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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 124
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0126
Die Gegenrechnung findet sich in Meltingers Rechnungsbuch auf fol. 308 r und 308 v,
dort sind dieselben Mengen (samt Empfänger) festgehalten, die Ulrich Meltinger von
seinem Bruder Marty erhalten hatte.

Nach diesen Belegen ist Michel Gallician als Eigentümer und Verpächter einer Papiermühle
in Lörrach anzusehen, die 1472 in Betrieb war. Die Gallician waren 3 Brüder aus
Casella im Piemont, einem alten Papiermühlenort, heute Caselle di Stura nordwestlich
von Turin, auch Caselle Torinese genannt. Zunächst arbeiteten wohl alle drei in einer
oder beiden Papiermühlen, die dem damals bedeutendsten Fernhändler Basels im St.
Albantal gehörten, Heinrich Halbysen dem Jüngeren. Er handelte auch mit dem Papier
seiner Papiermühlen, ohne selber Papierer zu sein. Er verpachtete sie. Genau dasselbe tat
auch Michel Gallician. Selber Papierer war dagegen sein älterer Bruder Anton, der nach
Halbysen die größte Rolle im Papierergewerbe Basels gespielt hat. Der jüngste der Brüder
, Hans, wurde Mitglied der Safranzunft und »cremer« und taucht nach dem Erwerb
des Basler Bürgerrechts in den Akten nicht mehr auf.

Daß die Lörracher Papiermühle wirklich dem Michel Gallician gehört habe, schließt
Kälin aus zwei Umständen. Zunächst war das Papierergewerbe damals in starker Expansion
begriffen, es gab deshalb Schwierigkeiten bei der Rohstoffbeschaffung. Die Basler
Papiermühlen mußten ihre Leinenlumpen aus dem benachbarten französischen Gebiet
und aus der Grafschaft Montbeliard beziehen. Bern z.B. gab 1467 dem einzigen Papiere-
rer auf seinem Gebiet, der in der Nähe von Bern produzierte, ein Privileg für die Beschaffung
seiner Lumpen im Gebiet von Bern, das fast doppelt so groß war als der heutige
Kanton. Wohl auch deshalb hatte der Basler Rat 1471 beschlossen, künftig die Errichtung
neuer Papiermühlen am St. Alban-Teich nicht mehr zuzulassen (S. 160). Kälin
meint, daß dieser Ratsbeschluß etwa 10 Jahre aufrechterhalten worden sei. Es blieb also
einem Unternehmer im Papierergewerbe nichts anderes übrig, als auswärts in der Nähe
Papiermühlen zu errichten oder zu übernehmen. Wenn er die dann mit dem knappen
Rohstoff Leinenlumpen beliefert hat, ist nur der Schluß möglich, daß es sich um einen
ihm eigenen Betrieb oder mindestens um einen durch einen Pächter von ihm abhängigen
Betrieb gehandelt hat.

Wer dieser Pächter war, wissen wir nicht. Es bieten sich aber zwei Möglichkeiten an.
Einmal kommen Mitglieder der Papiererfamilie Pastor in Frage, »Bartholome Pastor,
der am 21. August 1492 die Safranzunft erwarb, war nach dem Zeugnis Wackernagels3]
1497 als Papierer in Lörrach tätig«. So Kälin. Die Pastor stammten aus demselben pie-
montesischen Dorf wie die Gallician. Der Älteste muß einige Zeit vor 1455 nach Basel
gekommen sein; mit Anton Gallician, dem älteren Bruder von Michel G., war er verschwägert
. Der in Lörrach tätige Bartholome Pastor war allerdings kein direkter Nachfahr
des ersten Basler Pastor (mit Vornamen Anton). Die zweite Möglichkeit wäre, daß
in dieser frühesten Zeit um 1470 schon ein Mitglied der Basler Familie Mennlin in Lörrach
als Papierer tätig gewesen sein könnte. Für 1508 - 1518 ist Fridlin Mennlin (Herbster
^ nennt offenbar irrtümlich einen Felix) aus dieser Familie als Betreiber der Lörracher
Papiermühle belegt. Die Familie Mennlin ist nach Basler Uberlieferung jüdischen
Ursprungs und in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts nach Basel zugewandert. Nach einer
St. Peter-Urkunde (1489) war eine Agnes Männlin die Ehefrau des Basler Papierers
Peter Schlegel. Die Familie Mennlin könnte also durchaus auch schon früher Interessen
im Papierergewerbe gehabt haben.

Fürs Wiesental kann man zusammenfassen, daß bei Kälin die Frage aufgeworfen wird,
ob in der Vogtei Schopfheim schon in den Jahren 1375 ff. eine Papiermühle gearbeitet habe
oder ob nicht eher einer von Schopfheim mit diesem Herkunftsnamen damals in Basel
u. a. als Papierhändler tätig war. Zur Klärung der Frage wäre eine Untersuchung der ältesten
im Schopfheimer Stadtarchiv vorkommenden Papiere wünschenswert.

Für die Geschichte des Lörracher Papierergewerbes ist von Bedeutung, daß Kälin für
1472 den Betrieb der ersten Papiermühle nachweist, von der er mit guten Gründen an-

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