http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-01/0202
1888) über Müllheim, Badenweiler, Bürgeln, Blauen und Belchen; Auggen, Schliengen,
Bellingen, Rheinweiler, Kleinkems und Istein, auch Eimeidingen, Erringen und Haltingen
finden hier eigens kurze Erwähnung. Ebenso ist der Wiesentalbahn gedacht: »Von
Basel nach Zell, 29 km, Eisenbahn in VA St. - 9 km Lörrach, gewerbereicher Ort (6700
Einw.), der ansehnlichste des hier breiten, von industriellen Anlagen belebten Wiesenthals
(Tüllinger Höhe, 410 m, mit prächtiger Aussicht). - Bei (11 km) Haagen r. auf bewaldeter
Höhe die Trümmer des Röttier Schlosses... 22 km Schopfheim... sauberes
Städtchen (2733 Einw.) mit grossen Spinnereien...«.
Einer der ersten ausgesprochenen Schwarzwaldreiseführer war der »Neue Wegweiser
durch den Schwarzwald... Von Dr. G. v. Seydlitz« (Freiburg 1870). Die Routen 26 bis
29 bewegen sich vorzugsweise im Markgräflerland. So führt die Route 26 von Staufen
über Sulzburg durchs Münstertal zum Wiedener Eck und weiter zum Belchen und
schließlich von da über die Sirnitz bis Badenweiler. Das sind freilich vorzugsweise Wegbeschreibungen
, damals gewiß auch entschieden nötiger als heute. Badenweiler wird in
Route 27 eingehend gewürdigt (»Der freundliche, in seinen neuen Villen, worin vielfach
Privatlogis zu miethen, sogar elegante kleine Ort hat etwa 400 Einw. Dagegen im Sommer
3000 Badegäste... Dem früheren Mangel an kaltem Wasser ist durch eine Wasserleitung
vom Blauen her abgeholfen.« Und: »Die Quellen... von denen man durch wiederholte
Bohrversuche so viel fand, dass man vom Ueberfluss eine Schwimmanstalt einrichten
will, werden in Verbindung mit Molkenkur u. Eselsmilch gebraucht.« Es folgen
Kursaal, Römerbad und Ruine, alsdann Ausflüge nach Bürgeln, Kandern und ins Wiesental
, ferner nach Heubronn und Neuen weg und ins Kleine Wiesental (»Dieses Thal
bietet eine reiche Fülle wechselnder schöner Landschaften. Viele Felsenschluchten«).
»Route 28: Von Badenweiler über den Blauen nach Marzell, Wies, Tegernau, Schopfheim
«, und schließlich »Route 29: Das Wiesenthal. - Eisenbahn von Basel bis Schopfheim
. - Tüllinger Höhe. - Rötteln. - Schönau...«. Daraus etwa zu Lörrach: »Kreis- u.
Bezirksstadt von 5500 Ew. Bedeutender Fabrikort, mit vortrefflichen höheren und niederen
(!) Lehranstalten. Am Pädagogium wirkte hier längere Zeit Hebel. Die Stadt hat
stattliche Gebäude u. Strassen. - Schöne Aussicht vom Schützenhause am Schädelberge
.« Oder: »Ruine Rötteln. (Andere Namen: Röteln, Rötelein, Rotinleim, Rottenlyn
etc.). Diese Trümmer zählen mit der Hochburg u. Heidelberg zu den grössten u. schönsten
des ruinenreichen badischen Landes. Sie sind sehr gut zugänglich gemacht u. gut erhalten
. Man zeigt darin einige dort gefundene Waffen etc. Von den Fenstern des Hauptbaues
, vorzüglich aber vom Thurme hat man eine mit der Tüllinger wetteifernde Aussicht
.. . Niemand sollte versäumen, sich den ernstschönen Genuss zu gewähren, den diese
Stelle bietet...« (folgt eine geschichtliche Würdigung der Burg).
Eine Vielzahl von einschlägigen Reiseführern hat sich in den darauffolgenden Jahrzehnten
des Schwarzwaldes und damit auch unseres Markgräflerlandes angenommen.
Wir verweisen hier nur auf Schnars Schwarzwaldführer in zahlreichen Auflagen, ebenso
auf Bussemers Schwarzwaldführer oder auf Meyers »Schwarzwald«. In letzterem (11.
Aufl., Leipzig und Wien 1906) werden »Wiesental, Belchen und Münstertal« sowie »Badenweiler
« in eigenen lebhaften Kapiteln vorgenommen. Doch damit sind wir zeitlich
unversehens in unser Jahrhundert hineingelangt. Die Beschreibungen geben sich routinierter
, perfekter, es kommt ungewollt auch zu mancherlei Wiederholungen, viel Neues
kann generell nicht mehr gesagt werden, allerdings wird entsprechend der Breite der
Ausführungen mehr detailliert. Die Eisenbahn regiert als Zubringer, doch der Fußwanderer
beherrscht nach wie vor die entlegeneren Regionen und das idyllische Abseits.
Es gibt Sammler solcher Reiseführer, und eigentlich gehören in jede heimatkundliche
Bibliothek einige Exemplare von ihnen. Oft ist es gar nicht leicht, solche aufzutreiben,
mitunter aber verhilft der Zufall, dann und wann doch einigermaßen günstig zu entsprechenden
Käufen. Doch nicht im bloßen Sammeln, in der Lektüre vielmehr liegt die
Hauptaufgabe und damit der Nutzen dieser Bände und Bändchen. Wanderungen damit
nachzuvollziehen, ist allerdings wieder eine andere und oft nicht ganz leichte Aufgabe.
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