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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 123
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0125
außerordentlichem Interesse, noch früher eine Papiermühle bei Schopfheim nachweisen
zu können.

Die Formen wären zunächst als Ortsbezeichnungen zu deuten, auch im Zusammenhang
mit dem Personennamen Cuntz, der in Verbindung mit den beiden Ortsbezeichnungen
auftaucht. Gehen wir zuerst auf die Bezeichnung »zer Eyche« ein. Sie kann sich
auf eine Eiche beziehen, vielleicht auf eine Mühle »zer Eyche«, aber auch auf ein Haus
genannt »Zur Eiche«, ein Hausname, der wenigstens am Anfang des 15. Jahrhunderts in
Basel auch belegt ist. (Alle Häuser im historischen Basel hatten Namen, keine Nummern
). Von der Sprache her muß der Ortskundige bezweifeln, daß ein Schopfheimer
oder Eyemer diesen Ort in so früher Zeit »Eych« oder »Eychen« als Lieferant gesprochen
oder geschrieben hätte. Bei ihm hätte der Ort »Eye« geheißen, und diese Redeweise
wäre dann auch ins Basler Rechnungsbuch gekommen. »Zer Eyche« muß uns eher als
baselstädtisch vorkommen. Es könnte sich also um eine Warenhandlung oder einen
Händler im Haus »Zer Eyche« in Basel gehandelt haben. Ähnliches gilt für einen Cuntz
Schopfheim. Der Beiname Schopfheim kann ein Herkunftsname sein, wie in vielen frühen
Fällen, in denen die Endung -er (Schopfheim-er) noch fehlt. Einen Cuonrat
(Cuontz) Sch., der das Basler Bürgerrecht bekam und in die Safranzunft eintrat, gibt es
tatsächlich. Er war »cremer«, also kein Groß- sondern Kleinhändler. Aber im 14. Jahrhundert
waren es gerade mehrere Ladenhändler, die Papier und alle anderen Schreibutensilien
gehandelt und auch an den Rat geliefert haben. Die Belege »zSchopfheim«
können sich also auch auf eine Handlung oder ein Haus »zum Schopfheim« beziehen.
Kälin kommt zum Schluß, daß man diese Belege auf einen oder zwei Krämer, Händler
namens Cuntz beziehen muß, die in Häusern »zer Eych« und »z'Schopfheim« ihr Gewerbe
getrieben haben, solange eben, als nicht nachgewiesen ist, daß bei Schopfheim
oder in »Eye« eine Papiermühle bestand und gearbeitet hat. Die sprachlichen Bedenken,
die den Ausdruck »Eychen« betreffen, stammen nicht von Kälin, sondern vom Berichterstatter
.

Sehr viel genauer sind die Quellen Kälins im Falle von Lörrach. Er drückt sich vorsichtig
aus: »Nachzuweisen ist eine Papiermühle in nächster markgräflicher Nachbarschaft
1497 in Lörrach. Vermutlich hat sie aber schon 25 Jahre früher bestanden und wurde von
Basel aus gegründet«. Kälin fand in den Rechnungsbüchern des Basler Groß- und Fernhändlers
Ulrich Meltinger, der in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts eines der größten
Handelshäuser Basels jener Jahre geführt hat, ins Papierergewerbe fallende Güter. Sein
Handelsgut bestand in »Stahl, Honig, Wolle, Fischen, Hirtzhorn, Schürlitz« (farbig gewebten
Leinen- und vielleicht auch schon Baumwollstoffen), »Spezereien, Blei, Papier,
Leim und Lumpen, Hosen, Tuch, Seife und Getreide«. Die Waren sind nach der Häufigkeit
der Vorgänge gereiht, nicht nach den gehandelten Mengen oder Werten. Uns interessieren
natürlich die für die Papierherstellung benötigten Lumpen, die aus Leinenhadern
bestanden haben. Kälin zitiert aus Meltingers Rechnungsbuch (fol. 5or, 51r):

»Michel papirmacher (Michel Gallician) stot folio 51

Item Michel papirmacher sol mir, er und Andreß Bischof, 24 zenter und 27 lb
lunpen, ward inen under zwuren, schikten sy gon Loerach in der fasten anno
1472

Item Andreß Bischof sol mir 24 lb 5 s um 2427 lb Lunpen, wert ich Michel papirmacher
, schikt er gen Loerach in der fasten anno 1472, zalen uff herbstmeß ze
Frankfurt / komen under zwuren (in zwei Sendungen)

Item sol aber 20 lb 5 s um 2027 lb lunpen, gab ich inen uff mitwuchen for SantJo-
hans tag anno 1472 (Juni 17)

Item aber sol er 31 zenter und 30 lb luter lonpen, nam der von Loerach noch sant
Margretten tag anno 1472 (Juli 15)
(Die Zahlung erfolgte, als Bischof am 29. August 1472 zur Frankfurter Messe aufbrach.

Solche Dreiecksgeschäfte waren damals häufig).

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