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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 138
(PDF, 39 MB)
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len Stroh beim Lörracher Bürgermeister abliefern, um passieren zu dürfen. Die Behörden
teilten ankommende Truppenverbände vorzeitig den Ortsvorstehern mit, damit die
Gemeinden Vorsorgen konnten,

»um aller üblen Behandlung auszuweichen«.
Das Oberamt forderte auf, die Truppen

»so freundlich und höflich aufzunehmen und zu behandeln und zu keinem Streit

Anlaß zu geben«.

Wenn eine Gemeinde in Lieferzwang kam, spang der Nachbarort in die Bresche. Oft
waren es 10 Tausende von Soldaten, die verpflegt werden mußten. Am 15. März 1801 benötigte
man 30.000 Brotrationen. Auf Anordnung mußte jeder Brotlaib 4 Pfund wiegen,
um so leichter portioniert werden zu können.

Das alles lastete schwer auf der Bevölkerung des Oberamtes am Ende des alten Reiches
. Mit Interesse wurden daher die Verhandlungen in Rastatt verfolgt und das Scheitern
des Kongresses bedauert. Doch erst nach dem Wiener Kongreß kehrte das normale
Leben in Lörrach ein, das zwischenzeitlich großherzoglich-badische Bezirksstadt war.

Lassen Sie mich eine zweite Seite aufschlagen im Buch der Geschichte dieser für unsere
Raumschaft so ereignisreichen Jahre.

Die neue Epoche der Weltgeschichte, von der Goethe sprach, signalisierte sich hier
nicht nur durch Masseneinquartierungen, Frohndleistungen und Kontributionen, nicht
allein durch Angst und Schrecken bei groß und klein, bei arm und reich. Sie hatte in unserem
Raum auch einen geistig-politischen Niederschlag gefunden, der sich in einer vielfältigen
Art von Unruhen unter der Bevölkerung manifestierte.

Die Ideen der französischen Revolution, das aufgeklärte Denken der Zeit, die Uberwindung
der selbstverschuldeten Unmündigkeit machten nicht an der Grenze Frankreichs
Halt. Die drangen über die Grenzen zu uns, auch ins badische Oberland hinein.
Nicht umsonst läßt Goethe Klio, die Muse der Geschichte, schwärmen:
»Denn wer leugnet es wohl, daß hoch sich das Herz ihm erhoben,
Ihm die freiere Brust mit reineren Pulsen geschlagen,
Als sich der erste Glanz der neuen Sonne heranhob,
Als man hörte vom Rechte der Menschen, das allen gemein sei,
Von der begeisternden Freiheit und von der löblichen Gleichheit!«

Die Parole Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, die Aussicht auf Lösung von der Untertanenschaft
und der Willkür der Ämter und Beamten und eine Ablösung des absolutistischen
monarchischen Systems durch eine Republik, die Hoffnung auf eine Volkssouveränität
, faßten auch hier in Lörrach und Umgebung Fuß und breiteten sich aus.

Die französische Revolutionsregierung förderte dies natürlich auch mit allen Mitteln,
und so war unsere Gegend ein Jahrzehnt lang am Ende des alten Reiches Mittelpunkt revolutionärer
Unruhen mit dem Ziel, eine Deutsche Republik oder eine Republik für das
souveräne badische Volk zu errichten.

Geistige, politische und soziale Komponenten vereinigten sich dabei, unterstützt von
französischem Geld, oft unter dem Schutz französischer Waffen und wohlwollend geduldet
von den freisinnigen, der Monarchie abholden Schweizern.

Es begann mit Flugschriften, die aus Straßburg, aus Basel und Rheinfelden in die
Markgrafenschaft und in den Breisgau geschmuggelt wurden. Damit sollte das Landvolk
revolutioniert werden. Die Autorität des Fürsten wurde darin in Frage gestellt und damit
auch sein Recht, Abgaben und Frohnden zu verlangen. Sie gipfelten in der Aufforderung
, das herrschaftliche Joch abzuschütteln, denn aus der Wiege der Freiheit werde der
allgemeine Frieden erwachsen.

Der Markgraf verstärkte daraufhin seine Grenztruppen und verschärfte die Grenzübergangsbestimmungen
. Die Ämter am Rhein erhielten Weisung, auf Spitzel und
Agenten zu achten, die Unruhe stiften sollten. In manchen Orten der Markgrafschaft
war es bereits zu bedrohlichen Unruhen gekommen, die mit Militär niedergeschlagen

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