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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 56
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0058
In »Mein Kampf« schrieb Hitler:

»Die gesamte Bildungs- und Erziehungsarbeit des völkischen Staates muß ihre
Krönung darin finden, daß sie den Rassesinn und das Rassegefühl instinkt- und
verstandesmäßig in Herz und Gehirn der ihr anvertrauten Jugend hineinbrennt.
Es soll kein Knabe und kein Mädchen die Schule verlassen, ohne zur letzten Erkenntnis
über die Notwendigkeit und das Wesen der Blutsreinheit geführt worden
zu sein.«

Und bereits 1920 im Programm der NSDAP hieß es:

»Volksgenosse kann nur sein, wer deutschen Blutes ist. Kein Jude kann daher

Volksgenosse sein«.
In ihm fand Hitler den Weltfeind Nr. 1. In »Mein Kampf« heißt es:

»So ist der Jude heute der große Hetzer zur Zerstörung Deutschlands. Wo immer

in der Welt wir Angriffe gegen Deutschland lesen, sind Juden die Fabrikanten.«
Gegen ihn ruft der Faschismus zum Kampf auf und weist dieser Bewegung als Aufgabe
zu,

»den bösen Feind der Menschheit als den wirklichen Urheber allen Leides, dem

allgemeinen Zorn zu weihen«.
Damit war für das 3. Reich die Formel geprägt, die Julius Streicher mit seinem »Stürmer«
propagierte:

»Die Juden sind unser Unglück.«

Diese Formel wies einen Weg, der Deutschland auf den tiefsten Stand menschlichen
Gruppenhasses sinken ließ, ein Weg, unter dem wir heute noch leiden.

Hitler war beileibe nicht der Erfinder des Antisemitismus. Im Altertum, im Mittelalter
und in der Neuzeit gab es immer Pogrome gegen die Juden. Die Kirchen, katholisch
oder lutherisch, trugen daran ein gerüttelt Maß an Schuld. Und die Juden selbst haben
mit der Arroganz des auserwählten Volkes, Gottes eigenes Volk einzig und allein zu
sein, wesentlich dazu geholfen, gehaßt zu sein und verfolgt zu werden.

Hitler benutzte geschickt dieses »Anders-Sein-Wollen«. Es paßte in die Blutstheorie,
in die These vom nordischen Menschen, von der überlegenen Rasse. Gobineau, Schopenhauer
und Chamberlain formten ein Rassenbild, das Hitler übernahm.

Ein Rassenideal wurde geschaffen, blond, stark, hochgewachsen und blauäugig, ein
Bild, dem fast keiner der führenden Nazis entsprach. Dieser deutsche, nordische
Mensch verkörperte schlechthin das Gute. Rosenberg formuliert es um zur Religion,
wenn er schreibt:

»Heute erwacht ein neuer Glaube, der Mythos des Blutes, der Glaube, mit dem
Blut auch das göttliche Wesen der Menschen überhaupt zu verteidigen.«
Er fordert:

»Wer das neue germanische Ideal verweigert, wird zum Hochverräter an seinem
Volk erklärt und aus der Volkgemeinschaft ausgestoßen.«

Der Judenhaß war nicht typisch nationalsozialistisch. Hitler und seine Bewegung
brauchten ein Ventil. Dazu bot sich der Jude an. Auf Grund seiner Sonderstellung durch
Jahrhunderte hindurch waren die meisten Juden in einer wirtschaftlichen Ausnahmestellung
. Kaum einer war Handwerker oder Bauer. Sie saßen meist in den besseren Berufen:

34,3 % der Bankherren waren Juden

10,9 % der Ärzte

16,5 % der Anwälte,

und der Anteil der Juden im Handelsgeschäft, das auch in wirtschaftlichen Krisen blühte
, betrug 18,4 % der Erwerbspersonen.

Und nun denken sie an die Krisen, die die Endzwanzigerjahre erschütterten, die Zahl
der Bankrotte, die wirtschaftliche Not und die Massenarbeitslosigkeit!

Das mußte bei den anderen den Neid hervorrufen. Kleinbürgertum und mittelständisches
Gewerbe - auch hier in Lörrach - sahen darin eine Gefahr. Dazu kam noch die na-

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