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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 143
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0145
Reitzenstein schreibt am 19. Februar 1798, nachdem er seiner innigsten Uberzeugung
Ausdruck verleiht,

»daß in diesem Landesteil keineswegs mehr von den revolutionären Gesinnungen
als in anderen Gegenden Deutschlands zu befürchten sei«,
folgendes:

»Das Oberamt Rötteln teilt sich sowohl in physischer als moralischer Rücksicht
in zwei voneinander sehr verschiedene Hälften, das Rebland und den Wald. Vorzüglich
vom ersteren gilt, was soeben von der größten Volksmasse des Oberamtes
erwähnt worden. Die Einwohner des Röttlischen Reblandes gehören zu den
kultiviertesten und aufgeklärtesten von ganz Deutschland. Sie sind dabei im ganzen
von guter und sanfter Gemütsart.«
Anders schätzt der Landvogt die Bewohner des Waldes ein. »Sie sind gefühllos, hartherzig
, prozeßsüchtig, verstritten, halsstarrig und mißtrauisch gegen die Regierung,
doch bei aller äußeren Rohheit sehr feine, spitzfindige und stark grübelnde Leute.«

Karlsruhe handelte wiederum schnell. Zwar wurde die Einführung der Landstände
abgelehnt. Doch wurden der Bevölkerung kleinere Erleichterungen zuteil.

Wie ernst die Situation im Oberland nun in Karlsruhe genommen wurde, zeigt sich
daran, daß Markgraf Karl Friedrich selbst nach Lörrach eilte, um im Oberamt Rötteln
nach dem Rechten zu sehen. Im März 1798 unterrichtete er sich selbst über die Stimmung
seines Volkes. Er wurde mit Jubel begrüßt. Seinem Sohn schrieb er:

»In dem Oberamt Rötteln habe ich viele sehr gut gesinnte Leute angetroffen, es
gibt aber auch noch übelgesinnte, doch sie sind bei weitem der kleinste Teil.«
Die Unruhen im Oberland schienen damit bereinigt, das Land beruhigt zu sein.
Doch es schwelte im Untergrund weiter. Deutsche Republikaner agierten im Elsaß
und in der Schweiz und waren in Verbindung mit den französischen Behörden. In Basel
entstand eine »Literarische Gesellschaft«, die vom Lörracher Oberamt als Propagandistenclub
eingeschätzt wurde, und auch französische Offiziere gaben deutschen Freunden
zu verstehen, daß

Deutschland »einer Revolution nicht entgehen könne, da solche eine Folge des
großen Plans ihres Gouvernements sei«.
Und Lörrach war immer ein wichtiger Punkt. Aus einem Untersuchungsbericht über
Unruhen in Bayern und Württemberg kennen wir den Weg der Verschwörerpost. Aus
der Schweiz kam sie nach Lörrach, von hier nach Tuttlingen, von dort nach Ulm, Augsburg
, Regensburg und München. Ein gebürtiger Lörracher, Bäckermeister Vollmer -
auch Remlow genannt - war der Hauptkurier. Andere Kurierwege führten von Lörrach
nach Stuttgart und Heidelberg. Die Lage Lörrachs in der Nähe des demokratisierten Basels
mit seiner großen Druckereikapazität war für diese Zwecke ausgesprochen günstig.
Und Basel war zudem den republikanischen Bestrebungen gegenüber sehr aufgeschlossen
.

Diese setzten 1799 verstärkt ein. Im Februar trafen sich die Revolutionäre aus Baden-
Württemberg, dem Bistum Speyer, aus der Schweiz und dem Elsaß in Rheinhausen.
Hofrat Hugo berichtete aus Lörrach über ein Gespräch mit dem Festungskommandanten
aus Hüningen, nachdem Oberländer Bauern diesen von ihren Revolutionsabsichten
unterrichtet hatten. Und um dieselbe Zeit erschien eine Druckschrift in Süddeutschland
- in Basel bei Samuel Flick gedruckt - mit dem Titel:

»Entwurf einer republikanischen Verfassungsurkunde, wie sie in Deutschland
taugen möchte, Im 7. Jahr der Mutterrepublik.«
Roth hielt Jägerschmidt für den Autor. Dies ist jedoch sehr fraglich.
Auf jeden Fall war sie stark verbreitet, und Amtmann Roth meldete aus Lörrach, daß
von dieser Konstitution

»ganze Ballen auf Güterwagen ins Württembergische geschickt wurden und über
200 Markgräfler durch Unterschrift diesem Verfassungsentwurf zugestimmt hätten


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