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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 8
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0010
Nicht ein rauschendes Fest soll es sein, sondern eine ernste Weihestunde für
den Mann, der als letzter Soldat des großen Krieges und als erster für das Dritte
Reich sein Leben opferte.«

Tausende folgten diesem Ruf, freiwillig und befohlen. Als Vertreter der Reichsregierung
sprach Prinz August Wilhelm, »daß das Grab der Schande, das Schlageters Grab im
Sinne seiner Richter hätte werden sollen, ein Ehrenmal geworden ist. Einst ein Unbeachteter
, heute umbrandet von der Farbe, die Deutschland beherrscht und beherrschen
wird, so gehe Schlageter ins Gedächtnis der Nation ein. Und es sei an uns, an diesem Tag
das Gelöbnis zu tun, unsere Pflicht zu erfüllen bis in alle Zukunft hinein, bis es wieder
mit vollem Recht heiße: O Deutschland hoch in Ehren!« (20)

Es ist interessant, zu verfolgen, daß an keinem Ort bei diesen Feiern - weder von Goe-
ring noch von Gauleiter Koch oder von Ministerpräsident Köhler -, auch nicht bei späteren
Anläßen Schlageter von der NS-Prominenz als Mitglied der Hitler-Bewegung bezeichnet
wurde. Von Freunden und der Familie wird dies auch in Abrede gestellt, zumal
sich die Familie zum Nationalsozialismus sehr distanziert verhielt. Für die NSDAP war
Schlageter Mittel zum Zweck. Das zeigen die Ehrungen in vielfältiger Weise.

Mit dem Ende des 3. Reiches schien auch für Albert Leo Schlageter die Ruhe einzukehren
. Sein Grab blieb auch von der französischen Besatzungsmacht unbeachtet.

Dies änderte sich in den 70er Jahren schlagartig.

Die neue Rechte machte Schlageters Grab zur Wallfahrtsstätte. Die NPD erkor ihn
zur Symbolfigur eines neuen, starken, freien Deutschlands. Sein Todestag wurde zum
Treffpunkt junger und alter Unbelehrbarer.

Auch von linker Seite wurde dies bemerkt, und es wurde geschichtslos argumentiert.
Der KBW (Kommunistischer Bund Westdeutschlands) stempelte Schlageter zum »Freikorpsbanditen
« (21). Ein Liedermacher, Reinhard Valenta, dichtete ein Lied »Schlage-
ter-Spuren.« Nur drei Verse davon sollen demonstrieren, wie deutsche Geschichte interpretiert
werden kann:

Er zog eine Blutspur auf Deutschlands Straßen.
Die Spur des Faschismus, des Terrors, der Nacht.
Den sie heute ehren, Schlageter, der Mörder
hat streikende Arbeiter umgebracht.

Den baltischen Junkern, den Kapitalisten

von Rhein und Ruhr lieh er seine Hand.

Die Hand dieses Mörders, die Hand des Faschisten

erstickte in München den Räteaufstand.

Schlageter, der Bluthund. Für Kapp, Krupp und Lüttwitz
wütete er an der brennenden Ruhr.
Massaker und Morde an Männern und Frauen
waren Schlageters blutige Spur. (22)

Martin Walser hat 1981 ein gutes Wort geschrieben:

»Ich halte Schlageter weder für einen Bluthund noch für einen Mörder...
Ich halte ihn für einen Braven, für einen Katholiken, für einen Begabten, für einen
Bauernbuben, für einen Reinen, für einen, der erzogen wurde, Höherem zu
dienen...

Schlageter hat sich, nach allen Berichten, nicht wie ein Landsknecht aufgeführt.
Sein Motiv war idealistisch national...« (23)

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