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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 67
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0069
Wir sind uns der Schwierigkeiten aller Art bewußt und übersehen nicht, was eine umfangreiche
Abtretung landwirtschaftlich genutzten Geländes auf dem Gebiet der Ernährung
bedeutet. Im Interesse einer weiteren günstigen Entwicklung des ganzen Gemeinwesens
, welches die Ansiedlung einer ausgleichenden Industrie mit sich bringen würde,
ist es vordringlich die Aufgabe der Stadtverwaltung, alles zu tun, um ein günstiges Ergebnis
zu erreichen. Diese Entschließung ist in das Ratsprotokoll aufzunehmen,
gez. Adolf Müller, Walter Faller, Julius Maurer.«

Der Gemeinderat schloß sich einmütig dieser Entschließung an und beauftragte die
Verwaltung, mit der Firma Ciba aus Wehr weitere Verhandlungen aufzunehmen.

Eine besondere Bedeutung in der Geschichte der Stadt Schopfheim hatte der 3. Mai
1948. An diesem Tag rückte Frau Anna Brutschin, geborene Meise, für den aus dem
Stadtrat ausgeschiedenen Julius Maurer auf der Liste der Sozialdemokratischen Partei in
den Gemeinderat nach. Bürgermeister Hirling verpflichtete die neue Stadträtin auf ihre
Aufgaben und stellte fest, daß zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt Schopfheim
eine Frau Mitglied des Stadtratskollegiums geworden ist.

Obwohl bereits 1919 das aktive und passive Frauenwahlrecht eingeführt wurde, war
in den 14 Jahren der Weimarer Republik nie eine Frau im Stadtratskollegium. So ist es
Frau Brutschin als erster Frau vergönnt gewesen, in diese »erlauchte Männergesellschaft
« aufgenommen zu werden. Daß es gerade die sozialdemokratische Fraktion war,
die durch Frau Brutschin erstmals eine Frau in ihren Reihen verzeichnete, braucht nicht
zu verwundern, denn wer die Geschichte dieser Partei kennt, weiß, daß sie sich immer
für die Gleichberechtigung der Frau auf allen Ebenen eingesetzt hat, so daß es eigentlich
nur eine natürliche Konsequenz war, wenn Frau Brutschin über diese Liste als erste Frau
in den Stadtrat kam.

Wie sehr sich in jener Zeit politische Tätigkeit während der Naziherrschaft negativ
auswirkte, geht aus der Tatsache hervor, daß der weit über die Stadt Schopfheim hinaus
bekannte Heimatforscher Karl Seith, der sich um die Geschichte der Stadt verdient gemacht
hatte, vom Schuldienst suspendiert war. Er wurde dann wieder in den Dienst aufgenommen
und der Volksschule Neuenburg zugewiesen. Diese Tatsache nahm der Gemeinderat
zum Anlaß, beim Kreisschulamt Lörrach, wie es damals hieß, nötigenfalls sogar
beim Unterrichtsministerium Freiburg geeignete Schritte zu unternehmen, um
Herrn Karl Seith eine Schule anzuweisen, die ein Verbleiben in der Stadt Schopfheim ermöglichte
. Dadurch sollten seine großen Fähigkeiten als geschichtlicher Heimatforscher
für die Stadt Schopfheim erhalten bleiben.

Daß diese Forderung im Gemeinderat positiv aufgenommen wurde, ist sicher der Tatsache
zuzuschreiben, daß man in Karl Seith höchstens einen Mitläufer bei den Nazis sah.

Die am 20. Juni 1948 durchgeführte Währungsreform hatte natürlich auch auf das
Haushaltswesen der Stadt Schopfheim Einfluß. So mußte in der ersten Gemeinderatssitzung
nach dieser Reform am 9. Juli 1948 eine neue Haushaltssatzung, die der nun gültigen
Währung Rechnung trug, verabschiedet werden. Aus dieser Tatsache heraus mußte
der Gemeinderat entscheidende Sparbeschlüsse fassen. Interessant ist in diesem Zusammenhang
, daß auf keinen Fall an der Lernmittelfreiheit der damaligen Volksschule gerüttelt
wurde. Dies zeigt, wie sehr dem gesamten Gemeinderat diese Schulform in Schopfheim
am Herzen lag.

Die Währungsreform hatte auch zur Folge, daß die Stadt Schopfheim bemüht war, einen
Personalabbau zu betreiben. So sollten sämtlichen Aushilfsangestellten der Stadtverwaltung
zum 31. 12. 48 gekündigt werden. Auch der beim Grundbuchamt beschäftigte
Karlheinz Brüderlin, der heute Leiter dieses Amtes ist, sollte zum 31. 12.48 aus den
städtischen Diensten entlassen werden, weil nach der damaligen Auffassung der Verwaltung
der Arbeitsanfall dieser Dienststelle ein längeres Verbleiben bei der Stadt nicht
mehr rechtfertigen konnte. Er blieb aber dann doch im Amt.

Am 11. Nov. 1948 war der Gemeinderat neu zu wählen. In dieser Abstimmung wurden
für die Sozialdemokratische Partei gewählt: Walter Faller, Anna Brutschin und Otto

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