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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 137
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25.000 Paar Schuhe, 50.000 Zentner Heu, 25.000 Zentner Weizen, 12.000 Sack Haber
und dazu noch 2 Millionen Pfund an Geld. Das Land wurde damit ausgesaugt. Die Gemeinden
wurden veranlagt und die Beamten nach Vermögen und Einkommen taxiert.
Steinen zahlte 2.500 Gulden, Höllstein nur 1.000. DerHüsinger Lehrer bezahlte 50 Gulden
, der Steinener nur 20 Gulden.

Im September 1796 setzte der Rückzug der Franzosen ein. Wieder wurde das badische
Oberland stark betroffen. Die Dörfer waren überfüllt von Truppen. Jeder Bürger hatte
10-15 Mann zu verköstigen. Die Truppen hatten in Schwaben alles mitgenommen, was
sie erwischen konnten. Der Steinener Pfarrer schreibt:

»Das Schwabenland muß schändlich ausgeraubt worden sein. In Lörrach lagern
sie sich scharenweise auf den Matten vor der Stadt und legen ihren Raub zum
Verkauf aus.«

Gold, Silber, Kleider, Möbel, Pferde, Waffen, Vieh, alles wurde angeboten und zum
billigen Preis verkauft, bis das Oberamt diesem Handel Einhalt gebot.

Die zurückgehenden Truppen gebärdeten sich wie im Feindesland. Lörrach hatte bei
diesem Rückzug Glück. Zwar zogen riesige Züge durch die kleine Stadt, und die Bürger
hatten Tag und Nacht alle Türen und Fensterläden geschlossen. Als in der »Krone« ein
Feuer ausbrach, getraute sich anfangs keiner zu Löscharbeiten. Doch geplündert wurde
hier nicht. Unser zeitgenössischer Gewährsmann Herbst meint:

»Durch Generäle und Stabsoffiziere, welche der Stadt gut waren, wurde diese
vor Raub und Unglück bewahret, das sonst unvermeidlich gewesen wäre.«

Doch hart wurde das übrige Oberamt Rötteln getroffen. Der Geheime Rat von Edels-
heim bezifferte den Schaden, der dem Amte beim Rückzug der Moreau'schen Armee zugefügt
wurde, mit IV2 Millionen Gulden.

Die Franzosen plünderten und stahlen, sie brannten Häuser ab und mordeten. In Rötteln
, Tumringen und Brombach wurde alles kurz und klein geschlagen. Im Pfarrhaus auf
Rötteln wurden die Betten in sinnloser Wut aufgeschnitten und die Federn auf den Hof
gestreut. Hühner, Gänse und Schafe wurden in der Kirche am offenen Feuer gebraten,
und aller Wein wurde ausgetrunken oder verschüttet.

So geschah es im ganzen Grenzland:

»Das allergeringste war, daß man über Vermögen Fressen und Saufen herschaffen
mußte.«

Den Franzosen folgten die Kaiserlichen. Auch sie bedrängten die Bevölkerung, die erneut
zum Schanzen nach Hüningen mußte:

»Die kaiserlichen Offiziere und Corporale waren nicht weniger hart und schlugen
oft ohne Mitleiden auf die Leute zu.«
Und mit Angst und Schrecken hörte man auf das Grollen und Donnern der Kanonen, die
auf und von Hüningen gefeuert wurden.

Bis zur Jahrhundertwende war unser Raum Tummelplatz fremder Heere, mal Franzosen
, mal Kaiserliche. Trotz der badischen Neutralität wurde aus Land und Leuten herausgepreßt
, was nur ging. Im Arpil 1799 verlangten die Franzosen von der Stadt unter
Androhung militärischer Exekution

»soviel Mannspersonen als nur immer entbehrt werden können, nach Basel zum
Schanzen«.

Sie mußten sich für drei Tage mit Verpflegung eindecken und zur Hälfte Schaufeln,
zur Hälfte Pickel mitbringen. Die Umlandsgemeinden wurden aufgefordert, allen Haber
und alles Heu abzuliefern, weil die Stadt es nicht allein aufbringen konnte. Der Lörracher
Bürgermeister war verantwortlich, daß diese Lieferungen nach Basel ins Militärmagazin
kamen. Weil Lörrach zu wenig Gespanne hatte, mußten Hauingen und Haagen
im täglichen Wechsel einen Dreispänner stellen. Oft waren es bis zu 40 Gespanne, die
vom Lörracher Marktplatz oder der Sammelstelle in der Wallbrunnstraße unter der Leitung
des Schneiders Ludin aus Lörrach zur Heuwaage nach Basel fuhren. Bauern, die
Holz, Kartoffeln oder anderes auf den Markt nach Basel bringen wollten, mußten 5 Wel-

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