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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 29
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0031
sein Leben zu einem Symbol für das heranwachsende Geschlecht geworden« (99). Neben
Glombowskis Artikel wurde sehr geschickt ein Bericht über »Schlageters Tod« plaziert
, den der Düsseldorfer Gefängnispfarrer Faßbender verfaßt hatte.

Am nächsten Tag war wiederum eine Seite Schlageter gewidmet mit Berichten, die das
Markgräfler Tagblatt 1923 zum Tode Schlageters brachte.

Eine Woche darauf, vor der großen Feier an Pfingsten, waren es mehr als eine ganze
Seite. Die darauf enthaltenen Bilder waren psychologisch so ausgewählt, daß sie einen
weiten Kreis ansprechen mußten. Schlageter als Soldat, sein Sarg mit der alten Reichs-
kriegsflagge bewacht von Männern in SA- und SS-Uniform, das Kruzifix, das Schlageter
in seiner Todesstunde in der Hand hielt. Dazu war noch ein Bericht abgedruckt, der die
Rede Adolf Hitlers bei der NS-Totenfeier 1923 enthielt (100).

Das Bild des Soldaten und Christen Schlageters wurde damit verzerrt, und er wurde
zum Gefolgsmann Hitlers gestempelt.

Sein kämpferisches Leben und sein mutiges Sterben paßte in das erzieherische System
des Nationalsozialismus. Schlageter wurde zum Heros, zum leuchtenden Vorbild für
die Jugend gemacht, die Hitler ja gleichfalls in den Kampf, in den Krieg zu schicken, entschlossen
war.

Schlageter-Eichen, Schlageter-Straßen, Schlageter-Haine wurden geschaffen, um die
Erinnerung an ihn wach zu halten. 1937 wurde ein Segelschulschiff der deutschen
Kriegsmarine beim Stapellauf in Hamburg von Schlageters jüngster Schwester auf seinen
Namen getauft. 1938 erhielt das Jagdgeschwader 132 durch Führerbefehl die Bezeichnung
»Jagdgeschwader Schlageter«. Im Befehl hieß es: »Das Jagdgeschwader wird sich
der Ehre dieser Uberlieferung stets würdig erweisen in dem Bewußtsein, daß es den Namen
eines Mannes trägt, der vorbildlich für Deutschland zu kämpfen und zu sterben
wußte« (101).

Und eben das sollte die neue Generation auch. So wollte dies Adolf Hitler. Dazu war
ihm jedes Mittel recht, auch der Mißbrauch eines Toten, der Kult und die Heldenverehrung
: »Durch den Opfertod des einen Mannes, der sein Blut für Ehre und Sicherheit des
Reiches dahingab, hatte das neue Reich im Mai 1933 nach den Worten des preußischen
Ministerpräsidenten Goering Hunderttausende treuester Anhänger gewonnen« (102).

Auch Kirchenvertreter trugen zur Verzerrung bei. Sie werteten Schlageters Leben und
Sterben als »Deutsches Heldentum in christlicher Verklärung«. Der Abt von Maria
Laach deutete dies bei einer Feier in Köln (103): »Wie ein Symbol mutet es an, wenn bei
dem Todesdrama auf der Golzheimer Heide als einzige Repräsentanten des deutschen
Volkes der Rechtsanwalt und der Priester stehen.

Bis an den Rand des Grabes will der Vertreter der Rechtsordnung für seinen Klienten
zeugen, aber über das Grab hinaus kann nur der Priester dem Helden Anwalt sein bis vor
den Richterstuhl Gottes. Gebet und Segen des Priesters gehen über den Tod hinaus. In
Gott wollte Schlageter sein Deutschland gegründet sehen, für das er, der gläubige Sohn
seiner Kirche, gestorben ist.

Die Einheit von Volk und Staat ruht letzten Endes in Gott. Nur wo der Glaube an
Gott im Volke lebendig ist, ist der Glaube des Führers an sein Volk gerechtfertigt. Nur
wo der Führer sich in letzter Verantwortung vor Gott verantwortlich weiß, kann das
Volk ihm in hingebender Treue Gefolgschaft leisten . . .

Der Führer selbst hat in feierlicher Stunde erklärt, daß er das neue Reich auf dem Fundament
des Christentums aufbaut, und es ist das Glaubensbekenntnis Schlageters, wenn
auf seiner Todesstätte sich das Kreuz erhebt weit hinaus über das deutsche Land, für das
er, das Kreuz in der Hand, gefallen ist, gefallen als ein Opfer für seines Volkes Recht,
dargebracht durch die Kraft Gottes im Glauben an seines Volkes Sendung«.

Die Denkmalsanlage mit dem Kreuz auf der Golzheimer Heide wurde am 30. Mai
1933 offiziell als deutsches Nationaldenkmal anerkannt (104). Die Gedenkstätte für
Schlageter »und an jene 148 tapferen Deutschen, die in den Jahren 1921 - 1925 durch Gewalttaten
den Tod erlitten, aber auch zum Gedächtnis an hunderttausende Arbeiter, die

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