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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 77
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0079
Am 7. März 1947 trat die Kreisversammlung im Saal des Rathauses Lörrach zusammen
, um von der neuen Situation Kenntnis zu nehmen. Die Sitzung wurde vom stellvertretenden
Vorsitzenden Koch von der Christlich-Sozialen Volkspartei eröffnet. Er verlas
nochmals den o.a. Erlaß des Innenministeriums und erklärte Herrn Landrat Horcher
zum Vorsitzenden der Kreisversammlung. Er bat ihn um ein entsprechendes Begrüßungswort
sowie um Übernahme des Vorsitzes.

Interessant ist, daß in dieser Versammlung auch der Gouverneur der französischen
Besatzungsmacht Georges anwesend war. Herr Georges begrüßte den neuen Landrat im
Namen der Militärregierung und sprach ihm die besten Wünsche zu seiner Arbeit aus. Er
hoffe auf ein gutes Verhältnis zwischen Militärregierung und Landratsamt.

Diese Tatsachen zeigen, wie obrigkeitsstaatliches Denken damals noch vorherrschte.
Der Landrat wurde einfach vom Ministerium eingesetzt. Die Militärregierung hatte das
Sagen. Trotzdem schien der neue Landrat recht mutig zu sein. Er sprach im Beisein des
Herrn Gouverneur Georges auch von der Möglichkeit, daß Kritik zum Ausdruck komme
. Kritik und freie Meinungsäußerungen seien die Grundlagen einer wahren Demokratie
. Allerdings müsse die Kritik der Wahrheit entsprechen. Unwahre Kritik erschwert
die Zusammenarbeit und den Aufbau der Demokratie.

Immer wieder lief die katastrophale Ernährungslage wie ein roter Faden durch die Sitzungen
der Kreisversammlungen, die wir nun im einzelnen nicht aufführen möchten.
Interessant ist jedoch, daß vom Badischen Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung
für das Jahr 1946/47 folgender Anbauplan für die gesamte Kreisfläche festgelegt
wurde.

Brotgetreide - 3.500 ha Kartoffeln - 1.600 ha Zuckerrüben - 50 ha

Hafer - 1.000 ha Flachs und Hanf - 25 ha Hülsenfrüchte - 60 ha

Körnermais - 50 ha Ölfrüchte - 205 ha Feldgemüse - 300 ha

Es ist für uns heute fast undenkbar, daß so etwas einmal in dieser Form geschehen
konnte.

Wie sehr sich die französische Militärregierung auch in Angelegenheiten des Landkreises
einmischte, geht aus einem Schreiben vom 10. 9. 1947 an den Landrat des Kreises
Lörrach hervor. Das Schreiben hat folgenden Wortlaut: »Betr.: Diskussion des Verfügungsprojekts
betreffs Satzung der Kreisversammlungen.

Anläßlich der Kreisversammlung vom 13. Juni 1947 wurde auf Vorschlag von Herrn
Reinau von der Versammlung ein Vorhaben zur Änderung der Satzung der Kreisversammlungen
formuliert. Da dieses Problem gesetzgebender Art ist und keinesfalls unter
die Zuständigkeit der Kreisversammlung fällt, haben Sie die Aufhebung des sich mit dieser
Frage befassenden Beschlusses zu veranlassen. Sie haben mir über diesen Widerruf
und über die Zurückziehung des Antrages beim Innenministerium und beim Landtag
Bericht zu erstatten.

Allgemein betone ich die Notwendigkeit für die Kreisversammlung, strikte in den
Grenzen ihrer Zuständigkeiten zu bleiben, da sie eine Tendenz zeigt, sich davon entfernen
zu wollen.« gez. Georges, Kommandant.

Am 15. 1. 1948 wird Herr Dr. Heinrich Graser zum Landrat bestellt. Er hatte dieses
Amt bis zum 30. 4. 1955 inne.

In der ersten Sitzung der Kreisversammlung am 24. 2. 1948 im Saal des Rathauses Lörrach
stellte sich der neue Landrat vor, der, wie er betonte, ja im Kreis kein Unbekannter
sei.

Mit einer recht unangenehmen Angelegenheit hatte sich der neue Landrat gleich in der
ersten Sitzung zu beschäftigen. Die Demokratische Fraktion der Kreisversammlung hatte
folgenden Antrag eingebracht:

»Antrag der Demokratischen Fraktion der Kreisversammlung des Landkreises Lörrach
für die Sitzung vom 24. 2. 1948. Die Demokratische Fraktion stellt den Antrag, die
Kreisversammlung wolle beschließen, Herrn Kreisamtmann Weiß das Mißtrauen der


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