http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0065
Das Mitglied Adolf Müller wurde zum ersten Bürgermeisterstellvertreter und Bruno
Tödten zum zweiten Stellvertreter gewählt.
Erstmals am 4. Januar 1946 trat dieses »Gemeinderatskomitee« im Rathaus Schopfheim
zusammen. Bürgermeister Hirling eröffnete die Sitzung als Vorsitzender, begrüßte
die Mitglieder des Komitees und machte sie mit den wichtigsten und einschlägigen Bestimmungen
der jetzt wieder gültigen Badischen Gemeindeordnung vom 5. 10. 21 vertraut
. Daraus geht herv or, daß man einfach zuerst einmal an die Zeit vor der Nazidiktatur
anknüpfen mußte, um ein demokratisches Leben in Gang zu setzen.
In dieser ersten Sitzung ging es um den Friedhof und hier besonders um Kaufgräber,
die trotz einer Preissteigerung von 200 % nach wie vor sehr begehrt waren. Dabei wurde
das Stadtbauamt auch beauftragt, die durch Fliegerbomben beschädigte Friedhofmauer
raschestens wieder instand setzen zu lassen. Anläßlich dieses Fliegerangriffs wurden
auch Kaufgräber vernichtet. Bei den behandelten Personalangelegenheiten ist besonders
interessant, daß seit Ende Mai 45 die Gemeindepolizei nur noch mit einem Beamten besetzt
war. Dies wurde als unerträglicher Zustand bezeichnet.
In dieser ersten Sitzung wurde der Verwaltungsrat der Bezirkssparkasse Schopfheim
neu bestellt. Folgende Schopfheimer Persönlichkeiten bildeten den ersten Verwaltungsrat
nach dem Krieg:
1. Müller Adolf, Erster Beigeordneter
2. Knobel August, Kaufmann
3. Scherr Karl, Bäckermeister
4. Schnerring Adolf, Gipsermeister
5. Klein Adolf, Bürgermeister aus Hasel
6. Sänger Georg, Landwirt aus Maulburg
7. Faller Emil, Bürgermeister aus Fahrnau
8. Schultheiß Johann Frieder, Landwirt aus Wies-Wambach
9. Hasler Gustav, Bürgermeister aus Elbenschwand.
Interesssant ist am Ende dieser Bestellung folgender Satz: »Die Genannten sind politisch
unbelastete Persönlichkeiten und haben der ehemaligen NSDAP nicht als Mitglied
angehört.« Auch die Betreuung der Stadtbücherei wurde in dieser ersten Sitzung behandelt
. Willi Ucker wurde zum Bibliothekar bestellt. Dieses Amt hatte er dann bis 1981 in-
ne.
Schon damals gab es Diskussionen um Bäume, die gefällt werden sollten. So wurde beschlossen
, daß anstelle der in der Bahnhofs- und Bismarckstraße gefällten alten Kastanienbäume
, die wegen ihres Alters eine Gefahr für die Passanten waren, im Frühjahr
Neupflanzungen möglichst gemischt als weiße und rote Kastanien vorgenommen werden
sollen.
In der zweiten Sitzung des Komitees vom 21. 1. 46 wurde die Inhaftierung des Ratschreibers
Elfner durch die französische Besatzungsbehörde bekanntgegeben. Dabei
wurde gefordert, daß dem Bürgermeister die Möglichkeit gegeben werden muß,vor solchen
Verhaftungen Gelegenheit zu einer Stellungnahme über die zu verhaftende Person
zu geben.
In dieser Sitzung wurden auch verschiedene Kommissionen gebildet. So wegen der
angespannten Wohnungslage eine Wohnungskommission, in die die Herren Adolf Müller
sowie August Zimmerer, Fritz Buchheimer und Hans Lutz berufen wurden. Auch
ein Beirat für Holzversorgung wurde bestellt. Für das Kulturwesen wurde Studienrat
Hilbert als Referent benannt und ihm als Mitarbeiter die Herren Alfons Fleig, ebenfalls
Studienrat, und Max Müller, Musiklehrer, sowie Emil Faller als Bürgermeister beigegeben
. Obwohl Emil Faller in Fahrnau bereits Bürgermeister war, wohnte er noch in
Schopfheim und konnte so in entsprechende Kommissionen berufen werden.
Für die Ortsstraßenunterhaltung wurden die Herren Adolf Müller und Albert Kiefer
bestellt.
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