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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
45.1983, Heft 2.1983
Seite: 188
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-1983-02/0190
»Er vertrat die Freie Reichsstadt auf fast allen Reichstagen. Als Angehöriger des Reichsregiments
wirkte er während des Bauernkrieges im Jahre 1525 besänftigend auf beide Parteien
. Auf dem Reichstag zu Speyer 1529 war er die treibende Kraft der PROTESTATION.
Der Schmalkaldische Bund verdankt hauptsächlich ihm seine Entstehung.«

Sturm war der große Gegenspieler Karls V., und nach der Niederlage der Protestanten mußte er
die wohl schwerste Aufgabe seines Lebens übernehmen: am 21. März 1547 fiel er in Nördlingen
dem Kaiser zu Füssen, um Straßburg vor dem Schicksal der übrigen Reichsstädte zu bewahren und
das Schlimmste abzuwehren.

Daß sich bei den Porträts vieles überschneidet, läßt sich wenn zwei Autoren über das gleiche Thema
schreiben, nicht vermeiden. Umso eindringlicher lernen wir die oft dramatischen Schicksale der
Reformatoren kennen, ihre theologischen Vorstellungen (denen wir Laien nicht immer folgen können
), ihre Erfolge und ihre Enttäuschungen: so mußte Bucer, der schon einmal bei Nacht und Nebel
aus Weißenburg hatte flüchten müssen, 1564 auf Druck des Kaisers auch Straßburg verlassen.

U. a. auch im Kapitel »Geben und Nehmen« begegnen wir der vielseitigen Diakonissin, Schriftstellerin
und Ehefrau Katharina Zell (1497-1562); ihre besondere Sorge galt neben der geistigen Arbeit
auch der tätigen Sorge um die Flüchtlinge - womit ein für die Stadt ehrenvolles Stichwort gefallen
ist: Straßburg hat viele der verfolgten Protestanten aufgenommen.

»Reiche und arme Leute haben sich eingefunden... (sie) kamen aus den nahen badischen
Gebieten, aus Frankreich und aus Flandern... Eine ganze Gruppe aus England... (die) gaben
den Straßburgern das Beispiel glaubenstreuer Menschen. Die bedeutendste unter ihnen
, wie Calvin... lehnen an der Straßburger Hohen Schule. Einige... haben sich wirksam
in das Straßburger Handelswesen und Handwerk eingeschaltet.«

Uber Johannes Sturm (1507-1589) steht in der Zeittafel:

»deutscher Humanist, Pädagoge und Schulorganisator. Gründet 1538 mit Jakob Sturm das
protestantische Gymnasium, das später zur Universität ausgebaut wurde.«

Achtundzwanzig Jahre lang war Johannes Sturm Schulherr, und ihm dankte die Hohe Schule ihren
in die Welt ausstrahlenden Ruf. Wissen und Weisheit wollte er einer Elite vermitteln, den künftigen
Repräsentanten im öffentlichen Dienst von Kirche und Stadt; besonderen Wert legte er dabei
auf das Lateinische und die Rhetorik. Vornehmlich das Straßburger Geschichts- und das Jurastudium
wurden berühmt, und auch »mancher süddeutsche Pfarrer wurde hier ausgebildet«. Eine
ebenso weltweite und wichtige Wirkung ging von den Straßburger Druckereien aus. Man hat ausgerechnet
, daß im 16. Jahrhundert zwischen 5000 und 6000 Bücher gedruckt worden sind. Humanistische
, protestantische, katholische, volkstümliche Werke; Schulbücher, juristische und politische
Schriften aus Straßburg waren auch im übrigen Europa zu finden. Dazu kommen noch die berühmten
Bibeleditionen. In dem großartigen Angebot von Illustrationen ist ein schönes weihnachtliches
Bild von Hans Baidung Grien aus einer Laien-Bibel, von 1540 gedruckt. — Seiten aus einem lateinisch
-französisch-deutschen Wörterbuch aus dem Jahr 1575 weisen darauf hin, daß man den
Flüchtlingen aus Frankreich das Eingewöhnen erleichtern wollte. - Bei alledem ist es nicht verwunderlich
, daß Straßburger Gelehrte und Diplomaten gefragte Ratgeber waren, auch bei den Monarchen
wie Karl V., Heinrich VIII., Franz L »Bis nach Ungarn und Skandinavien erstreckte sich
der... Einfluß«. Und Marc Lienhard endete seinen Teil:

»Auf diese Weise war das Schicksal der Stadt vorgezeichnet: Herz Europas zu sein, im Herzen
Europas sich zu entfalten.«

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JAKOB WILLER behandelt in 26 Kapiteln das europäische Schicksal im Zusammenhang
mit Straßburg und holt, was die Vorgeschichte angeht, weit aus. »Reich und Rom« nennt er
den historischen Einstieg, dann kommen die Kapitel:

»Die Kirche« - »Die freie Reichsstadt« - »Der Humanismus« - »Der Kaiser« - »Luther« -
»Worms 1521« »Die Ebernburg« - »Vor dem Sturm« - »Zwingli« — »Jakob Sturm von

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