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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 181
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0183
Hauptkonservator i. R. Martin Hesselbacher gestorben

von Ingeborg Hecht

Wenige Monate vor seinem 75. Geburtstag ist am 3. Juni 1983 in Freiburg Martin Hesselbacher
gestorben. Am 28. September 1908 in Karlsruhe geboren, studierte er in seiner
Heimatstadt und in Dresden Architektur, arbeitete u. a. beim Hochbauamt in Mannheim
und leitete nach dem Krieg das Wiederaufbaubüro der Freiburger Kliniken.

Im Jahre 1956 aber hat er (bis 1973) den ihn am meisten beglückenden Berufszweig gefunden
: Er wurde Leiter des Staatlichen Amtes für Denkmalpflege in Freiburg, und es
oblag ihm fortan, das kulturelle Erbe seiner Heimat zu schützen. Von der überwachenden
und beratenden Tätigkeit - wie etwa bei der originalgetreuen Wiedererrichtung der
Wallfahrtskirche Birnau - bis zur eigenen Entscheidung hinsichtlich der Wiederherstellung
und Rekonstruktion verfallener Denkmäler wie bei der ottonischen Sankt-Cyriak-
Kirche in Sulzburg, reichte seine Verantwortung, von karolingischer Kunst bis zum Jugendstil
. Abends saß er über den Achtstundentag hinaus zu Hause zwischen bunten
Schwarzwalduhren, die durch altersschwaches Rasseln, Ticken oder Schweigen ein ehrwürdiges
Alter dokumentierten und seine Sammlerleidenschaft verrieten, und zeichnete
Grundrisse, schrieb Aufsätze, bereitete Vorträge vor; denn es gehörte zu seinen selbstauferlegten
Pflichten, in der Öffentlichkeit um Verständnis zu werben für den Schutz
vor übertriebenem Fortschritt. Sein oft aufreibender Kampf galt der Erhaltung ganzer
Ortsbilder, die er ins Denkmalsbuch eintragen ließ, und zäh verhandelte er mit Bürgermeistern
, mit privaten und staatlichen Sachwaltern um Burgen und Schlösser, um Kirchen
und Kapellen, um Fachwerkhäuser, Brücken und Brunnen. Oft saß er bei den Bauern
in der Küche und erklärte ihnen geduldig, warum sie aus ihren alten schönen Höfen
kein gesichtsloses Anwesen aus Stein und Glas machen sollten. Einmal beschwor ihn die
Altbäuerin eines Hochschwarzwaldhofes: »Wenn Sie nicht dafür sorgen können, daß es
in meiner Kuchi heiter wird, bekomm ich kei Schwiegertochter!« Das eben waren die
Probleme: er mußte sich um ein sinnvolles Nebeneinander von Gestern und Heute bemühen
. Er hat also der besorgten Bäuerin nur zustimmen können und tat's mit seinem
berühmten ansteckenden Gelächter; denn er war vergnügt, er verstand es, in Schwarzwaldküchen
wie in Bürgerhäusern den rechten Ton zu treffen. Und so hat er mit seiner
Liebenswürdigkeit, seiner temperamentvollen Uberzeugungskraft und seinem Sinn fürs
Anekdotische dafür sorgen können, daß landauf landab zwischen Rastatt und dem Bo-

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