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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 26
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0028
Wir wollen es dann nicht eine Stunde mehr tragen,
Wir wollen die Henker wie tolle Hunde erschlagen.
Einmal wird ein grausiges Donnern und Stürmen sein,
Dann, toter Bruder, geht es um Ruhr und Rhein!
Fluch über die Mörder, Fluch über den Mord,
Bis den Henkern die blutige Hand verdorrt.
Einmal greifen wir alle zum Gewehr,

Und Dein rächender Schatten, Bruder, zieht vor uns her!« (78)

Im Preußischen Landtag stellte ein Abgeordneter der SPD am 18. Juni fest (79):

»Der Ermordete, der Hingerichtete, war ein Mann, dessen politische Richtung
ganz und gar nicht die meinige ist, der mit Mitteln kämpfte, die ich als töricht, als
durchaus abwegig, als dem deutschen Volke unzuträglich, verderblich bezeichnen
muß.

Dennoch ist er ein nicht rechtmäßig hingerichteter Deutscher, ein vom französischen
Militarismus Ermorderter. Meine Partei hat infolgedessen gegen seine
Hinrichtung sofort protestiert, weil es sich um eine rechtlich unhaltbare, um eine
grausame Handlung, um einen teuflischen Akt der Insurgenten des französischen
Imperialismus handelt.

Die Hinrichtung ist darüber hinaus, politisch betrachtet, nichts anderes als heller
Wahnsinn. Sie hat den Völkerhaß maßlos geschürt. Sie hat der Agitation der verbrecherischen
Rachepolitik neue Nahrung gegeben und die nationalistischen
Leidenschaften bei uns in Deutschland erneut in furchtbarster Weise entfesselt.«
Auch im Rahmen der Prozeß-Lawinen wurden Emotionen geweckt. Dazu gehörte
auch ein Beleidigungsprozeß, den Innenminister Severing anstrengte. Die Bergisch-
Märkische Zeitung in Elberfeld hatte am 12. Juni 1923 Severing und die Polizei beschuldigt
, mitschuldig an Schlageters Ermordung zu sein, weil sie »wissentlich die Befreiung
eines widerrechtlich vom Feinde zum Tode verurteilten deutschen Staatsangehörigen
durch seine Maßnahmen bewußt und vorsätzlich verhindert hat« (80). Der Prozeß ging
durch alle Instanzen bis zum Reichsgericht. Dem Leiter der Polizei wurden Drohbriefe
geschrieben:

»Erbärmlicher Vaterlandsverräter! Du Mörder des besten Deutschen, ehrloser
Lump. Tue wenigstens noch die eine Pflicht und versorge deine Familie, denn
über Dich ist der Stab gebrochen. Schlageters Blut komme über Dich.«
Die Verhandlung bestätigte, daß »weder der Minister des Inneren Severing noch die
politische Polizei irgendwie für die Ermordung Schlageters verantwortlich gemacht werden
können«.

Der betroffene Polizist hatte noch im 3. Reich Schwierigkeiten wegen dieser Angelegenheit
.

Auch die Linkspresse ließ Schlageter nicht ruhen. Hier war es besonders die Zeitung
»Das andere Deutschland«. Für sie war Schlageter ein Anti-Symbol, dem vorgeworfen
wurde

- er ging nur als Geldverdiener in den Ruhrkampf

- er suchte dort wie im Baltikum nur Abenteuer

- er war bezahlter politischer Agent

- er verriet seine Freunde (82)

Die Beweise für diese Beschuldigungen entbehren jeglicher Grundlage und sind absurd
. Schlageter war nicht ein »Abenteurer zweifelhaftester Art«, nicht »politischer Abschaum
, der Geschichte machen wollte«. Dies alles wurde in dieser Serie von Prozessen
eindeutig geklärt (83). -

Bereits kurz nach der Erschießung Schlageters machte sich eine Strömung breit, ihm
ein Denkmal zu setzen. Auch dies trug bei, Schlageters Name nicht zur Ruhe kommen
zu lassen.

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