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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 111
(PDF, 39 MB)
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daß sy schier warent hungers verdorben; denn die herren zuo Sant Petter gend keinem
nit, daß er by uns müg belyben«.

Das heißt, die Stiftsherren haben ihren Weltgeistlichen wie so oft überall im Land ihren
Lohn, offenbar für einen auch bescheidenen Lebensunterhalt vorenthalten. Übrigens
auch noch nach der Reformation von 1556, als das Kloster St. Blasien und Stift St.
Peter weiterhin für manche Markgräfler Gemeinden den evangelischen Pfarrer besolden
mußten aus den Zehnteinkünften, die sie von ihren weiter lehenspflichtigen Dörfern bezogen
. Erringen gehörte St. Blasien als seinem Grundherrn seit 1445, Kirchen dem Basler
St. Peter-Chorherrenstift, das dann eng mit der Universität verbunden sein wird, seit
1261.

Schon Pfarrer Schmidt fragte vor 70 Jahren: »Das Schlimmste an diesen Fällen ist, daß
selbst dem Priester im Gotteshause nichts mehr heilig ist! Wo ist die größere Liederlichkeit
, bei jenen Priestern oder jenen Kirchenherren von St. Peter, die das Geld, den Zehnten
pünktlich und genau einziehen, ihre Geistlichkeit aber nicht oder nicht genügend bezahlten
, so daß diese, will sie nicht verhungern, geradezu stehlen muß oder, soweit sie
davor zurückschreckt, keinen anderen Ausweg weiß als, ob auch in der höchsten Festzeit
, wie in der Karwoche und an Pfingsten, davonzulaufen, um anderweitig Brot zu suchen
?!« Heute bezeichnet man solche Gründe als soziale Gründe.

Die kirchliche Betreuung Efringens durch einen St. Blasischen Mönch scheint sich
nach 1520 keiner großen Beliebtheit erfreut zu haben, denn schon wenige Monate nach
dem Bauernkrieg (1525), der auch in unsere Gegend hineinspielte, wird Markgraf Ernst
mit seinen Bauern einig: »Ein Lehnsherr soll die erledigte Pfarrei mit einem weltlichen
Priester und keinem Ordensmann besetzen«. Auch die Efringer gehörten zu jenen Gemeinden
, die sich noch zu dieser Zeit darüber beklagten, daß sie den vom Abt gesandten
Priester nicht zu Hause fänden, wenn sie ihre Kinder von ihm taufen lassen wollten.
Starb der leibeigene Bauer, dann mußte neben anderem dem Herrn das Besthaupt, also
das beste Stück Vieh im Stall abgeliefert werden. Das war der sog. Sterbfall, dessen Abschaffung
zu den 12 Artikeln der Bauernherrschaft gehörte, die von Memmingen, also
vom Allgäu aus im Bauernkrieg überall im Land, bis hinein ins Elsaß und den Sundgau
und hinauf nach Thüringen verbreitet und übernommen wurden. Konkret hieß der
Sterbfall oder das Besthaupt für die Efringer Gemeindeglieder, daß im Sterbfall gleich
zwei Stück Vieh abgeliefert werden sollten, da gleich 2 St. Blasische Propsteien ihre Ansprüche
erhoben, nämlich Bürgeln und Weitenau.

Noch ausführlicher sind die Klagen der Kirchener, daß man ihnen von St. Peter in Basel
nur »verloffene« Priester aus allen Bistümern und Landen schicke, und natürlich immer
den, welcher »allerwenigest nimpt«. In 40 Jahren hätten sie 29 Priester von dieser
Art gehabt. Der erstere Mangel, daß ihre Pfarrer nicht aus der Heimat waren, sondern
von weit her bis von Thüringen und Augsburg und dem Berner Oberland, wie ihr 1. Kirchenpräsident
Simon Sulzer, sollte allerdings auch nach 1556 noch anhalten, wo von 40
evangelischen neueingesetzten Pfarrern nur drei Markgräfler waren!

Wenn abschließend in der Beschwerde der Gemeindeglieder von damals allerdings der
Geiz der Herren von St. Peter dafür herhalten muß, daß »unser Gotteshaus und der Gottesdienst
abnimmt von Tag zu Tag«, so fragt man sich schon, ob das damals und heute
nicht auch noch andere Gründe, eventuell auch auf Seiten der Gemeindeglieder, gehabt
haben mag als die Ortsfremdheit und schlechte Bezahlung der Geistlichen.

Schon der erste evangelische Pfarrer Efringen-Kirchens nach 1556 war wieder ein
Ausländer: Thomas Schorndorf aus Basel. Da die Efringer Pfründe besser ausgestattet
war als die Kirchener (vom knausrigen Basel her versehene), zog er nach wenigen Monaten
weiter nach Efringen. Darnach aber soll es sich gebessert haben nach den Aufzeichnungen
von Pfr. Wilhelm Kumpf, den manche von Ihnen wohl auch noch gekannt haben
. »Von nun an sind die Pfarrer sehr oft hochgebildete Männer, haben rechtmäßig ihre
Familien, bleiben auf ihren Stellen, u. U. drei oder vier Jahrzehnte, und sind bereit, als
Betreuer ihrer Gemeinden Leiden und Widerwärtigkeiten auf sich zu nehmen«. (Kirche

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