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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 139
(PDF, 39 MB)
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werden mußten. Uberall murrte bereits das Volk über die Lasten, die die Kriegsgefahr
ihm aufbürdete, und es kam auch zur Verweigerung von Quartierauflagen. Dazu kamen
Beschwerden des Volkes über Wildschäden und herrschaftliche Regalien. Auch die Bildung
des Landsturms versetzte die Bevölkerung in Unruhe. Sie wollte nicht kämpfen, sie
wollte Ruhe und Frieden.

Das aber versprachen die Franzosen in einer recht geschickten Propaganda. Aus Basel
kam ein Flugblatt »Aufruf an die Deutschen«, in dem es hieß, sie sollten nicht gegen die
Franzosen kämpfen, sondern vielmehr die eigenen Fürsten zum Frieden zwingen oder
auch deren tyrannisches Joch abwerfen.

Basel wurde zum Mittelpunkt der revolutionären Propaganda. Die dortige Gesandtschaft
hatte die Aufgabe, das Oberland für eine Revolution reif zu machen. Durch ein
Dekret des Wohlfahrtsausschusses wurde 1794 der Gesandte Barthelemy beauftragt,
Geheimagenten in die Länder der Koalition zu entsenden mit dem Auftrag, die Gesinnung
der Völker in Bezug auf die Republik zu erforschen und sie für die Grundsätze der
französischen Republik günstig zu stimmen. Motor war dabei der Gesandtschaftssekretär
Bacher. Im Juli 1794 berichtete er dem Außenminister:

»Ich bin zur Zeit damit beschäftigt, die Markgrafschaft Baden, den Schwarzwald
und Württemberg so zu bearbeiten, daß die Leute dieses Landes vorbereitet werden
, uns im nächsten September gut zu empfangen oder auch früher, wenn wir
zur Formierung einer Armee am Oberrhein kommen, um diesen Fluß zu überschreiten
, den größten Schlag führen zu können und das einfachste Mittel zur
Revolutionierung ganz Deutschlands zu erlangen. Ich habe geschickte Agenten,
die mich mit allen Kräften unterstützen.«
Dritter und vielleicht aktivster Revolutionstreiber war der Marquis von Poterat. Er war
eine zwielichtige Gestalt und, durch die Revolution aus dem Gefängnis befreit, mit ihr
nach oben gespült worden. Großsprecherisch bot er dem Direktorium in Paris an,
Schwaben in einem Monat zu erobern. Er schreibt weiter:

»Wir haben schon mit einigen Führern dieser Gegenden konferiert. Sie planen,
das ganze Land in Aufstand zu bringen, d.h. die Markgrafschaft und den Breisgau
. Sobald wir unsererseits imstande sein werden, sie zu unterstützen, können
sie in der Markgrafschaft 20.000 Mann, alle bewaffnet, zusammenziehen und
10.000 Mann im Schwarzwald.«
Vom Direktorium erhielt Poterat am 4. Mai 1796 die feierliche Vollmacht, »den Bewohnern
des Markgrafentums Baden, des Breisgaus und jeder anderen Gegend Deutschlands
, welche ihre Unabhängigkeit sich zu verschaffen wünschen«, den mächtigsten Beistand
der fränkischen Republik versprechen zu dürfen. Es war der ausdrückliche Wille
des Direktoriums, diese Volksbewegung auf dem rechten Rheinufer zu unterstützen.
Den deutschen Volksfreunden wurde feierlich versichert,

»daß sie von den Franken, ihren Brüdern, niemals nichts für ihre Freiheit zu befürchten
, wohl aber alle Unterstützung und Beistand zu gewärtigen haben«.
Vom französischen Außenminister Delacroix erhielt er schriftlich den Auftrag, in
Süddeutschland eine Republik zu errichten, Nationalgarden aufzustellen und Vertreterversammlungen
einzuberufen. An die Generalität ging die Weisung,
»der Freiheit in Deutschland Eingang zu verschaffen«.
Auf deutscher Seite gab es eine Reihe begeisterter Anhänger der Revolutionsidee,
Männer, die von einer deutschen Republik träumten. Bedeutendster Kopf der süddeutschen
Revolutionäre war der Durlacher Georg Friedrich List. In unserem Raum war
Ernst Jägerschmidt aus Kandern führend. Der Kern seiner Mitarbeiter bestand aus Pfarrer
Wix aus Feuerbach, Pfarrer Eisenlohr aus Bettberg, dem Britzinger Vogt Dörfflin-
ger, den Vögten von Mappach und Efringen und dem Sohn des Müllheimer Burgvogts,
Christoph Höver. Es waren keine bezahlten französischen Agenten. Sie waren deutsche
Revolutionäre, Idealisten. Von Poterat erhielten sie zwar Instruktionen und Proklama-

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