http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0026
Schlageter wurde von Düsseldorf in einer kleinen Feier verabschiedet. Vertreter der
Regierung, der Stadt, der Kirche und Freunde nahmen unter den Klängen des Liedes
»Ich hatt' einen Kameraden« von ihm Abschied (73).
In Elberfeld, der ersten deutschen nicht besetzten Stadt auf dem Weg in den Schwarzwald
, fand eine große Feierstunde statt. Die Einsegnungszeremonie nahm Prälat Neumann
vor. Vor dem Sarg forderte er: »Fort mit aller Parteiung! Ein einig Volk von Brüdern
! Fluch aber denen, die die Not des Vaterlandes zum eigenen Vorteil ausbeuten.«
Der protestantische Geistliche, Pastor Frick, mahnte angesichts des Toten: »Die Sprecher
des Urteils aber sind bloßgestellt vor der ganzen Welt, vor Gott und Menschheit.
Heiliger Zorn erfülle uns auch angesichts der unsäglichen Leiden der vielen um Haus
und Heimat vom Feinde Beraubten . . .
Die Schüsse, die in früher Morgenstunde verhallten, seien nicht verhallt, sie werden
von unsichtbaren Felswänden weiter und weiter gegeben und Kunde ins Land tragen,
daß wir Opfer bringen müssen für unser Vaterland. Nicht Haß und Zwietracht sei die
Mahnung, sondern Einigkeit, in keiner Not uns trennen und Gefahr!« (74)
Doch schon in Elberfeld gab es Schwierigkeiten. Hügenell beharrte auf den schwarzweiß
-roten Farben, da es - angeblich - der letzte Wille Schlageters gewesen sei, unter
dieser Flagge bestattet zu werden.
Tausende säumten Schlageters letzten Weg. Überall fanden Feierstunden statt, meist
von den Kriegervereinen und nationalen Verbänden gestaltet.
Das Markgräfler Tagblatt begrüßte Schlageter mit einem Gedicht:
»Sei willkommen daheim, Du tapferer Held
Wo deine Heimatberge sich dir neigen,
Um höher dann gen Himmel aufzusteigen
Und deinen Ruhm zu künden einer Welt.
Aufrecht und treu standst du zu deiner Tat
Ein ganzer deutscher Mann, bist Du nicht abgewichen
Von Treu und Wahrheit, mutig hast du sie beglichen
Mit deinem Tod wie's ziemt dem ehrlichen Soldat.
Dein Beispiel soll uns stets vor Augen stehen
Und wenn mit Gottes Hilf die Zeit gekommen
Wenn wir den Weg zur Freiheit erst erklommen
Wird Dir und deinem Geist ein heilig Auferstehn!« (75)
Am Sonntag, 10. Juni 1923, wurde Schlageter auf dem Schönauer Friedhof der
Heimaterde übergeben. Die ganze Gemeinde beteiligte sich. Der Zeitungsbericht
über die Beerdigung schließt mit den Worten (76): »Das Andenken Albert
Leo Schlageters wird in seiner engeren Heimat lebendig bleiben, auch das große
deutsche Vaterland wird den nicht vergessen dürfen, der in der schwersten Zeit
unseres Volkes sein Leben zum Opfer brachte.«
Die Zeitung kritisierte, daß kein Vertreter der Regierung anwesend war; auch
wenn der Staat Sabotageakte ablehnen muß, »dem rechtwidrig vom Feind auf
deutschem Boden Erschossenen, dem Märtyrer der deutschen Sache, hätte man
auch regierungsseitig mutig und in aller Form am Grab die Ehrung bringen müssen
, die er mit seinem Tode verdient hatte«.
Das Zwielicht, in das Schlageter kam, deutet die Zeitung offen an: dadurch wäre
jede Mißdeutung erspart, die diese Ehrung »nationalistischen Rummel« oder
gar Herausforderung der hungernden Massen« nannte.
Noch hielt Frankreich das Ruhrgebiet besetzt. Noch erschienen täglich in der
Presse Nachrichten über Willkürmaßnahmen der Besatzer. Unter der Uber-
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