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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 32
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0034
»Deutschen Aktionsgruppen«. Der Begriff »Vaterland« war in dieser Zeit lebendig, nationales
Denken über die Parteien hinweg keine Phrase.

Schlageter ist auch keine Belastung für das deutsch-französische Verhältnis. Wir können
Geschichte nicht ungeschehen machen durch Schweigen und Verschweigen. Wir
können nur daraus Lehren ziehen. Die Versöhnung zwischen dem deutschen und dem
französischen Volk geschah und geschieht auf dem Hintergrund jahrhundertelanger
Kämpfe, Rivalität und Haß auf beiden Seiten.

Aus der Erkenntnis, daß dieses nur Krieg, Elend und Not für beide Völker gebracht
hat, wurde die Hand zur Versöhnung über die Gräber - auch über das Schlageters — gereicht
.

Das Grab soll hier die geschichtliche Mahnung sein, es nie wieder zu solchem Haß
kommen zu lassen.

Martin Walser meinte: »Schlageter hat, wie jeder, ein Recht darauf, unter den Bedingungen
gewürdigt zu werden, unter denen er handelte« (115).

Schlageter hat versucht - und das haben alle seine Zeitgenossen ob Freund oder Feind
bestätigt -, seinem »Vaterlande zu helfen« (116).

Dies ist ein edles Motiv und darum zu respektieren.

Schlageter fühlte sich nicht als Held. Er wurde zum Helden gemacht, bereits wenige
Stunden nach seinem Tode, erst recht aber dann im Dritten Reich. Wenn er in einem seiner
letzten Briefe schreibt:

»Aber schließlich hat doch jeder Mensch hier auf Erden eine Hauptaufgabe zu lösen
. Meine war unfehlbar restlose Hingabe in den Dienst fürs Vaterland. Sie verlangte
mein ganzes »Ich« (117),
so ist dies die Bilanz seines Lebens, nicht »Zuflucht in eine ihn selbst transzendierende
Bindung«, wie Franke annimmt (118).

Martin Walser hofft und glaubt, daß es in dieser deutschen Geschichte doch noch einen
Platz für Schlageter gibt. Er meint:

»Schlageter gehört nicht auf die Straße und auf den Friedhof, sondern in die
Schule.« (119)
Das trifft den Kern.
Schlageter gehört nicht auf die Straße.
Er soll seine Ruhe auf dem Friedhof in Schönau haben.

Doch Schlageter gehört in die Schule, denn er ist ein Teil der deutschen Geschichte des
20. Jahrhunderts.

Diese Geschichte sollten wir nicht verdrängen.

Wir dürfen sie aber auch nicht verzerren lassen, weder durch linke noch durch rechte
Interpreten.

Das aber ist eine Aufgabe der Geschichtslehrer und der Geschichtsschreibung.

Anmerkungen

1. Volkszeitung Freie Presse, Düsseldorf, Nr. 108, 9. Mai 1923

2. Albrecht von Graefe und Reinhold Wulle waren bis 1924 Reichstagsabgeordnete der DNVP
(Deutschnationale Volkspartei). Sie traten später zur NF (Nationalsozialistische Freiheitspartei
) über. v. Graefe starb 1933; Wulle war 2 Jahre im KZ Sachsenhausen und starb 1950.

3. VZ, Düsseldorf, Nr. 109, 11. Mai 1923

4. MT, Schopfheim, Nr. 111, 15. Mai 1923

5. DZ, Düsseldorf, Nr. 135, 27. Mai 1923

6. MT, Schopfheim, Nr. 129, 7. Juni 1923

7. Schulze, Hagen, S. 252

8. MT, 14. 6. 1923

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