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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 31
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0033
Wieder wurde er okkupiert von einer Gruppe, die ihn für ihre Zwecke ausnützen will.
Der Landesvorsitzende der NPD erklärte 1980 am Grabe Schlageters in Schönau:

»Wer außer uns sollte den Mut haben, das Werk Schlageters fortzuführen?« (111)
Der Kreisvorsitzende des DGB-Kreises Lörrach meinte:

»Es geht uns nicht um die Person Schlageters, sondern um die Aussagen der
NPD, die wir als Demokraten nicht hinnehmen dürfen.« (112)
Als deutsche Demokraten dürfen wir dies selbstverständlich nicht hinnehmen. Wir
sollten aber auch nicht hinnehmen, daß Tote verunglimpft werden, weil sie in einer Zeit
lebten, in der über vieles anders gedacht wurde als wir es heute tun.

Schlageters Tat stieß 1923 auf viel Verständnis, weil eben weite Teile des deutschen
Volkes empört waren ob des Einmarsches der französischen und belgischen Truppen im
Ruhrgebiet, weil Tausende und Abertausende von Arbeitern, Angestellten und Beamten
ausgewiesen wurden. Die Ausrufung des passiven Widerstandes ist Ausdruck der offiziellen
, regierungsamtlichen Empörung über diesen Gewaltstreich im Frieden.

In einem Flugblatt gegen die Schlageter-Feier in Schönau wird unter der Uberschrift
»Wer war Schlageter« sein Lebenslauf geschildert:

»1894: in Schönau geboren.

1918: Als Offizier Mitglied der reaktionären Freikorpstruppen, die im Baltikum
Großgrundbesitzern halfen, den Widerstand der unterdrückten Bauernschaft
niederzuhalten.

1919: Schlageter schießt in München auf Arbeiter der Räterepublik.

1920: Während des Kapp-Putsches und danach geht Schlageter mit einer Freikorpsbatterie
im Ruhrgebiet gegen streikende Arbeiter vor und wird für mehrere
grausame Gemetzel verantwortlich.

1923: Schlageter geht nach der Beteiligung am Nazi-Parteitag in München ins
Ruhrgebiet zurück, das von Franzosen besetzt ist.

Im Gegensatz zu den Gewerkschaften, die zum Generalstreik gegen die Besetzung
aufgerufen haben, führt Schlageter Terroranschläge gegen Eisenbahnzüge,
die Reparationsgüter nach Frankreich bringen.

1923: Ein französisches Kriegsgericht verurteilt Schlageter zum Tode durch Erschießen
.« (113)

Die Daten stimmen, die Fakten - bis auf Geburt und Tod - nicht.

Die Freikorps waren - zumindest zum Zeitpunkt ihrer Gründung - keine reaktionären
Truppen. Sie erwiesen sich »als die einzigen Verbände, die sich im Kampf bewährten,
während weder die Truppen des alten Heeres noch die hastig aufgestellten republikanischen
Einheiten willens oder fähig waren, mit vollem Einsatz zu kämpfen« (114). Die
Regierung Ebert-Scheidemann-Noske war zum Erhalt der Republik auf diese Freiwilligenverbände
angewiesen. Sie kämpften im Baltikum gegen den Bolschewismus und in
München und im Ruhrgebiet gegen die kommunistischen Räterepubliken für den Bestand
der demokratischen Weimarer Republik. Die Feinde der Republik standen damals
extrem rechts und extrem links. Schlageter war Soldat und fühlte sich als Deutscher aufgerufen
, seine Pflicht, aber auch mehr zu tun. Darum war sein Widerstand aktiv und
nicht zu vergleichen mit den Terroranschlägen einer RAF oder der rechtsradikalen

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