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Auch in den Jahren 53 bis 56 stieg die Zahl der öffentlichen Gemeinderatssitzungen
nicht an. Wesentliche Punkte der öffentlichen Sitzungen waren der Rechenschaftsbericht
und der Haushaltsplan. Wegen der großen Raumnot in der Volksschule hatte der
Gemeinderat einmütig einen Neubautrakt mit Turnhalle und Hausmeisterwohnhaus beschlossen
.
In der Sitzung vom 28. 2. 1955 gab Bürgermeister Dr. Vener bekannt, daß die Vorarbeiten
soweit abgeschlossen seien, um einen Uberblick über die voraussichtlichen Kosten
zu haben. Das Gesamtprojekt wurde auf 1.159.000,— DM angesetzt.
Das war in der damaligen Zeit eine erhebliche Belastung für die Stadt, zumal die Kapitalaufnahme
die Stadt jährlich mit 60.800,— DM belasten wird. Trotzdem muß festgehalten
werden, daß diese Zahlen im Verhältnis zur heutigen Entwicklung bescheiden waren
. Der Gemeinderat war einmütig der Auffassung, daß die Schulerweiterung erfolgen
sollte, und war auch bereit, andere Projekte zurückzustellen. In diesem Zusammenhang
bat auch Bürgermeister Dr. Vetter um Verständnis für dieses Vorhaben in der Öffentlichkeit
.
Neben einer Erweiterung der Volksschule stand auch die Erweiterung des Städtischen
Krankenhauses zur Diskussion. In der Gemeinderatssitzung vom 23. Jan. 1956 beschäftigte
sich der Rat eingehend mit diesem Problem. Dazu war auch Chefarzt Dr. Hagmaier
eingeladen, der dem Gremium in einer ausführlichen Darlegung die Notwendigkeit einer
Vergrößerung darlegte. Ziel müsse sein, 220 Betten zu erreichen. Dazu wurden mindestens
drei Abteilungen gefordert. Der einstimmig gefaßte Beschluß des Gemeinderates
lautete:
»Die eingehenden Untersuchungen über den Bettenbedarf im Einzugsgebiet des
Städt. Krankenhauses Schopfheim werden zur Kenntnis genommen. Es wird festgestellt
, daß das vorhandene Gesamtbettenangebot von zur Zeit 135 Betten zu gering ist
und zu einer räumlichen Beengung im Städtischen Krankenhaus geführt hat, die auf die
Dauer untragbar ist. Das örtliche Bettenangebot soll daher in den kommenden Jahren
nach Maßgabe der finanziellen Leistungskraft der Stadt Schopfheim durch eine Erweiterung
des Krankenhauses etappenweise auf 220 Betten erhöht werden. Ziel der Erweiterung
ist ein allgemeines Krankenhaus mit folgenden Abteilungen:
Chirurgische Abteilung mit Gynäkologie und Geburtshilfe umfassend 140 Betten, eine
medizinische Abteilung mit Infektionsstation umfassend etwa 80 Betten.«
Aus diesem Beschluß geht eindeutig die dominierende Stellung des damaligen Chefarztes
Dr. Hagmaier, der ja auch Chirurg war, hervor.
In der Zwischenzeit ist zwar der Umbau des Städt. Krankenhauses vollzogen, jedoch
eine Erweiterung auf 220 Betten konnte nicht vertreten werden. Damals gab es ja noch
kein Krankenhausfinanzierungsgesetz, so daß die Stadt alle Kosten alleine hätte bezahlen
müssen.
Eine entscheidende Veränderung in der Verwaltungsspitze gab es am 1.8. 1956. Der
bisherige Stadtrechner Ernst Schwald aus Maulburg wurde von dieser Gemeinde zum
Bürgermeister gewählt. Dadurch war die Stelle des Stadtrechners der Stadt Schopfheim
frei. Der Gemeinderat wählte in geheimer Abstimmung Stadtoberinspektor Hans Köhler
vom Landratsamt. Dieser trat seinen Dienst am 1. 8. 1956 bei der Stadt an. Herr Köhler
war ein hervorragender Stadtrechner, und sein Fachwissen wurde weit über die Grenzen
des Kreises Lörrach hinaus geschätzt. Er hatte diese Funktion bis zu seiner schweren
Erkrankung im Jahre 1980 inne.
Durch das rollierende System waren bereits am 11. 11. 1956 wieder Gemeinderatswahlen
. Diese wurden nach der nun neuen Gemeindeordnung für Baden-Württemberg
vorgenommen. Danach sollte aufgrund der Größe der Stadt Schopfheim der Gemeinderat
16 Mitglieder haben. Da 1953 von den 12 gewählten sechs im Amt blieben, waren also
1956 10 Gemeinderäte zu wählen. Von diesen 10 gewählten entfielen auf die SPD vier
Sitze, auf die CDU drei Sitze, auf die FDP ein Sitz, auf die Freien Wähler ein Sitz, und
die Flüchtlinge erhielten einen Sitz. Von den nun Gewählten konnten 8 für 6 Jahre im
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