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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 1.1983
Seite: 197
(PDF, 40 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0199
Vom Markgräflerland in älteren Reiseführern

von Helmut Bender

Heutzutage gibt's keine Gegend, die nicht mittels zahlreicher Reiseführer und Bildbände
und was mehr erschlossen wäre. Das war ehedem anders. Gewiß gab es schon im Mittelalter
und erst recht in den darauffolgenden Jahrhunderten in Form der sogenannten Itinerarien
(eigentlich Straßenverzeichnisse, Wegaufnahmen, Wegbeschreibungen) eine ganze Anzahl
häufig benutzter Reisebücher bzw. Reiseführer. Aber erst zu Ende des 18. und dann im 19.
Jahrhundert setzte eine eigentliche »Reiseführerwelle« ein. Romantik und Biedermeier hatten
- im Verein intensiver gewordener Verkehrsmittel - das Terrain entsprechend erschlossen
. Freilich kümmerten sich solche Reiseführer in erster Linie um die landschaftlich und
kulturgeschichtlich sich verlohnenden Regionen: der Rhein, insbesondere der Mittelrhein
zwischen Mainz und Köln stand begreiflicherweise obenan.

Uns jedoch verlockt es, einmal einigen Angaben über unser Markgräflerland in älteren
Reiseführern nachzuspüren. Wohlgemerkt, wir wollen hier nicht Reisebeschreibungen,
nicht »Ansichtswerke« im Sinn etwa von Geibs »Malerischen Wanderungen... (1838)
oder Huhn-Poppels »malerischen Original-Ansichten« (1842 ff.) zitieren, vielmehr
möchten wir »echte« Reiseführer zu Wort kommen lassen, die unsere Gegenden mit
zum Gegenstand ihrer Ausführungen bzw. Beschreibungen machten. Demnach auch
keine lokalen Führer, sondern solche Bücher, die ein größeres Ganzes behandeln und in
denen das Markgräflerland bald knapp, bald ausführlicher mitbehandelt wird.

Setzen wir an erste Stelle »Reichard's... Passagier auf der Reise in Deutschland, der
Schweiz... Ein Reise-Handbuch für Jedermann. Neunte Auflage. Unter der Mitwirkung
Mehrer berichtigt und ergänzt von F. A. Herbig« (Berlin 1837). Der Band ist nach
Reiserouten gegliedert, »No. 15« behandelt die Route »Augsburg nach Freiburg und
Freiburg nach Basel«. Dort heißt es u.a.: »Von Mühlheim 1 St. liegt Badenweiler, berühmt
durch das altrömische, wohlerhaltene Bad, welches 1784 hier entdeckt wurde.
Die hiesigen Bäder werden noch häufig besucht. Herrliche, unvergleichliche Aussicht
von dem alten Schlosse und dem kleinen Lusthause. Noch mehr, und bis an die Schweizer
-Alpen, von dem Berge Blauen, 3595 F. hoch. Guter Rockenhager Wein. - Kaltenherberg
, einzelnes Haus. Bei Hasel, 1 St. vom Rhein und Wz St. von Söckingen, in einem
Nebenthal des Wiesenthals, Hegt die Erdmannshöhle mit ihren schönen Kalkspath-
säulen. Der Weg nach Basel geht neben dem Gasthaus die Britsche vorbei...«. Immerhin
einige Höhepunkte, die dem auf größeren Routen Reisenden jener Jahre mit solchen Angaben
geboten werden!

Bevor wir uns nunmehr an den »Baedeker-Komplex« wagen, wählen wir einige Passagen
aus einem international bekannten und damals sich in intensivem Gebrauch befindlichen
Reisehandbuch, dem nach dem englischen »Murray« ins Französische übertragenen
und von Richard neu bearbeiteten »Manuel du Voyageur sur les bords du Rhin« (Paris
1849). Wir geben die einschlägigen Zitate in deutscher Übertragung wieder: Müllheim
, eine kleine Stadt, bemerkenswert durch seine hübsche Lage in einem üppigen Tal,
wird auf der einen Seite durch einen kleinen Fluß begrenzt, der Blauen (?) genannt, und
auf der andern Seite von zahlreichen Rebbergen, einer derselben Rebenhag (!) bezeichnet
, hier wächst ein ausgezeichneter Wein. Verfolgen wir unsere Route, bemerken wir
zur Rechten in knapper Entfernung die kleine Stadt Neuenburg. Bernhard von Weimar
belagerte sie, durch ihren Widerstand gereizt, befahl er, selbst die Hunde und die Katzen
nicht zu schonen. Als sich die Stadt übergab, änderte er seine Meinung, obschon er sich
seiner Worte erinnerte; um sein Wort zu halten, ließ er dann nur die Hunde und die Katzen
töten. - Badenweiler, nur drei englische Meilen von Müllheim entfernt und zur Linken
der Route, verdient die Aufmerksamkeit der Reisenden. Das alte Schloß, nur noch
Ruine, ist auf einem vorgeschobenen Hügel des Blauen gelegen, von wo aus man eine

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