Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 64
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0066
Ein zentrales Problem in den ersten Nachkriegs jähren war die Versorgung der Bevölkerung
mit Lebensmitteln. Nach wie vor mußten Lebensmittelkarten ausgegeben werden
. Wie froh man über jede Spende von Lebensmitteln war, geht aus einem Protokoll
des Gemeinderatskomitees vom 8. 2. 46 hervor, wonach mit großer Genugtuung und
Dankbarkeit zur Kenntnis genommen wurde, daß der Stadt Schopfheim eine Spende
vom Internationalen Roten Kreuz in Form von 1000 kg Käse und 400 kg Zucker zukommen
wird.

So finden wir auch in dem Protokoll vom 2. 4. 46 einen Beschluß, der besagt, daß die
Lebensmittelkarten für Mai an Männer im Alter von 16 bis 50 Jahren nur dann ausgegeben
werden dürfen, wenn der Nachweis über eine Beschäftigung oder zumindest eine
Meldung beim Arbeitsamt vorliegt. Diese Maßnahme sollte auch auf weibliche Personen
ausgedehnt werden.

Die erste demokratische Wahl der Gemeinderäte nach dem Krieg war am 15.9. 1946.
Es waren 8 Gemeinderäte zu wählen. Die Auszählung der Stimmen brachte folgendes
Ergebnis:

Müller Adolf, Geschäftsführer, Sozialdemokratische Partei
Faller Walter, Mechaniker, Sozialdemokratische Partei
Maurer Julius, Braumeister, Sozialdemokratische Partei
Tödten Bruno, Malermeister, Kommunistische Partei
Kiefer Albert, Bauunternehmer, Christlich Soziale Volkspartei
Dr. Hoch Wilhelm, Rechtsanwalt, Christlich Soziale Volkspartei
Vogt Gustav, Friseurmeister, Christlich Soziale Volkspartei
Hirling Johannes, Bürgermeister, Christlich Soziale Volkspartei

Gewählt wurde nach dem reinen Verhältniswahlrecht entsprechend der vorgeschlagenen
Listen der einzelnen politischen Vereinigungen. Der Gemeinderat bestand damals
zusammen mit dem Bürgermeister aus 8 Mitgliedern. Wenn man die politische Zusammensetzung
betrachtet, so standen vier Vertreter der Linksparteien vier Vertretern der
Christlichen Volkspartei gegenüber. Diese Partei wurde später die CDU. Hervorgegangen
ist sie vor allem aus der alten Badischen Zentrumspartei.

Die erste Sitzung des neugewählten Gemeinderates unter Vorsitz des Bürgermeisters
Hirling war am 15. Oktober 1946. Vor Eintritt in die Tagesordnung gab Gemeinderat
Adolf Müller im Namen der sozialdemokratischen Mitglieder des Gemeinderates folgende
Erklärung ab:

»Dertotale Krieg 1939 bis 1945isttotal verloren. Diese Tatsache stellt die Stadtverwaltung
vor fast unüberwindliche Aufgaben. Zu den schwierigsten Fragen zählen die Ernährung
, Wohnung, Kleidung und Heizung.

Dazu gehören weiter die Fürsorge für die Kriegsopfer, Witwen und Waisen, Kriegsversehrte
und die immer noch große Zahl unserer Kriegsgefangenen.

Die Nachkriegsverhältnisse haben auch unsere Schulen, welche insbesondere bis zum
Jahre 1933 in musterhaftem Zustand waren, in völlig unzulängliche Umstände gebracht.
Dies trifft in erster Linie für die Volks- und Gewerbeschule zu.

Um einigermaßen geordnete Verhältnisse in die nur unvollständig angeführten Gemeindesorgen
zu bringen, ist eine Uberprüfung der Finanzlage unserer Stadt notwendig.

Wir erklären uns bereit, an allen Aufgaben der Stadtverwaltung verantwortlich mitzuwirken
, unter der Voraussetzung, daß das Gesamtkollegium des Gemeinderates unsere
ehrlichen Absichten zu würdigen gewillt ist.

Sollte unsere Bereitwilligkeit zur ehrlichen und planmäßigen Mitarbeit auf Hindernisse
irgendwelcher Form, die sich aus den politischen Umständen ergeben könnten, stoßen
, so wird man die sozialdemokratischen Mitglieder des Gemeinderates, wenn die
Verhältnisse dies bedingen, in schärfste Opposition bringen.

Diese Erklärung ist in das Ratsprotokoll aufzunehmen.
Schopfheim, den 15. Oktober 1946
gez. Adolf Müller, W. Faller, Julius Maurer.«


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0066