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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 114
(PDF, 39 MB)
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schof« über die vier Diözesen Rötteln, Schopfheim, Badenweiler bzw. Müllheim und
Hochberg sollte noch etwas näher beleuchtet werden.

Schon am 28. 2. 1556 machte der Antistes am Basler Münster und Nachfolger Oeko-
lampads, Simon Sulzer, den Markgrafen auf die Ähnlichkeit der Augsburger Confession
von 1530 mit der Basler Confession von 1534 aufmerksam. Sulzer war 1536 nach Wittenberg
zu Luther und Melanchthon gereist, hatte ihre Vorlesungen gehört und war recht
eigentlich lutherisch angehaucht worden. Darum galt Basel in den ersten Jahrzehnten
nach seiner Reformation 1529 auch als mehr lutherisch als calvinistisch, besonders in seiner
Abendmahlslehre. Dies änderte sich freilich wieder gegen Ende des 16. Jahrhunderts
.

Simon Sulzer stammte aus dem Haslital ob Meiringen am Brünigpaß, er wurde Schüler
des Rottweilers Berthold Haller, der Bern reformiert hat, kam dann erst nach Basel, wo
er Oekolampads Schüler wurde und mit Simon Grynaeus zusammenarbeitete. Aber
auch starke Kontakte mit den Straßburger Reformatoren Bucer und Capito haben ihn
beeinflußt. Wieder über Bern kam er zurück an die Basler Universität und via Wittenberg
noch einmal nach Bern, wo er Haller und den Inzlinger Prediger Franciscus Kolb
als Zwinglianer vorfand. Dort entspann sich ein zähes Ringen zwischen Zwinglianern
und Lutheranern. Sulzer knüpfte Verbindungen mit dem Neuenburger Reformator
Guillaume Farel und mit Calvin in Genf. Nach der Niederlage des evangelischen
Schmalkaldischen Bunds in der Schlacht bei Mühlberg an der Elbe, wo Karl V. deren
Heer vernichtend schlug und das Augsburger Interim diktierte, das von allen reformatorischen
Errungenschaften nur noch Priesterehe und Laienkelch duldete, wurden alle
Schweizer aus Deutschland nach Zürich zurückgerufen, so daß der lutherische Einfluß -
Luther selbst war schon gestorben-in der Schweiz fortan ausgeschaltet wurde. Als 1548
in Lausanne über 90 Thesen disputiert wurde und der Berner Rat 10 Sätze davon beanstandete
, stellten die Zwinglianer diese so dar, als ob ein neues Papsttum mit Messe, Ohrenbeichte
und förmlicher Priesterherrschaft wieder installiert werden sollte. Der Rat
entschied nach Zwinglianischen Vorschlägen, und trotz Calvins Eintreten für Sulzer beschloß
er dessen Ablösung, so daß er-nach Mjähriger Amtszeit als Berner Pfarrer- 1548
endgültig nach Basel ging, dort Professor der Hl. Schrift wurde und 1553 Antistes am
Münster, also die angesehenste Pfarrstelle Basels bekam und den Kurs Basels im besagten
Sinn bestimmen konnte. Viele andere Einflüsse kamen durch die Glaubensflüchtlinge
aus Locarno, dem Piemont, Frankreich und England nach Basel, wo sie Sulzer gastlich
aufnahm, während der Basler Rat aus politischen Rücksichten die Aufnahme der Pie-
montesen ablehnte. Uber die bunte Herkunft der ersten evangelischen Prediger im
Markgräflerland nach 1556 orientiert das »Kleine Kirchenbuch vom Wiesental... 1556-
1956« (Schopfheim 1956, S. 28 ff.).

Anmerkungen der Redaktion:

1) Prof. August Kluckhohn, der als Mittelalter-und Kirchenhistoriker zwischen 1857 und 1893 eine
große Anzahl von Büchern und Schriften veröffentlicht hat, besonders zur Reformationsgeschichte
und zur Geschichte der mittelalterlichen Vorstellung vom Gottesfrieden »Treuga Dei«.

2) Jacob Truckenbrot war 1516 in Freiburg als Constantiensis (Geb. ca. 1490) und 1539/40 in Basel
immatrikuliert. Erst Priester in Rheinfelden, dann Predigerund Pfarrer der Basler Kirche, 1535-
41 Hofprediger des Markgrafen Ernst (offenbar auch am Basler Hof) 1541- 64 Pfarrer zu
St. Theodor in Klein-Basel, hier t 1564.

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