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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 45
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0047
Ehatt von der Staatlichen Weinbaudomäne vor, bald kam auch noch der Studienrat Göt-
te vom Kaiser-Wilhelm-Gymnasium. Wir wurden aufgefordert, den Schlaf räum der
Spahis, die die Bahnhofswache bildeten, bis zur Abfahrt als Aufenthaltsraum mit noch
20-25 Eisenbahnern zu benutzen. Als die Franzosen aber merkten, wie sehr uns die Sache
anwiderte, gestatteten sie uns, auf dem Bahnsteig auf- und abzugehen, auch durften
die Kollegenfrauen den Bahnhof betreten, sogar eine Reihe von Schülern brachten es fertig
, zu uns zu gelangen und sich von uns zu verabschieden. Als wir abfuhren, bildete
wohl die ganze Anstalt längs des Bahndamms Späher.

Auf der Fahrt wurden wir bis Koblenz von Farbigen begleitet, die uns nicht belästigten
, außer einem, der jedesmal, wenn er an unserem Abteil vorbeiging, die Geste des
Halsabschneidens machte. In Koblenz brachte man uns nach kurzem Aufenthalte in den
Zug nach Limburg, die Begleitmannschaften blieben zurück, und wir fuhren allein weiter
. In Freiendiez wurden wir an der Grenze des unbesetzten Deutschlands mitten im
freien Felde ausgesetzt und von Limburger Gymnasiasten im Auftrag des Roten Kreuzes

in Empfang genommen und nach Limburg geleitet____Er ging nach Hann. Münden....

Die Behörde in Kassel hat mich auch während meiner Hann.-Mündener Zeit aufs beste
betreut, so daß ich zu Klagen nicht den geringsten Anlaß hatte____Dann wurde er in Berlin
Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins.

...Schwer wurde es mir ebenso wie den übrigen Kollegen, an die französische Besatzungsbehörde
, wie es das Ministerium verlangte, die Bitte zu richten, wieder in meinen
alten Wirkungskreis zurückkehren zu dürfen. Am 27. Oktober 1924, also 11/2 Jahre
nach der Ausweisung, wurde die vorläufige Wiederzulassung zum Amte ausgesprochen.
...Zum Schlüsse möchte ich bemerken... Niederdrückend war es für mich und die Meinigen
, daß wir aus unserer zweiten Heimat, die uns Trier geworden, widerrechtlich vertrieben
waren und gewissermaßen entwurzelt, nicht wußten, wohin wir gehörten. Dem
hat dann die Zurückberufung in mein altes Amt ein Ende gemacht.

Dr. Josef Brand, Friedrich-Wilhelm-Gymnasium

Als Grund meiner Ausweisung war auf dem Ausweisungsbefehl angegeben: attitude
hostile und excitation de la jeunesse. Damit sollte wohl auf die Demonstrationen nach
der Ausweisung des Regierungspräsidenten und des Oberbürgermeisters von Trier hingedeutet
werden. Ich bemerke dazu, daß wir die uns anvertraute Jugend im vaterländischen
Sinne erzogen haben und nicht wie die Franzosen es wünschten. Unsere Schüler
zu lebensgefährlichen Kundgebungen auf die Straße zu hetzen und selbst im Hintergrunde
zu bleiben, das hätte uns schon unser Gewissen verboten. Durch unsere Ausweisung
wollte man sich für die Demonstrationen rächen. Man wollte aber auch die bevorstehende
Aktion der Separatisten10* vorbereiten. Indem man das Volk der zur Führung
berufenen Männer nach Möglichkeit beraubte, glaubte man es leichter zu verwirren und
verleiten zu können. So haben denn auch die Separatisten bei den Ausweisungen der höheren
Beamten mitberaten. Man bedurfte nur noch eines Anlasses. Der schien gegeben,
als ein Schüler der U II aus der Verbannung an seine Klassenkameraden einen Brief
schrieb, in welchem er den Sohn eines Separatisten als Landesverräter bezeichnete. Ich
hatte in der Klasse zwei Stunden wöchentlich Unterricht. Das genügte. Am 28. 7.1923
erfolgte meine Ausweisung durch zwei franz. Geheimpolizisten. Meine Frau mit den
Kindern mußten binnen drei Tagen das besetzte Gebiet verlassen. Meine Möbel und Wäsche
wurden beschlagnahmt. Ich wurde von zwei marokkanischen Wilden abtransportiert
. Während meine Frau am Einpacken der Koffer war, erschien schon M. Lavaux,
principal de douane, um unser Heim zu beanspruchen.

Am 12. Nov. 1924 konnte ich nach Trier zurückkehren. Ich hatte für meine Frau und
mich zwei Stübchen gefunden. Meine Kinder wurden bei zwei befreundeten Familien in
Pension gegeben. So haben wir neun Monate warten müssen, bis uns unsere Möbel zu-

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