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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 4
(PDF, 39 MB)
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Ich sage aber auch »leider«, weil eine andere Gruppe im Kampf gegen die Ewig-Gestrigen
sich nicht scheut, Geschichtsklitterung zu treiben, und dabei vor Diffamierung
nicht zurückschreckt.

Das ist die Situation, die sich uns jährlich im Mai im Schwarzwaldstädtchen Schönau,
in Schlageters Heimat und an seinem Grab, darbietet: Markige Worte auf der einen Seite,
flammende Proteste und Anklagen auf der anderen Seite. Dazwischen Stacheldraht, Spanische
Reiter und Hundertschaften der Polizei mit Schild, Stock und Wasserwerfern.

Ist das Vergangenheitsbewältigung oder Aufarbeitung der eigenen Geschichte?

Ich glaube mit Recht sagen zu können: nein, so geht es nicht und darf es nicht gehen.

Schlageter ist nur zu verstehen aus seiner Zeit heraus, der Zeit des Krieges und der Zeit
der Anfänge der Weimarer Republik.

Schlageter selbst kann nur beurteilt werden nach dem, was er war, und nicht nach
dem, zu was er - posthum - gemacht wurde um politischer Interessen willen.

Ich bin seinem Leben und seiner Zeit nachgegangen. Im Hauptstaatsarchiv des Landes
Nordrhein-Westfalen, im Stadtarchiv in Düsseldorf und im Stadtarchiv Schönau i.
Schwarzwald habe ich die Akten eingesehen. Ich habe mir die Literatur über Schlageter
beschafft und die Zeitungen in Düsseldorf und Essen und natürlich auch das »Markgräf-
ler Tagblatt« ab 1923 durchgearbeitet. Ich konnte Freunde und Angehörige von Albert
Leo Schlageter sprechen und erhielt Einblick in die persönlichen Unterlagen Schlageters
in der Familiensammlung.

Für die Genehmigung der Einsichtnahme in die Akten der Gestapo danke ich dem
Kultusminister des Landes Nordrhein-Westfalen. Dank schulde ich den Archiven, die
mir die Arbeit ermöglichten, und ganz besonders den Familien Schlageter und Strohmai-
er, die mir persönliche Unterlagen zur Verfügung stellten.

Schlaglichter

Die Sprengung einer Eisenbahnlinie, eine Geiselnahme, ein Steckbrief und ein dubioser
Prozeß vor einem französichen Kriegsgericht mitten in Deutschland und eigentlich
im Frieden - das waren die Umstände, die aus einem namenlosen Freikorpsmitglied eine
Persönlichkeit machten, von der man sprach und über die die Presse schrieb.

Der unscheinbare Bergbauernsohn aus dem Schwarzwald, der unbekannte Artillerist,
trat urplötzlich in die Scheinwerfer der Öffentlichkeit und in die Spalten der Presse von
links und rechts.

Die Düsseldorfer »Volkszeitung« berichtet am 9. Mai 1923 auf der Titelseite (1) unter
der Uberschrift »Der Angeklagte Wulle hat das Wort« über »Faszistische Verbrecherclubs
an der Arbeit«:

»Attension! Explosifs! so schreit es von einem mächtigen Koffer durch den
schmucklosen Gerichtssaal, in dem das französische Kriegsgericht über eine Anzahl
junger Leute sein Urteil fällen wird, die, im Fahrwasser der deutschvölkischen
Abgeordneten Wulle und Graefe schwimmend, sich zu Sabotageakten gegen
Eisenbahnstrecken im Ruhrgebiet haben hinreißen lassen.....

Wenn jemals das Treiben der deutschvölkischen offen zutage gebracht worden
ist, dann durch diesen Prozeß. Uferlose, gestrandete Elemente sind es, die den
Verlockungen der Agenten eines Graefe und Wulle (2) zum Opfer gefallen sind.
Die Aussicht auf lohnenden Verdienst (18.000 Mark pro Tag und Reisespesen)
haben den größten Teil der jungen Leute verlockt, sich der deutschvölkischen
Verbrecher-Organisation Heinz anzuschließen.....

Uber die Stellung des Hauptangeklagten Schlageter scheint man sich noch nicht
ganz im klaren zu sein. Er wird von seinen Mitangeklagten als Vertrauensmann

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