Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 28
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0030
Die Propaganda der Linken, nicht zuletzt der KPD, hat wesentlich dazu beigetragen,
der NSDAP dies zu erleichtern. Wer nicht für sie war, wurde zum Faschisten gestempelt
. Das ging nicht nur Schlageter so. Auch die Freien Gewerkschaften und die Sozialdemokraten
gehörten zum Faschismus (91) und wurden sogar stärker bekämpft als die
NSDAP, mit der die KPD die Ablehnung der Weimarer Republik gemeinsam hatte.

National-Sozialisten bezeichneten sich in den Anfängen dieser Republik sehr viele.
Man lehnte die Kriegsschuld und den darauf aufgebauten Versailler Vertrag ab - das war
national. Man war gegen Kapitalismus und Schiebertum - das war sozial.

Es ist bezeichnend, daß im offiziellen Schrifttum des 3. Reiches Schlageter nie als Parteigenosse
oder als SA-Mann geführt wurde - im Gegensatz zu Horst Wessel. Von einer
Zugehörigkeit zur NSDAP oder einer ihrer Gliederungen wird nur feuilletonistisch berichtet
, so in Grotes Roman »Ein Ruf erging« oder bei Glombowski »Organisation
Heinz (OH). Das Schicksal des Kameraden Schlageters« (92). Auch die Lexika des 3.
Reiches, ob Knauer oder Propyläen, vermerken nur »Nationalsozialist«, nur im Volks-
Brockhaus heißt es: »trat 1922 der NSDAP und der SA bei« (93). Nach Angaben des
Berliner Dokument-Center war diese Frage schon 1928 strittig (94). Die Aussage der
Angehörigen und Freunde Schlageters, daß er dieser Partei nicht angehört hat, sind daher
sicher glaubwürdig.

Die Tat Schlageters, sein Tod im Ruhrkampf, die Publizität, die sein Name hatte, wurden
nun in die nationalsozialistische Propaganda eingebaut. Dazu ergab sich die beste
Gelegenheit beim 10. Jahrestag der Erschießung Schlageters 1933, der in das erste Halbjahr
der Machtergreifung Hitlers fiel.

Im ganzen Reich fanden Schlageter-Feiern statt. Für die Schulen waren Weihestunden
offiziell angeordnet.

Die Hauptfeier war in Düsseldorf.

Im Landgerichtsgebäude, dem Ort, in dem das französische Kriegsgericht Schlageter
zum Tode verurteilte, wurde eine Büste Schlageters enthüllt, die »den Geist des Mannes,
der dem jungen Deutschland Vorkämpfer und Vorbild war, symbolhaft verkörpert,
symbolhaft für den heutigen deutschen Menschen, dem Willenskraft, Opferbereitschaft
und Vaterlandsliebe höchste Tugenden sein sollen« (95). Schlageters Tat wurde als Beispiel
christlicher Opfertat dargestellt.

In einer Großkundgebung übernahm der preußische Ministerpräsident Hermann
Goering das Nationaldenkmal auf der Golzheimer Heide in die Obhut des Reiches. Die
Kundgebung stand unter dem Motto »Schlageter lebt!« (96). Über 300.000 Menschen
kamen oder waren aufgeboten. Sogar der Vater Schlageters war gekommen als Ehrengast
, dazu die Uberlebenden des Sabotagetrupps von Kalkum. Goering hob Schlageters
Opfertod heraus: »Mit seinem Opfer, mit seinem Sterben riß er das deutsche Volk empor
, heraus aus diesem Irrsinn zur Selbstbesinnung auf eigene Kraft und eigenen Glauben
« (97). Er stellte fest: »Nicht umsonst war es: Der Deutsche glaubt wieder an sich
selbst und sein Volk«. Er schwor: »Und das eine sollt ihr wissen, solange es in Deutschland
Schlageters geben wird, solange wird Deutschland leben müssen. Dieses Kreuz,
einst das Fanal des Kampfes in dunkler Nacht, heute das Zeichen, daß Gott das Opfer
angenommen und gutbefunden und Deutschland gesegnet hat.«

Das Kreuz auf der Golzheimer Heide sollte nun »ein Wallfahrtsort für das ganze deutsche
Volk werden« (98).

Auch in Schlageters Heimat wurde gefeiert. Dazu wurde die Bevölkerung gebührend
vorbereitet. Vorbereitet, wie es der Nationalsozialismus brauchte, um Schlageter für
sich einzunehmen. Am 26. Mai 1933 bringt das »Markgräfler Tagblatt« einen ganzseitigen
Bericht »Zum 10. Todestage«. Friedrich Glombowski, ein nationalsozialistischer
Autor, schrieb den Bericht unter der Uberschrift »Der erste Soldat des Dritten Reiches«.
Darin führte er aus, daß »der Schwarzwälder Bauernsohn nicht mehr lediglich eine Person
ist, die durch ihr Märtyrertum besondere Bedeutung für den nationalen Impuls eines
Volkes gefunden hat. Er ist vielmehr durch seinen Opfergang und insbesondere durch

28


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0030