Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 4688,fm
Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 102
(PDF, 39 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0104
Die 85 Verteidiger erwarteten nun zusammen mit 4 Frauen und dem Schloßkaplan die
Sieger in der Schloßkapelle. Trotz strengster Musterung fand man unter ihnen keinen
Edelmann mehr, so daß man also allen verabredungsgemäß die Freiheit geben mußte.
Bei einbrechender Dunkelheit wurden die Gefangenen deshalb auf einem Schiff stromabwärts
nach Basel gebracht und dort bei der Klybeck, in der Nähe des heutigen Rheinhafens
, an Land gesetzt.

Unter den Freigelassenen befanden sich aber doch einige österreichische Adlige, die
sich derart verkleidet hatten, daß sie den Siegern nicht aufgefallen waren. Der Basler
Chronist Wurstisen berichtet in seiner Chronik von 1580, es seien unter der Besatzung
einige Adlige »der rechten Voglen in diesem Neste gewesen, welche sich verkleidet, beschissen
und bestäubet hatten, damit sie nicht erkennet wurden: nämlich, Herr Hans
von Falckenstein, Thüring von Hallwil, Balthasar von Bluomeneck, und einer von Wißneck
«15). Man kann sich wohl die Wut der Berner vorstellen, als sie erfuhren, daß sie ihre
Todfeinde schon in den Händen gehabt hatten und sie dann wieder laufen ließen.

Diese österreichischen Adligen sowie andere Freigelassene eilten in der Nacht sogleich
wider über Grenzach nach Säckingen zu Herzog Albrecht, der bei ihrer Ankunft vor
Freude geweint haben soll. Die Burg und Festung im Rhein war allerdings für die Österreicher
vorläufig verloren. In sie legten die Sieger nun eine Besatzung, und drei Tage später
, am 17. September, zog das siegreiche Heer unter dem Jubel der Bevölkerung wieder
in Basel ein.

Die Eroberung des Steins ermutigte die Sieger zu einem neuen Kriegszug. Dieses Mal
war ihr Ziel die Stadt Säckingen, welche einen wichtigen Stützpunkt der Österreicher
darstellte. Schon am 19. September 1445 zogen deshalb gegen 10000 Basler und Eidgenossen
auf dem rechten Rheinufer mit viel Geschütz vor die auf einer Insel gelegene
Stadt. Das erste Opfer dieses Zuges war aber nicht Säckingen selbst, sondern das Dorf
Schwörstadt, das zusammen mit dem dortigen Schloß von den Bernern wider den Willen
der Basler in Brand gesteckt wurde. Die Einäscherung Beuggens konnte dagegen von
den Städtern, wenn auch nur mit Mühe, verhindert werden.

Acht Tage nach Beginn der Belagerung Säckingens erschienen auf dem linken Rheinufer
noch 6000 Luzerner, Urner und Schwyzer als Verstärkung des Belagerungsheeres.
Nach weiteren zwei Wochen waren die Mauern der Stadt sturmreif geschossen, und die
Verbündeten rüsteten sich zum Sturmangriff. Doch da erreichte sie die Nachricht, daß
Herzog Albrecht mit einem Entsatzheer im Schwarzwald stehe und aus dem Wehratal
hervorzubrechen beabsichtigte. Daraufhin beschlossen die Anführer der Berner, von
der Belagerung abzulassen, wodurch auch die Basler gezwungen wurden, am 8. Oktober
ohne den erhofften Sieg nach Hause zurückzukehren. So scheiterte dieses Unternehmen
an der Zwietracht der Verbündeten, und Säckingen blieb glücklicherweise unzerstört.

Am 27. Oktober tauchte dann eine Schar österreichischer Reiter aus Neuenburg vor
Klein-Basel auf. Als die Städter diese vertreiben wollten, gerieten sie bei Riehen in einen
Hinterhalt und mußten diesen Ausfall mit zahlreichen Toten bezahlen.

In den folgenden Wintermonaten unternahm keine der beiden kriegführenden Parteien
größere Kriegshandlungen, sondern man beschränkte sich auf gegenseitige Uberfälle,
Brandstiftungen und kleinere Raubzüge. So zogen am 17. Januar 1446 die Basler mit
2000 Mann nach Wyhlen und raubten dort 100 Fuder Wein (1 Fuder = zwischen 750 und
1856 Liter). Erhard von Appenwiler beschreibt diesen Raubzug wie folgt: »Item die von
Basel zugend mit 2000 mannen, mit gezüge (Kriegszug), ... gon Wilen, und 300 karren,
wegen (Wagen); luodent die geschirre (Fässer) mit wine, mit gewalt«16\ Der Bearbeiter
des 4. Bandes der »Basler Chroniken«, August Bernoulli, ist allerdings der Meinung,
daß die Zahlen 2000 und 300 verschrieben seien und daß es sich nur um 200 Mann sowie
um 30 Karren und Wagen gehandelt habe17^.

Im Februar beschlossen die Verbündeten dann die Zerstörung der Rheinfestung auf
dem Stein, da sie für die Bewohner von Rheinfelden bei einer eventuellen späteren Rückgabe
an Österreich eine ständige Bedrohung darstellen würde. Trotz der Intervention

102


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0104