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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 40
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0042
des Widerstandes der Trierer Jugend gewesen sei und diesen im Auftrage des Bischofs
von Trier organisiert hätte, daß ich am Tage der Auflehnung7^ die Jugend und die Geistlichen
angeführt, den Angriff auf den Trierischen Hof planmäßig geleitet hätte in der ausgesprochenen
Absicht, ein Blutbad durch die Franzosen zu provozieren, damit ich dann
später in der ausländischen Presse von den Greueltaten der Franzosen berichten könnte.
Als ich erwiderte, daß das alles Verleumdung sei, wurde mir von dem französischen
Oberst Lüge und Feigheit vorgeworfen; ich hatte mit den beiden Zeugen den Eindruck,
daß ich unter den schweren Anschuldigungen zusammenbrechen sollte, um so mürbe
gemacht zu werden, das Protokoll zu unterschreiben, das mir der Oberst vorlegte, in
dem ich mich all dieser Schandtaten für schuldig bekannte; ich lehnte dieses Ansinnen ab
und habe mir dadurch meine endgültige Rückkehr sehr erschwert; eine Verlängerung des
Urlaubs wurde abgelehnt, meine Rückkehr als völlig aussichtslos hingestellt. Durch Zufall
kamen wir später dahinter, daß man mit dieser Behandlung eigentlich den Bischof
von Trier treffen wollte. Man hat dann auch später an meine Rückkehr so schimpfliche
Bedingungen geknüpft - ich sollte gleichsam mit notorischen Separatisten und Vaterlandsverrätern
ausgetauscht werden -, daß ich schon aus Gründen der persönlichen Ehre
und patriotischer Gesinnung lieber auf die Rückkehr verzichtet hätte; endlich gelang es
doch, meine Rückkehr zu ermöglichen; die Trierer Oberdelegation legte in Paris und in
Coblenz, allerdings vergeblich, Protest dagegen ein. Am 1. November 24 kehrte ich mit
meiner Schwester nach Trier zurück und durfte am 1. Dezember meinen Dienst wieder
aufnehmen____

Dr. Heinrich Schuh, Hindenburg-Gymnasium

Der Wegfall der militärischen Erziehungsschule des Deutschen Volkes hatte allgemein
den deutschen Erziehern in den Nachkriegsjahren die besondere Pflicht auferlegt, sich
um die körperliche Ertüchtigung der anvertrauten Jugend zu bemühen. Dieser Aufgabe
unterzog ich mich auch außerdienstlich gerne (im Ruderverein).... So sehr das unmittelbare
und erschütternde Erleben der Kriegszeit für die Trierer Jugend den Gedanken der
Völkerversöhnung unmittelbar nahelegte, so mußte doch in offenen freimütigen Äußerungen
bei den Ereignissen die deutsche Auffassung betont werden, namentlich von mir
als Klassenleiter der Oberprima, trotzdem in dieser Klasse luxemburgische Staatsangehörige
saßen, die viel mit französischen Offizieren verkehrten.

Meine gesamte dienstliche und außerdienstliche Tätigkeit hatte die Aufmerksamkeit
der Besatzung erregt. Mehrfach war mein Name in französischen Zeitungen genannt
worden mit der Verdächtigung, als ob die körperliche Ertüchtigung nur im Sinne einer
militärischen Revanche erstrebt würde. Sofort nach Verkündigung des passiven Widerstandes
wurde ich ausgewiesen wegen: Excitation constante de ses eleves contre les auto-
rites de l'occupation.

Der Befehl zur Ausweisung wurde vier Kollegen und mir bei der Beerdigung eines
Schülers um 9 Uhr in Euren b. Trier überbracht. Um 11 Uhr sollte ich mich am Bahnhof
zur Abfahrt melden, um mit anderen als Geisel mit dem - nach Meinung der Franzosen -
durch die deutschen streikenden Eisenbahner gefährdeten Zuge mitgeführt zu werden.
Diesem Befehl leistete ich keine Folge, worauf ich um 11/2 Uhr vom französischen Polizeipräsidenten
persönlich verhaftet und durch zwei Schwarze mit aufgepflanztem Seitengewehr
nach der neuen Regierung abgeführt wurde. Als ich dort um Hilfe zum Transport
meines Gepäcks bat, wurde mir bedeutet, ich solle das selbst tun, mit der Begründung
: c'est la guerre (1923!).

Im neuen Regierungsgebäude wurde ich von zwei schwarzen Franzosen mit aufgepflanztem
Seitengewehr bewacht bis zur Abfahrt des Nachmittagszuges, in dem ich unter
Begleitung eines französischen Geheimpolizisten bis Koblenz gebracht wurde. Auch
den Abtransport leitete in den ersten Tagen des passiven Widerstandes auf dem streng ab-

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