihren Waren verbotene Wege und in der Stadt
nimmt man ihnen keinen Zoll ab. Durch das ganze Jahr verdienen auch die Crenzacher
Geld in der Stadt, in den Reben, auf den Wiesen mit Heumachen, in den Fabriken, auf
den Bleichen etc. Sogar kleine Kinder verdienen viel Geld in der Stadt. Am Sonntag
kommen immer gar viele und vielerlei Leute aus der Stadt nach diesem Ort, besuchen
den Gottesdienst, gehen zur Kommunion, lassen sich kopulieren, schicken Kinder zum
Taufen, und verzehren ihr Geld da. Die Pfarrei hat ihren Nutzen von dieser Nachbarschaft
. Man kann sicher rechnen, daß fast an jedem Sonntag Morgen ein Saum Milch
beim Kaffee in Crenzach getrunken wird. Die Stadt kann das Dorf nicht entbehren, und
das Dorf hebt sich durch die Stadt. «10\

Auf diese wechselseitigen Beziehungen zwischen Basel und Grenzach geht auch Graf
Niklas Galler nach einem kurzen Besuch des Ortes ein, indem er schreibt: Der Marktflecken
»ist wegen mehrern Seidenwebereien, die von einzeln Meistern auf Bestellungen
aus der Schweiz betrieben werden, und einer allda angelegten Scheide- und Wasserbrennerei
remarquable. Er hat eine nicht minder angenehme Lage, als die dortigen Gegenden
überaus fruchtbar sind, und wird von Kaufleuten aus Basel, welches sich in einer Entfernung
von ohngefähr einer kleinen Viertelstunde in seiner ganzen beträchtlichen Größe
dem Auge darstellet, des Nachmittags häufig besucht«11^.

Auch heute noch ist die schweizerische Nachbarschaft für Grenzach sehr wichtig.
Rund 250 Einwohner haben jenseits der Grenze ihre Arbeitsplätze, und beträchtliche
Mengen von Nahrungs- und Genußmitteln sowie Kleidern werden jährlich über den
Zoll gebracht. Nicht zuletzt besitzt Basel natürlich auch als kultureller Mittelpunkt mit
seiner Universität, seinen Theatern, Museen und Konzertveranstaltungen große Anziehungskraft
für den interessierten Teil der Bevölkerung.

Aus den jahrhundertelangen Beziehungen ergab sich auch eine gegenseitige innere
Bindung zwischen Basel und den rechtsrheinischen Gebieten, die vor allem in den alemannischen
Gedichten Hebels und in den Erzählungen des Hausfreunds ihren Ausdruck
fand, denn dort wird Basel liebevoll oft nur »die Stadt« genannt. Als Zeuge für die
Anhänglichkeit der Basler an das Markgräflerland möge hier zum Abschluß Jacob
Burckhardt stehen, der sich selbst als »badischer Hauptbummler« bezeichnete und ungezählte
Male das Markgräflerland durchwandert hat. Oft kehrte er dabei in der »Krone
« zu Grenzach ein, wo er »beinahe wie zu Hause« war12). Dort lernte er auch eine »der
anmutigsten und lustigsten Grenzacherinnen«13' kennen, nämlich Bäbeh Richter, die
spätere Lerchenwirtin Senn von Lörrach. Nach dem Tode ihres Mannes hat er dann diese
Frau gebeten, seine Haushälterin zu werden, doch diese lehnte ab. Schließlich fand er
aber doch in der ebenfalls aus Grenzach stammenden Mina Fittig »eine richtige Perpetua
« (Haushälterin)14), die ihn während seiner lezten 5 Lebensjahre so treu umsorgte,
daß er ihr in seinem Testament für jedes der bei ihm zugebrachten Jahre tausend Franken
verschrieb, was damals eine recht stattliche Summe ergab15\

Neben den hier aufgezeigten Beziehungen zwischen Grenzach und der schweizerischen
Nachbarschaft, die notwendigerweise größtenteils wirtschaftlicher Natur waren,
sollen aber zum Schluß nicht die vielen innigen Beziehungen vergessen werden, die es
mit sich brachten, daß noch heute zahlreiche enge verwandtschaftliche Bande bestehen
und auch immer wieder neu geknüpft werden.

Anmerkungen

1) Rudolf Wackernagel: »Basel und die badische Markgrafschaft« (in: Badische Heimat, 10. Jg.,
1923, S. 34 ff., Zitat auf Seite 35).

2) Wackernagel, a. a. O., S. 35/36.

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