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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
46.1984, Heft 1.1984
Seite: 21
(PDF, 35 MB)
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Gulden an Geld, die übrigen 300 Gulden jährlich auf Weihnachten (anno 1708 zum erstenmal
mit 40 Gulden) ... und ist Meister Rudolf Schickele vor den Käufer Bürg.« Durch
eine kurze Randbemerkung »quittieren« Caspar Jaekh und Joseph Schaf, daß am 11.
September 1717 die 400 Gulden bezahlt waren.

Aus diesem notariellen Akt geht hervor, wie und wo Daniel sich niederließ und wie
eng er mit seinem Bruder verbunden blieb. Andere Dokumente tragen seine Unterschrift
als Käufer von Matten, Äckern und Reben in verschiedenen Teilen des Bannes.

Die Ehefrau, Eva Schirmeyer, ist Mitkäuferin, hat selbstverständig etwas mitzureden,
wie man bei uns im Elsaß sagt. Gehörte sie nicht zu einer der alteingesessenen Handwerkerfamilien
, da Vater und Großvater Schuhmachermeister in der Stadt gewesen waren.
Der Geschlechtsname Schirmeyer (Schürmeyer) sowie derjenige der Ringelstein der
mütterlichen Ahnen der Ehefrau reichen über den 30jährigen Krieg hinaus.

Es ist wohl nicht durchführbar, die aufgestellte Ahnenreihe in ihrem gesellschaftlichen
Gefüge zu verfolgen. Ein großer Mangel an Notariatsurkunden läßt es nicht zu. Bereits
was den ersten elsässischeingebürgerten Ahnen, Daniel Schickeli, betrifft, fehlen sowohl
sein eigenes Inventanum wie auch dasjenige seiner Gattin. Kein Heiratsvertrag liegt vor.
Doch wissen wir durch Eintragungen in den Kirchenbüchern, daß sein Sohn Jacob, der
Ahne des Dichters, wieder in die Familie Ringelstein einheiratete, das Handwerk seines
Vaters mit dem Stand eines Weinbauern vertauschte, daß der Schwiegervater, Georg
Ringelstein, in seinem glücklicherweise erhaltenen Inventarium als »Rebmann« bezeichnet
wird. Auf diese Weise gründete Jacob Schickele 1732 durch seine Heirat mit Jacobea
Ringelstein eine Winzerfamilie, welche einige Generationen hindurch in ihren Weinbergen
tätig war. Sein Bruder Anton jedoch und dessen Nachkommen widmeten ihr Leben
hauptsächlich dem Handwerkerstand.9)

Betrachtet man, sofern die Dokumente es zulassen, die angeheirateten Familien, so erweisen
sie sich im Lauf von etwa zwei Jahrhunderten rein elsässischer Herkunft: sie wurzeln
im Unter-Elsaß, im Weinstädtchen Mutzig und seiner Umgebung.

Dies gilt für die väterliche Ahnenreihe mit ihren elsässischen Familiennamen und ihrer
Mundart. Anders jedoch verhält es sich mit den Ahnen mütterlicherseits.

Es ist längst bekannt und hervorgehoben worden, daß die Mutter des Dichters kein
Wort Deutsch sprach, »es wahrscheinlich nie im Ernst lernen wollte*, jedoch das literarische
Werk ihres Sohnes warm unterstützte. Eine innige Liebe verband Mutter und Sohn.
Liebe, welche sich oft in zarten Zügen in seinem Werk widerspiegelt. Nicht ohne Stolz
bemerkt er in seinem Buch »Die Grenze«: »Zum Glück bin ich der rechte Sohn meiner
Mutter. Sie lachte gern und aus tiefstem Herzen.«

Man darf sich die Frage stellen, wie wurde dem Dichter das Glück zuteil, eine solche
Mutter zu haben, die ihm ebenfalls zur Zweisprachigkeit verhalf.

Wie so oft im Elsaß spielten auch hier geschichtliche Ereignisse und Entwicklungen in
das Familienverhältnis hinein. Als im Jahre 1874 Jacques Antoine Schickele von Mutzig
sich in Alt Münsterol (früher Montreux-Vieux) mit Marie Elisabeth Ferard, welche 1847
in Fontaine, damals im Departement Haut Rhin, zur Welt kam, war das Elsaß, seit drei
Jahren wieder zum Deutschen Reich geschlagen worden, doch nicht ohne zähe Verhandlungen
Ende Februar und anfangs Mai 1871. Es ging um Beifort und sein Gebiet.
Diese »Herrschaft Beifort* wurde unter vielen Gebietern seit uralten Zeiten als »Territorium
des Elsaß« betrachtet. Vor 1870 bildete sie den südlichen Teil des Ober-Elsaß.
Nachdem Frankreich den Krieg verloren hatte, forderte Bismarck im Februar 1871 das
ganze Elsaß, also auch Beifort und sein Gebiet, Metz und einen großen Teil Lothringens.
Durch vorsichtiges und hartnäckiges Verhandeln wurde zuerst Beifort auf Grund seines
heldenhaften Verhaltens während des Krieges Frankreich belassen. Durch den Frankfurter
Frieden (10.5.1871) wurde ein Teil des Gebietes erweitert und ebenfalls wieder
Frankreich einverleibt. Dies jedoch konnte nur erreicht werden durch die Preisgabe einiger
lothringischer französischsprechender Ortschaften an Deutschland. Strategische
und wirtschaftliche Hintergründe waren im Spiel. Nicht berücksichtigt wurde die

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