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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 12
(PDF, 39 MB)
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und anderen Grenzgebieten sollten Volksabstimmungen durchgeführt werden.
Deutschland verlor damit 73 500 qkm mit 7,3 Millionen Einwohnern.

Mit diesen Gebieten verlor das deutsche Reich von seiner jährlichen Förderung 75%
Zinkerz, 74,8% Eisenerz, 28,3% Steinkohle und von seiner jährlichen Ernte 19,7%
Kartoffeln, 18,2% Roggen, 17,2% Gerste und 12,6% Weizen (29). Das Saargebiet und
das linke Rheinufer mit Köln, Koblenz und Mainz sollten auf 15 Jahre besetzt bleiben.

Deutschland sollte Ersatz für alle Schäden leisten. Die Höhe dieser Reparationen wurden
auf 100 Milliarden Goldmark festgelegt, zahlbar in 30 Jahren. Dazu kam die Auslieferung
der Handelsflotte, erhebliche Kohlelieferungen, Maschinen, Fabrikeinrichtungen
u. a.

Das hungernde Volk mußte 140000 Milchkühe, 30000 Schafe, 15000 Mutterschweine
, 10000 Ziegen und weiteres Zuchtvieh liefern.

Eine entmilitarisierte Zone von 50 km auf dem deutschen Rheinufer wurde geschaffen
. Das Heer wurde auf 100000 Mann beschränkt. Luftstreitkräfte wurden verboten
und die Marine auf bestimmte Einheiten beschränkt.

Das deutsche Volk mußte zudem die Alleinschuld am Weltkrieg anerkennen.

Das alles war nicht der erwartete Friede, und es war vor allem nicht die Garantie für
eine friedvolle Zukunft.

Hauptziel jeder deutschen Regierung mußte daher die Revision des Versailler Vertrages
sein. Jede der Regierungen der Weimarer Republik hat dafür hart gekämpft und auch
Erfolge erzielt.

Nicht wenigen Deutschen erschien dieser Friede zu demütigend. Sie glaubten Kräfte
sammeln zu müssen, um diese Revision auf dem Wege der Gewalt zu erreichen.
Der Friede von Versailles säte nicht Vertrauen. Er säte Haß und Rachegedanken.

Die Freikorps

Als Prinz Max von Baden als letzter Reichskanzler des Kaisers am 9. November 1918
die Geschicke des Deutschen Reiches in die Hände des Sozialdemokraten Friedrich
Eben legte, war sein Parteifreund Gustav Noske bereits in Kiel, um angesichts der Revolutionswirren
die ersten Gegenkräfte gegen das Chaos und gegen eine Räterepublik russischen
Stils zu mobilisieren.

Gustav Noske war alter Sozialdemokrat, und er war Patriot. Nach dem blutigen Krieg
war es sein Ziel, eine noch schrecklichere Revolution zu verhindern. In den Aktionen
des von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg gegründeten Spartakus-Bundes, dem
Vorläufer der KPD, sah er nicht die Realisierung sozialistischer Vorstellungen, sondern
die Herstellung einer neuen Autorität mit Hilfe des Klassenterrors. Im Rat der Volksbeauftragten
unter Ebert wie auch als Wehrminister in den Regierungen Scheidemann und
Bauer war dies Leitmotiv allen seines Handelns, das ihm von gegnerischer Seite den Namen
»der Bluthund« einbrachte.

Als es an den Grenzen und in Berlin zu Unruhen und bewaffneten Aufständen kam,
wurde Noske zum Oberbefehlshaber der Regierungstruppen bestellt. Zugleich wurden
mit Billigung der Regierung Freiwillige angeworben für Einheiten, die den Schutz der
Grenzen übernehmen und die Ordnung im Innern des Reiches aufrechterhalten sollten.
In allen Zeitungen erschienen die Aufrufe zur Meldung zu solchen Verbänden, die sich
Freikorps Dohna, Freikorps Medem, Eiserne Brigade, Eiserne Eskadron, Brigade Reinhardt
u.s.w. nannten. Unter dem Motto »Dein Vaterland ist in Gefahr« wurden Schüler,
Studenten und entlassene Soldaten zu den Waffen gerufen. In einem von Noske mitunterzeichneten
Aufruf (30) hieß es:

»Von Tag zu Tag nimmt die unserer Heimat drohende Gefahr vom Osten zu.
Russen, Polen, Tschechen greifen nach deutschem Besitz! Schon stehen die Armeen
der Bolschewiki vor Ostpreußen und die Polen weit in altdeutschem Ge-

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