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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 22
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0024
Öffentlichkeit und Verteidigung blieb noch ein Weg offen, das Urteil zu kassieren: der
Gnadenweg über die obersten französischen Militär- und Regierungsstellen. Schlageter
selbst lehnte ein Gnadengesuch ab: »Ich bin nicht gewohnt, um Gnade zu bitten.« Er änderte
seine Haltung auch nicht, als der bereits angeführte Fall der Rettung der französischen
Soldaten vor dem sicheren Tode in Oberschlesien erneut bestätigt wurde: »Ich
wiederhole: ich habe nie um Gnade gewinselt und werde es auch jetzt nicht tun. Wie
auch mein Schicksal sei, ich bin auf alles gefaßt. Wenn die laufenden Gnadengesuche ohne
mein Zutun Erfolg haben, so wird mich dies für meine armen Angehörigen freuen;
wenn nicht, so bin ich bereit, die Folgen meiner Handlung bis zum Letzten auf mich zu
nehmen.« (66)

Der Freiburger Erzbischof, Dr. Fritz, richtete Gnadengesuche an den französischen
Staatspräsidenten, den Kriegsminister und an General Degoutte, den Befehlshaber der
Streitkräfte an der Ruhr. Die Eltern Schlageters wandten sich gleichfalls an den französischen
Oberkommandierenden. Der päpstliche Delegierte, Monsignore Testa, verwandte
sich für die Verurteilten, und auch der Kardinalstaatssekretär Gasparri wandte sich an
Paris. Sogar die Königin von Schweden, eine Prinzessin aus dem ehemaligen badischen
Herrscherhaus, wurde eingeschaltet.

Schlageter war in dieser Zeit im Düsseldorfer Gefängnis, Zelle 6 IV. Ein paar Ausschnitte
aus Briefen aus den Tagen zwischen Verurteilung und Exekution sollen seine
Denkweise zeigen.

10. 5. 1923 an die Eltern und Geschwister:
»Seit 1914 bis heute habe ich aus Liebe und reiner Treue meine ganze Kraft und Arbeit
meiner deutschen Heimat geopfert. Wo sie in Not war, zog es mich hin, um zu helfen.
Das letzte Mal hat mir gestern mein Todesurteil gebracht.

Mit Ruhe habe ich es vernommen. Hab ich doch alles, was ich tat, nur in der besten Absicht
ausgeführt.

Kein wildes Abenteuerleben war mein Verlangen, nicht Bandenführer war ich, sondern
in stiller Arbeit suchte ich meinem Vaterlande zu helfen. Ein gemeines Verbrechen oder
gar einen Mord habe ich nicht begangen.«

10. 5. 1923 an einen Freund:
»Ich bin ruhig und gefaßt, wenn es auch schwer fällt, als Verbrecher hingerichtet zu werden
, wo man doch nur das Beste gewollt hat. Nun das ist eben Menschenschicksal. Vergesse
das Leben und vergebe Anklägern und Richtern. Ich habe beides getan.«

24. 5. 1923 an die Familie seiner Schwester:

»Ich freue mich, daß Ihr Euch in das Unvermeidliche mit so viel Gottvertrauen schickt.
Ihr wißt ja, was ich auch alles angestellt haben mag, ich tat es in edelster Absicht. Ich habe
all die Jahre nur dem unwiderstehlichen inneren Drang nachgegeben und bin ihm gefolgt
, der von mir verlangte: Hilf, wo du kannst deinem Vaterland. Ohne Furcht und
Scheu habe ich bisher dem Tod in die Augen gesehen. Soll ich jetzt klein und weich werden
? Nein, das verlangt auch Ihr meine lieben Angehörigen nicht von mir. Es mag Euch
schwer fallen, mich so bewußt und sicher dem Tode gegenüber zu wissen; ich bin zufrieden
und ruhig dabei, seid es auch. Tröstet Euch damit, daß es noch jederzeit eine Ehre
war, für sein Vaterland sterben zu müssen. Es verlangt Mut und ein hartes Herz gegen
sich selbst. Ich habe beides.«

25. 5. 1923 an die Familie seines Paten:

»Diesen Tod fürchte ich nicht. Er ist keine Schande, sondern eine Ehre.
Denkt genau so wie ich und tröstet in diesem Sinne Vater und Mutter. Sie sind alt und
kommen mit der Jugend nicht mehr so mit. Ihnen fällt es selbstverständlich schwerer,
Gebet und Gottvertrauen wird ihnen jedoch auch hierin helfen.«

26. 5. 1923 an die Eltern:

»Also dann auf ein frohes Wiedersehn im Jenseits.« (67)

Der Gefängnispfarrer Faßbender berichtet uns über die letzten Tage Schlageters (68).
Dem Bericht zufolge war auch die Seelsorge erheblich behindert. In der Nacht vom 25.


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