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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 144
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0146
Der Lörracher Oberamtsassessor Meier wandte sich beschwerdeführend an den Regierungsstatthalter
in Basel und erfuhr,

»daß sich schon einige Individuen aus dem Badischen bei ihm gemeldet hätten,
um ihn um Rat zu fragen, wie eine Revolution zu bewirken und auszuführen

sei.«

Karlsruhe wurde von Alarmnachrichten erfüllt. Uberall tauchte diese Verfassungsurkunde
auf, und Pfarrer Herbst bemerkt, daß der Entwurf gierig aufgenommen und ein
großer Teil des Volkes von diesen Ideen ergriffen wurde.

In einem Spitzelbericht aus Basel vom 5. März, der von Lörrach nach Karlsruhe geschickt
wurde, heißt es:

»Ob revolutioniert wird oder nicht, wissen nur diejenigen, die im Geheimnis
sind. Gewiß aber ist, daß durch den Mainzer Clubbisten Maier ein Insiegel durch
den hiesigen Petschinstecher Huber verfertigt und gestern Mittag abgeholt worden
, wovon ich den Abdruck gesehen mit der Umschrift: souveränes badisches
Volk.«

Im selben Bericht heißt es auch, der Befehlshaber der französischen Donauarmee, General
Ferino, habe erklärt, wenn das deutsche Volk eine andere Verfassung annähme,
würde er es dabei beschützen.

Besorgt wandte sich der Markgraf an das helvetische Direktorium und führte Beschwerde
über die Basler Umtriebe. Von den »Bürgern Direktoren« - wie er sie im Stil
des Revolutionsjargons anredet - erwartete er, Unterstützung »zur Entdeckung und Bestrafung
solcher Ruhestörer« zu bekommen.

Der Markgraf bittet, insbesondere beim Graveur Huber die Namen der Besteller und
Käufer des Siegels der badischen Republik zu erfahren. Er bittet, die Herstellung und
den Vertrieb der rot-gelb-blauen Kokarde, das Zeichen der Republik, zu unterbinden
und auch den weiteren Druck und Verkauf der »Constitution« zu stoppen. Dies alles
sind für Carl Friedrich Tatbestände, die zum Umsturz der deutschen Verfassung im allgemeinen
und der Aufwiegelung seiner Untertanen im besonderen dienen. Mit einem
Appell an die freundnachbarlichen Beziehungen schloß der sorgenvolle Brief des badischen
Regenten. Das Schweizer Direktorium hielt jedoch die Umtriebe für das Werk unbedeutender
Leute und lehnte darum »nähere und doch am Ende fruchtlose Nachforschungen
« ab.

Mehr Hilfe fand die badische Regierung bei den Leuten, auf die die Aufrührer bauten,
bei den Franzosen. Auch an die französische Gesandtschaft in Rastatt und an das Direktorium
in Paris wandte sich der erschreckte Geheime Rat in Karlsruhe. Dem Baron
von Reitzenstein wurde versichert, daß die französische Regierung an der Aufwiegelei
keinen Anteil habe und daß sie diese Schurkereien ernstlich verabscheue. Roberjot, der
französische Gesandte in Rastatt, wandte sich an Talleyrand, es bestehe die Gefahr, daß
durch solche revolutionären Unruhen eine neue Koalition gegen Frankreich entstehen
könne.

Talleyrand gab darauf einen Befehl heraus, wonach die französischen Truppen angewiesen
wurden, revolutionäre Bestrebungen nicht mehr zu begünstigen. Damit standen
die deutschen Revolutionäre allein da, waren ihrer besten Stütze beraubt. Die Bewegung
schien eingeschlafen zu sein.

Sie flackerte nur einmal noch im Lörracher Räume auf. Im März des Jahres 1800 meldete
Amtmann Roth dem badischen Geheimen Rat Gayling:

»daß mehrere unruhige Köpfe in unserer Gegend von der ganz geänderten Den-
kungsart des französischen Gouvernements nicht unterrichtet sind.«

Sie zeigen neuerliche revolutionäre Bewegungen. Roth meint:

»Der ganze Anhang besteht zwar nur aus ganz verdorbenen schlechten Leuten.
Aber eben deswegen, weil diese Leute nichts zu verlieren haben, sind sie gefährlich


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