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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 41
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0043
gesperrten Hauptbahnhof Trier der Chef der französischen Polizei, der für die Sicherheit
der Gefangenen persönlich bemüht war. In Koblenz kam ich in der Dunkelheit an und
mußte sofort auf einem Auto Platz nehmen, in dem ich mit anderen, später kommenden,
Ausgewiesenen während der empfindlich kalten Nacht an die Grenze nach Limburg hin
transportiert werden sollte. Im Wagen war ich Gegenstand der Beschimpfung durch
zwei betrunkene lothringische Sergeanten, die unter greulichen Flüchen und Verwünschungen
auf Deutschland mich tätlich bedrohten. Auf meine energischen Bitten um
warme Decken für die Nacht kam nach zweistündigem Warten der Befehl, daß wir erst
am nächsten Morgen abtransportiert werden sollten. Darauf wurden wir dann durch die
vollständig verkotete (zwei Tage passiven Widerstandes!) Unterführung des Koblenzer
Bahnhofes nach dem Wartesaal geführt, wo wir von französischen deutschsprechenden
Elsässern in französischer Uniform bewacht wurden, die den hinzugekommenen älteren
Herren hilfsbereit Trinkwasser und Erfrischungen aus der französischen Kantine gegen

Bezahlung besorgten.....

Der weitere Weg führte über Limburg, Kassel (Aber Kassel war seit Jahren von
Flüchtlingen aus dem Elsaß, Ostpreußen und Schlesien überflutet____), Berlin nach Osnabrück
.....Oft habe ich bei den verschiedenen Betreuungsstellen .... großes Verständnis
für meine schwierige Lage und schnelle Hilfe gefunden, aber manchmal kann ich
rückschauend ein Gefühl der Bitterkeit nicht unterdrücken über die Verständnislosig-
keit, der ich als Ausgewiesener bei manchen Instanzen begegnete____

Dr. Peter Mainzer, Hindenburg-Gymnasium

Meine Ausweisung erfolgte am 16. Februar 1923. Zwei Polizisten holten mich morgens
in der ersten Stunde aus der Klasse heraus und fuhren mich im Auto auf meine dringenden
Vorstellungen nach Hause, damit ich mich von meinen Eltern verabschieden und
meine Sachen packen konnte. Auf dem Bahnhof sammelten sich 7 Opfer des Schubs. Die
Fahrt bis Koblenz in einem Abteil 1. Kl. wurde von unserer Begleitmannschaft ebensowenig
belästigt, wie unser 4stündiger Aufenthalt in Koblenz selbst. Unangenehm wegen
der Kälte und des folgenden Regens war die Fortsetzung unserer Reise in einem offenen
Lastauto. In völliger Nacht wurden wir 200 m vom Bahnhof Friedrichsegen ausgesetzt
und durften uns nun selber zu Ende ausweisen. Gegen Mitternacht kamen wir nach Limburg
. Dort wurden wir mit Geld versehen, mußten aber bald weiter, da die Franzosen
nachrücken zu wollen schienen. In Berlin meldete ich mich beim Ministerium für Wissenschaft
, Kunst und Volksbildung, bekam das Versprechen, daß man mich in Berlin beschäftigen
wolle, wo ich bei Freunden hätte leben können, wurde aber zu Ostern nach
Cottbus geschickt, angeblich zur Aushilfe für 2 Monate, es wurde aber ein Jahr daraus.
Bei einer Krankheit meines Vaters erwirkten meine Angehörigen mir eine Einreiseerlaubnis
für 8 Tage, doch konnte ich beim Tod und beim Begräbnis meines Vaters nicht
zugegen sein. Ostern 24 meldete ich mich in eine andere Provinz, doch bevor die Sache
entschieden war, bekam ich die Erlaubnis zur Rückkehr, der am 11. November die zur
Aufnahme des Dienstes folgte. - Viel Verständnis für die Lage der Ausgewiesenen habe
ich im unbesetzten Gebiete nicht gefunden____

TV N. Konz, Auguste Victoria-Schule

1.Gründe für die Ausweisung, a) allgemeiner Art:
Ausgangs Januar 1923 war der Oberbürgermeister von Trier nebst einer Reihe höherer
Verwaltungsbeamten ausgewiesen worden. Daraufhin hatte eine Kundgebung der Bürger
stattgefunden. Bei dem Umzüge durch die Hauptstraßen der Stadt, wobei vaterländische
Lieder gesungen wurden, waren auch Schüler der höheren Lehranstalten, kennt-

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